# taz.de -- Rechte Reaktionen auf Heidenau: Hetze, Hass und Vorwürfe | |
> Die rechte Szene sucht bei den Ausschreitungen in Heidenau den | |
> Adrenalinkick. Schuld sind natürlich immer die anderen. | |
Bild: Rassistischer Mob in Heidenau: Die NPD hält sich nur verbal zurück | |
HAMBURG taz | Flaschen klirren, Böller explodieren. „Wir sind das Volk“, | |
schallt über die abendlichen Straßen von Heidenau. Gelächter, Applaus, | |
„Jawohl“ und „Hurra“-Rufe sind bei Angriffen auf die Polizei von Famili… | |
in dem Video zu hören. Im Internet kursiert die wacklige Aufnahme der | |
Ausschreitungen gegen die Flüchtlingsunterbringung. | |
Am Ende wird sich über „die Bullen“ beschwert, die „mit Tränengas gegen | |
Frauen und Kinder“ vorgegangen wären. In der rechtsextremen Szene sind die | |
Schuldigen für die Auseinandersetzung schnell ausgemacht: die Politiker, | |
die Polizei, die Presse und die „Asylmissbraucher”. | |
Die Botschaft des Videos verkündet auch eine Partei. Seit Tagen befeuerte | |
die NPD durch die Anmeldung von Demonstrationen die Situation in Heidenau. | |
Auf seiner Facebook-Seite erklärt der NPD-Bundesvorsitzende Frank Franz: | |
„Politiker, die jetzt nicht alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um | |
Deutschland und Europa vor der anrollenden Völkerwanderung und Asylflut | |
schützen, wollen keine friedliche Lösung sondern die wohl schwerste | |
innereuropäische Krise“. Es ginge nicht „um humanitäre Hilfe“ weiß Fra… | |
sondern „um den systematischen Austausch der europäischen Völker gegen | |
Fremde“. | |
Kurs halten, scheint die Parole der NPD zu sein – aber aufpassen, nicht zur | |
Verantwortung gezogen zu werden. Ein Verbotsverfahren droht der ältesten | |
rechtsextremen Partei Deutschlands noch immer. Der sächsische | |
NPD-Landesvorsitzende Jens Baur sieht so auch alleine die „unzureichende | |
Information der Anwohner“ durch die Politik und den „aus dem Ruder | |
laufenden Asylmissbrauch“ als ursächlich für die Stimmung. | |
Nicht ohne zu beteuern, dass seine Partei „jedwede Form von Gewaltanwendung | |
in der politischen Auseinandersetzung“ ablehne, und anzumerken, dass die | |
Empörung von Politik und Medien über „eine Sitzblockade auf einer | |
Heidenauer Straße“ die doppelten Standards offenbare, denn Blockaden bei | |
„genehmigten Veranstaltungen der Nationaldemokraten“ würden begrüßt. | |
Auf dem Szeneportal Altermedia wird nach den Ausschreitungen gleich weiter | |
gegen die „Politikerkaste“ und die „schwarzen Fremdlingen“ gehetzt. Bei | |
Facebook schreibt Pegida Chemnitz-Erzgebirge auf der eigenen Seite zu den | |
Übergriffen kurz aber deutlich: „Schluss mit Hass und Gewalt, geschürt von | |
Politikern und Staat. Stoppt die Invasion und den Wahnsinn“. | |
Etwas ausführlicher aber ebenso einschlägig fällt ein Kommentar aus: „Hey | |
Politiker und Ihr von der scheiß Presse. Ihr braucht nicht mit den Fingern | |
auf die Menschen zeigen denen der Kragen platzt. Ihr habt jenen Hass | |
geschürt. Ihr habt Gewalt und Terror auf unsere Straßen gebracht. Ihr sollt | |
aber gewarnt sein wir wissen das Ihr die Schuld tragt und wir werden dafür | |
sorgen das Ihr euch dessen stets erinnert. Ihr eure Strafen bekommt. Ihr | |
seid dem Deutschen Volk nicht würdig. Ihr habt euren Eid gebrochen. Ihr | |
habt euer Volk und unser Land verraten.“ (sic!) | |
Die Reaktionen überraschen David Begrich überhaupt nicht. „Diese Aktionen | |
sind ein Adrenalinkick für die Szene“, sagt der Rechtsextremismusexperte | |
von „Miteinander e.V.“. Nach der virtuell immer mehr eskalierenden Hetze | |
gegen Flüchtlinge gebe es nun ein reales aktuelles Aktionsvorbild. „Das | |
kann zum Nachmachen ermutigen“, sagt Begrich. | |
24 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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