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# taz.de -- Erstaufnahme in Jugendherberge: Tür an Tür mit Urlaubern
> Niedersachsens neue Erstaufnahmestelle ist eine Jugendherberge.
> Vielleicht teilen bald Flüchtlinge und Schüler Esstisch und
> Tischtennisplatte.
Bild: In Bad Iburg neuerdings wirklich international: Jugendherberge
Hamburg taz | Die Jugendherberge von Bad Iburg liegt südlich von Osnabrück
mitten im Teutoburger Wald. In den grün-braun gestrichenen Häusern, die
zwischen Bäumen stehen, übernachten meist Schulklassen. „Idylle pur!“,
wirbt die [1][Einrichtung auf ihrer Website.] Seit Samstag leben hier 60
Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, Familien mit Kindern.
Das Land Niedersachsen hat aus der Herberge kurzerhand eine
Erstaufnahmeeinrichtung gemacht, um die Überbelegung in den übrigen
Erstaufnahmen im Land zu entschärfen. Klassenfahrten nach Bad Iburg werden
deshalb aber nicht gestrichen.
Bis Ende September sollen sich Schulklassen und Flüchtlinge
Tischtennisplatten und Frühstücksraum teilen, sagt der Geschäftsführer des
Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH), Thorsten Richter. Auch der NDR
berichtete von einer geplanten gemeinsamen Unterbringung.
Gestern betonte das niedersächsische Innenministerium jedoch, dass
Schulklassen und Flüchtlinge nicht unter einem Herbergsdach schlafen
würden. Die Landesaufnahmebehörde nutze die Räumlichkeiten zwischen August
und September nicht, um das zu vermeiden, sagte eine Sprecherin.
DJH-Chef-Richter sieht im Kontakt zwischen Gästen und Flüchtlingen eine
Chance: „Da findet ein Austausch und ein gemeinsames Kennenlernen statt“,
sagt er. Die Idee der Jugendherbergen sei es, eine Gemeinschaft
unterschiedlicher Menschen zu erleben. Die Gäste seien zudem darüber
informiert worden, dass das Land hier Asylsuchende unterbringt.
Ab Oktober bis Ende März wird die Herberge komplett zur Außenstelle der
Landesaufnahmebehörde. Dann kämen sowieso weniger Gäste als im Sommer, sagt
Richter. Bis zu 150 Menschen sollen dann einziehen. Räume und
Sanitäranlagen stehen dafür zur Verfügung.
Die Flüchtlinge werden schon heute von Sozialarbeitern der Diakonie
Osnabrück betreut. Ein Sicherheitsdienst werde rund um die Uhr „zum Schutz
der Bewohnerinnen und Bewohner bereitgestellt“, erklärte ein Sprecher der
niedersächsischen Innenbehörde.
In der Erstaufnahme sollen die Menschen nach ihrer Flucht maximal drei
Monate bleiben, bis sie in dauerhafte Unterkünfte der Städten und Gemeinden
weitervermittelt werden. Sie stellen hier ihren Asylantrag und sollen
bereits erste Sprach- und „Wegweiserkurse“ erhalten.
Schon früher wurden Flüchtlinge in Jugendherbergen in Niedersachsen
untergebracht. „Das verlief völlig unproblematisch“, sagt Richter. Auch der
Geschäftsführer des niedersächsischen Flüchtlingsrates, Kai Weber, hält die
Unterkunft für „vertretbar“ – obwohl sie in einem Waldstück liegt. Die
Innenstadt ist zu Fuß erreichbar und ein Schwimmbad in der Nähe.
Der Flüchtlingsrat begrüße es, wenn die Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe
zu anderen Menschen wohnen. Die gemeinsame Unterbringung mit Schülern,
zumindest für einen gewissen Zeitraum, sei also kein Problem. „Allerdings
muss gewährleistet sein, dass sie danach eine vernünftige Unterkunft
bekommen.“
Innenminister Boris Pistorius (SPD) will aufgrund der steigenden
Flüchtlingszahlen weitere Standorte für die Erstaufnahme schaffen. Die
Plätze in Bad Iburg reichten nicht aus. Derzeit würden Gespräche um
Unterkünfte in Osterode und Oldenburg geführt. „Wir arbeiten mit Hochdruck
daran“, sagte Pistorius.
7 Jul 2015
## LINKS
[1] http://www.jugendherberge.de/de-de/jugendherbergen/bad%20iburg568/portraet
## AUTOREN
Andrea Scharpen
## TAGS
Niedersachsen
Schwerpunkt Flucht
Erstaufnahme
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