# taz.de -- Neonaziangriff auf Polizei: Keine Spontanaktion | |
> In Halberstadt griffen Anhänger von „Die Rechte“ Polizeibeamte an. Zuvor | |
> hatten sie in Goslar gegen Zuwanderung demonstriert. | |
Bild: Demonstration von „Die Rechte“ gegen den CDU-Oberbürgermeister Junk … | |
HAMBURG taz | „Lügenpresse“: Die Partei „Die Rechte“ streitet ab, | |
Polizeibeamte angegriffen zu haben. Am Samstagabend sollen über 30 Anhänger | |
der Kleinstpartei am Bahnhof in Halberstadt gezielt Beamte heftig | |
angegangen sein. „Die Beamten mussten sich mit Schlagstöcken und | |
Pfefferspray gegen die Angriffe wehren“, sagt ein Sprecher des | |
Polizeireviers Harz. Gegen elf Verdächtige laufen Ermittlungen wegen | |
schweren Landfriedensbruchs. | |
Am Mittag waren Mitglieder von „Die Rechte“ um den Bundesvorsitzenden | |
Christian Worch zuvor mit weiteren Mitstreitern in Goslar aufmarschiert. In | |
der niedersächsischen Harzstadt protestierten sie gegen den | |
Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU). Vor Monaten hatte Junk angeregt, in | |
Goslar mehr Geflüchtete aufzunehmen, als die Stadt laut Quote aufnehmen | |
müsste. Er hatte dies mit humanitärer Verantwortung begründet und gesagt, | |
dass die Stadt „ohne Zuwanderung keine Chance“ habe. | |
Die Rechte hat mittlerweile acht Landesverbände in West und Ost. Sie sah | |
sich darin bestätigt, dass Politiker das deutsche Volk durch | |
„fremdländische“ Zuwanderer austauschen wollen. Am Samstag war auf der | |
Straße der Zuspruch für sie aber nicht sehr groß. Im Gegenteil: An die | |
1.000 Menschen stellten sich rund 70 Rechtsextremen entgegen. | |
Auf dem Rückweg von Goslar stoppte ein Teil der Rechten in Halberstadt. In | |
der sachsen-anhaltinischen Harzvorstadt führte die Gruppe vermeintlich | |
spontan einen zweistündigen Aufmarsch mit Kundgebung durch – gegen „linke | |
Gewalt“. Mit einem Transparent „Die Rechte gegen Linke Gewalt und Hetze“ | |
und Megaphon lief der Tross durch die Stadt. „Ob Ost, ob West, nieder mit | |
der roten Pest“, skandierten sie. | |
## Angriff mit Fahnenstangen und Fußtritten | |
Am Bahnhof eskalierte die Situation, als die Rechten einen Regionalzug mit | |
Fußball-Fans angreifen wollten. Die Polizei musste den Bahnhof absperren. | |
Mit Fahnenstangen und Fußtritten sollen die Rechtsextremen an und im | |
Bahnhof Beamte der Landesbereitschafts- und Bundespolizei sogleich | |
angegriffen haben. Die Beamten blieben wegen der Schutzmontur unverletzt, | |
sagt der Polizeipressesprecher. | |
Von einer spontanen Aktion will David Begrich nicht ausgehen. „Unter den | |
Teilnehmern waren Mitglieder aus Hildesheim“, sagt der | |
Rechtsextremismus-Experte von „Miteinander e.V.“. Deren Rückweg wäre in | |
eine ganz andere Richtung gewesen. | |
Seit Monaten bemüht sich der Landesverband um den Aufbau von Strukturen. | |
Die Partei vereint vor allem militante und radikale Rechtsextreme, die auch | |
aus verbotenen Kameradschaften kommen oder sich von der NPD abgewendet | |
haben. Zur Landtagswahl will die Partei mit ihrem Landesvorsitzenden Roman | |
Gleißner am 13. März 2016 antreten. Den Grund nannte Worch deutlich: „Unser | |
nächstes strategisches Ziel ist es, in den Genuss der Staatsfinanzierung zu | |
kommen; das ist einer der ganz wesentlichen Vorteile, die eine Partei | |
gegenüber allen anderen Formen der Organisation“ habe. | |
Schon jetzt führt der Landesverband verstärkt Aktionen gegen die | |
Asylpolitik durch. In Halberstadt protestierten sie bereits am 30. Mai | |
unter dem Motto „Gegen neue Asylheime“. Die NPD ist hier zur Zeit nicht die | |
aktivste Partei, sagt Begrich: „Die Rechte bildet den aktivistischen Kern | |
der Szene“. | |
31 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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