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# taz.de -- Eurokrise ist noch nicht am Ende: Wen erwischt es als Nächsten?
> Nach der Brachial-Reform auf Zypern fragen sich die Euroländer, welche
> Spielregeln künftig gelten. Entschieden wird bisher in Berlin und
> Washington.
Bild: Wer will das aufhalten? Und vor allem: wie?
BRÜSSEL taz | Zypern ist einzigartig, eine Wiederholung wird es nicht
geben. Gebetsmühlenartig wiederholen die Euroretter diesen Satz, um
besorgte Sparer und verschreckte Anleger zu beruhigen.
Einzigartig ist allerdings auch der Schock, den die brachiale Rettung in
ganz Europa ausgelöst hat. Denn zum ersten Mal seit Beginn der Eurokrise
vor drei Jahren wird diesmal ein ganzes Land und sein „Geschäftsmodell“
abgewickelt.
Wer ist als Nächstes dran? Das ist nun die große Frage, die Politiker und
Experten bewegt. Malta und Luxemburg haben sie sich schon gestellt, denn
auch diese beiden Länder leben – ähnlich wie Zypern – von einem
aufgeblähten Bankensektor.
Die Finanzindustrie in Luxemburg ist noch wesentlich größer als die in
Nikosia. Die Politiker des Großherzogtums haben denn auch am lautesten das
europäische Krisenmanagement kritisiert.
Deutschland dürfe nicht den Eindruck erwecken, anderen das
Wirtschaftsmodell vorschreiben zu wollen, sagte Luxemburgs Außenminister
Jean Asselborn. „Mich hat schon gestört, dass für jedes Land eine andere
Lösung gesucht wird“, legte Finanzminister Luc Frieden nach.
Echte Sorgen muss man sich aber weder in Luxemburg noch auf Malta machen.
Denn nach allem, was man weiß, droht diesen Finanzplätzen (noch) keine
Schieflage.
Ganz anders sieht es in Spanien aus. Das Land musste erst vor wenigen
Monaten EU-Hilfe zur Stützung seines Bankensektors anfordern. Seither
scheint sich die Bankenkrise zwar beruhigt zu haben. Doch die
Wirtschaftskrise reißt ständig neue Löcher in den Haushalt; wegen der
Rezession wird Madrid auch 2013 seine Budgetziele verfehlen. Wenn sich die
Lage nicht bald beruhigt, könnte die Regierung gezwungen sein, erneut die
Hilfe der Euroretter anzufordern.
## Der bange Blick auf Spanien
Und welche Regeln gelten dann? Müsste auch Spanien Pleitebanken schließen
und sein „Geschäftsmodell“ ändern, wie Zypern? Oder würde es vor einer
solchen Radikalkur verschont, weil es größer ist? Könnte Madrid gar auf
Hilfe der EZB hoffen?
Niemand weiß eine Antwort, nicht einmal Brüssel. Denn letztlich wurden die
Details der Rettungsprogramme bisher immer in Berlin und Washington
entschieden – bei der Bundesregierung und beim IWF.
Umso aufmerksamer beobachtet man in Madrid, wie sich die deutsche Haltung
entwickelt. Auch die Politiker in Rom schauen gebannt nach Berlin. Bisher
zeichnet sich zwar noch keine „Ansteckung“ durch die Zypernkrise ab.
Italien kann sich, genau wie Spanien, weiter problemlos mit frischem Geld
an den Anleihemärkten versorgen.
## Merkels Geschäftsmodell
Doch wenn in Rom nicht bald eine arbeitsfähige Regierung gebildet wird,
könnte sich das schnell ändern. Dann würde sich auch Italien die bange
Frage stellen, ob Zypern wirklich ein Einzelfall war – und welche Regeln
gelten.
Klar ist derzeit nur eins: Alle Euroländer müssen nach der deutschen Pfeife
tanzen und ihr „Geschäftsmodell“ auf Vordermann bringen. Das hat Kanzlerin
Merkel schon ganz offiziell angekündigt; beim EU-Gipfel im Juni will sie
ein Programm für Wettbewerbsfähigkeit auflegen.
Wer dann nicht spurt, muss sich auf das Schlimmste einstellen, wenn die
Krise zuschlägt. Denn Merkel will künftig nur noch jenen Ländern helfen,
die sich fit für die Währungsunion gemacht haben. Das Vorbild steht auch
schon fest: die Agenda 2010.
25 Mar 2013
## AUTOREN
Eric Bonse
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