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# taz.de -- Flüchtlings-Hilfe in Nord-Deutschland: Kiel will es für Hamburg s…
> Schleswig-Holstein hat fast 8.000 freie Plätze in der Erstaufnahme – und
> prüft, ob dort Flüchtlinge aus Hamburg wohnen können.
Bild: Mehr Platz gibt es in Schleswig-Holstein: In Hamburg schlafen über 6.000…
HAMBURG taz | In Hamburg wohnen über 6.000 Flüchtlinge immer noch in
ehemaligen Baumärkten und Gewerbehalle, mehrere Hundert sogar in Zelten.
Deutlich entspannter ist die Lage in Schleswig-Holstein. Dort sind von rund
14.900 Plätzen in den Erstaufnahmen fast 8.000 nicht belegt.
Man prüfe nun, ob Flüchtlinge aus Hamburg vorübergehend dort wohnen können,
erklärt Innenministeriums-Sprecher Patrick Tiede. „Es ist der politische
Wille, Hamburg zu helfen“, sagt er. Von dieser Idee hatte vergangene Woche
Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben im taz-Interview gesprochen. Nun
scheint es konkrete Gespräche zu geben.
Die 13 Erstunterkünfte in Schleswig-Holstein sind in festen Gebäuden. Wie
das Abendblatt berichtet, bietet zum Beispiel die ehemalige Rantzau-Kaserne
im Kreis Bad Segeberg rund 2.000 Betten, die zur Hälfte leer sind. Auch die
kleinste Erstunterkunft, ein früheres Internat bei Wentdorf hat von 300
Betten nicht mal die Hälfte belegt.
„Es gibt freie Plätze und wir sind darüber froh“, sagt Martin Link vom
Schleswig-Holsteinischen Flüchtlingsrat. Dies sei das Ergebnis konsequenter
Politik. Zum einen sind die meisten der rund 35.000 Flüchtlinge, die 2015
kamen, inzwischen von den Kommunen aufgenommen worden, wo die Integration
beginnen kann, die Sprachkurse beginnen und Kinder in Kita und Schule
gehen. Zum anderen hat das Land geklotzt. Gab es vor einem Jahr nur 900
Plätze in Neumünster, so sind es inzwischen besagte 14.900. Ziel sind laut
„Flüchtlingspakt“ sogar 25.000 Plätze.
Es sei „aus humanitärer Sicht richtig“, wenn Schleswig-Holstein Flüchtlin…
aus Hamburger Zelten und Hallen aufnimmt, sagt Link. Kiel müsste sich aber
zusichern lassen, dass dies befristet ist und Hamburg selber neue Plätze
schafft. Da man nach dem Winter wieder mit steigenden Flüchtlingszahlen
rechnen müsse, ginge dies sonst zu Lasten der Bedingungen in
Schleswig-Holstein.
Sogar die Kieler CDU wäre einverstanden, wenn Hamburg Plätze nutzt. „Einen
fairen Kostenausgleich vorausgesetzt“, sagt CDU-Politikerin Astrid Damerow.
Hamburg würde sich über ein Angebot von Erstaufnahmeplätzen „sehr freuen�…
erklärt Frank Reschreiter, Sprecher der Hamburger Innenbehörde. Bereits
seit Jahren belegt die Stadt 200 Plätze im mecklenburg-vorpommerschen Horst
und bezahlt dafür. Eine solche Vereinbarung wäre auch mit
Schleswig-Holstein denkbar. Spätestens nach sechs Monaten kämen die
Flüchtlinge zurück.
Die Hamburger CDU-Politikerin Karin Prien fordert, die Stadt müsse mit
seinem Nachbarn auch über Folgeunterkünfte verhandeln. Der frühere
Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hatte im Sommer einen ähnlichen Vorstoß
gewagt und bei den Nachbarländern angefragt, ob sie Flüchtlinge in leer
stehenden Wohnungen aufnehmen. Hamburg würde auch dafür zahlen.
Flüchtlingsfamilien könnten sich stabilisierend auf bevölkerungsarme
Gegenden auswirken, so die Hoffnung. Damals erhielt Scheele eine Abfuhr.
Doch der für ländliche Räume zuständige Kieler Umweltminister Robert Habeck
(Grüne) stößt jetzt ins gleiche Horn.
Flüchtlinge könnten dazu beitragen, Kitas und Grundschulen zu erhalten oder
Sportvereine zu stärken. „Einige Gemeinden machen das schon praktisch vor.“
Doch hier will die Nord-CDU nicht mitmachen. Hamburg müsse seine
Flüchtlinge zurücknehmen. „Jedes Bundesland muss seinen Beitrag zur
Integration der Flüchtlinge leisten“, sagt Astrid Damerow. Am
„Königssteiner Schlüssel“ möchte sie nicht rütteln.
Zudem macht die CDU jetzt Druck, den erst im November 2014 geschlossenen
[1][Abschiebeknast in Rendsburg] wieder zu öffnen. Dort saßen Flüchtlinge
oft monatelang. Doch der Europäische Gerichtshof hat Gefängnisse für
Asylbewerber untersagt. „Rendsburg wird definitiv nicht wieder in Betrieb
genommen“, sagt die SPD-Politikerin Serpil Midyatli.
Auch hier bahnt sich eine Kooperation an. Hamburg plant auf dem Flughafen
Fuhlsbüttel ein Gewahrsam, in welchem Menschen ein bis vier Tage vor ihrer
Abschiebung gebracht werden sollen. Das plane Hamburg „erst mal nur für
sich“, so ein Sprecher. Doch wie das Kieler Innenministerium erklärt, hat
man Interesse an einer Mitnutzung.
17 Jan 2016
## LINKS
[1] /Ab-in-den-Knast/!5017186
## AUTOREN
Kaija Kutter
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