| # taz.de -- Kommentar über Drogenrazzien in Bremen: Verfehlter Ressourceneinsa… | |
| > Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde sollten andere Prioritäten | |
| > als die Bekämpfung von Drogendealern. | |
| Bild: Tatort Bremen-Steintor: Unter anderem in diesem Viertel bekämpft die Pol… | |
| Leistet die Polizei Bremen mit ihren aktuellen Drogenrazzien gründliche | |
| Arbeit? Kriminaltechnisch, strategisch – vermutlich schon. Macht die | |
| Polizei ihren Job? Absolut. Ist das sinnvoll? Nein. | |
| Über acht Monate hat die Polizei in Bremen einen Schwerpunkt-Einsatz gegen | |
| Drogenkriminalität gefahren. Allein bei den beiden Razzien im Oktober kamen | |
| 270 PolizistInnen zum Einsatz. Die Ermittler haben, da wird man ihnen wohl | |
| nicht widersprechen, den Fokus auf die „Hintermänner“ des Drogengeschäfts | |
| gerichtet. Mehr auf die „großen Haie“ als auf die „kleinen Fische“, wi… | |
| es im Titelsong zur TV-Serie „Großstadtrevier“ lernen. | |
| Dabei sind illegale Drogen für die Polizei jedoch so etwas wie Alfred | |
| Hitchcocks Kunstgriff des „McGuffin“ für den Filmplot: Es kommt nicht mehr | |
| auf das eigentliche Objekt an, sondern es geht nur noch darum, dass sich | |
| die Geschichte darum weiterdreht. Was das für die Drogenbekämpfung heißt? | |
| Die Substanzen sind illegal, damit Geschäfte zu machen, fällt in den | |
| Bereich organisierter Kriminalität, die Polizei beißt an und kann einen | |
| enormen Apparat an Überwachung, Kriminaltechnik und Personal bemühen. Am | |
| Ende stehen manchmal polizeiliche Erfolgsmeldungen wie die in Bremen. | |
| Doch derartige Drogenbekämpfung ist nicht mehr zeitgemäß. Selbst die | |
| Polizei erklärt, dass es immer Konsumenten geben wird. Die | |
| gesellschaftliche Diskussion ist ohnehin weiter, sie denkt – langsam – in | |
| Richtung Legalisierung. Zu recht: Anders als behauptet, entsteht auch bei | |
| „harten“ Drogen der größte Schaden erst durch die Prohibitionspolitik –… | |
| unsauberen Stoff, unsauberen Spritzen, zerstörten Leben durch die soziale | |
| Tabuisierung, Einknastung bis hin zu den Toten der Drogenkriege. Alles, | |
| weil ein Vorgang, der Drogenkonsum, geächtet ist, bei dem die Akteure | |
| niemandem sonst schaden als sich selbst – wenn überhaupt. Aber dass Leute | |
| sich auf Skiern einen Berg herunterstürzen ist auch nicht verboten. | |
| Zumindest beim Cannabis hat das auch die Bremer Politik verstanden. Die | |
| rot-grüne Koalition will dessen Konsum über einen Modellversuch | |
| legalisieren. Dass die Bremer Polizei bis dahin Ressourcen verschwendet, um | |
| unter anderem Cannabisdealern auf die Schliche zu kommen, ist absurd. | |
| Klar: Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde können wohl nicht | |
| ignorieren, dass Drogen illegal sind. Aber: Sie könnten andere Prioritäten | |
| setzen. Wir sind uns zum Beispiel alle einig, nicht von | |
| Selbstmordattentätern attackiert werden zu wollen. Hier gäbe es viel zu tun | |
| – und hierfür könnte man vielleicht sogar verkraften, dass Beamte | |
| Überstunden anhäufen. | |
| 18 Oct 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
| ## TAGS | |
| Legalisierung | |
| Polizei Bremen | |
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