| # taz.de -- Kommentar Störerhaftung bei WLAN: Teilen verboten | |
| > Deutsche Politiker sehen das Internet als Risiko statt als Chance. Statt | |
| > den Zugang zu vereinfachen, nehmen sie Rücksicht auf die Ängste der | |
| > Industrie. | |
| Bild: Bitte Zugang einschränken. | |
| Wenn es um den Breitbandausbau geht, klingen Mitglieder der Bundesregierung | |
| schnell euphorisch. Vor allem angesichts zweier Zahlen: 2,7 Milliarden | |
| Euro, so viel will die Bundesregierung bis 2018 investieren. Und 50 Megabit | |
| pro Sekunde, das ist die Geschwindigkeit, die jedeR NutzerIn zur Verfügung | |
| stehen soll. Da steht dem „schnellen Internet für alle“ (Dobrindt) doch | |
| nichts mehr im Wege – oder? | |
| Leider doch. Und zwar niemand anderes als die Bundesregierung selbst. Dass | |
| sie sich scheut, mehr Geld in die Hand zu nehmen, und sich stattdessen die | |
| Investitionen lieber mit den Netzanbietern teilt, gegen Zugeständnisse an | |
| anderer Stelle – geschenkt. Aber dass sie nicht einmal dort für mehr | |
| Verfügbarkeit von Internetanbindungen sorgt, wo es für den Staat völlig | |
| kostenlos zu haben wäre, das ist schwach. | |
| Denn Anbieter von offenen WLANs, über die Touristen, Passanten, Nachbarn | |
| einfach einen bestehenden Internetanschluss mit nutzen können, brauchen | |
| kein Geld vom Staat. Alles, was sie brauchen, ist Rechtssicherheit: Nicht | |
| haften zu müssen, wenn andere mit dem zur Verfügung gestellten Gut | |
| Missbrauch betreiben. Die großen Zugangsprovider haften schließlich auch | |
| nicht, dass es also die Kleinen treffen darf, ist nichts als eine | |
| überflüssige Ungleichbehandlung. | |
| Und sie zeigt, wie das Internet in seiner Gesamtheit bei den Entscheidern | |
| wahrgenommen wird: nicht als Chance, sondern als Risiko. Wenn sich dann die | |
| Frage stellt, was schwerer wiegt, das Interesse der NutzerInnen an | |
| Teilhabe, Zugang, Informationen oder das Interesse der Industrie am Schutz | |
| ihrer Ware, dann geht eben Letzteres vor. | |
| Vielleicht sollte die Bundesregierung ihr Repertoire um eine Zahl | |
| erweitern: 88 Prozent. Das ist der Anteil an Wlans, die hierzulande mit | |
| Passwort geschützt und so unzugänglich gemacht werden. Darunter einige, | |
| deren Inhaber es gerne für die Allgemeinheit öffnen würden, wenn es die | |
| Rechtslage denn zuließe. | |
| 9 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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