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# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: The next big thing im WTF-Marketing
> Neues von der Bullshit-Front: Online aussuchen und dann wird es nicht mal
> geliefert. Click + Collect verbindet das Schlechteste aus zwei Welten.
Bild: ROPO, weil YOLO: Karstadt wie gewohnt ganz vorn mit dabei.
Bei Karstadt am Hermannplatz steht es, passend zum Weihnachtsgeschäft, groß
im Schaufenster: „Click + Collect“. Was klingt wie ein Computerspielgenre
aus den 80ern (Jump + Run, Hack + Slay, Point + Click) ist in Wirklichkeit
das nächste große Ding im WTF-Marketing. Beziehungsweise im
Multichannel-Marketing, wie diese Bullshit-Unterkategorie offiziell heißt.
Click + Collect bedeutet: Zu Hause am Computer die Waren aussuchen und sie
sich dann im stationären Handel abholen. Sprich: Man kann die Sachen vorher
nicht anfassen und ausprobieren, sie werden aber auch nicht nach Hause
geliefert.
Also das Schlechteste aus zwei Welten, ein wenig so, als würde man in ein
Kino im Nachbarbezirk fahren, eine Viertelstunde anstehen und sieben Euro
für eine Karte bezahlen, mit der man einen Film dann zu Hause und nur zu
einer bestimmten Zeit auf dem 11-Zoll-Laptopbildschirm mit Scheppersound
gucken kann. Und vor einem sitzt ein Mann, der seinen Zylinder nicht
abnimmt, und schmatzt ganz laut.
Laut Wikipedia ist das Konzept aber sehr erfolgreich. „Mittlerweile wird
der Großteil der Kaufentscheidungen in zahlreichen Non-Food-Bereichen
online gefällt, sprich die Konsumenten recherchieren im Internet, bevor sie
offline, also in den Filialen, kaufen“, steht [1][im
Click+Collect-Artikel]. „Dieses Phänomen wird auch als ’ROPO-Effekt‘
bezeichnet. ROPO ist dabei ein Akronym von ’research online, purchase
offline‘“
Das ist irre, denn bisher kannte ich nur den ROPO-Effekt („research
offline, purchase offline“), den ROPO-Effekt („research offline, purchase
online“) und natürlich den berühmten ROPO-Effekt („research online,
purchase online“). Beim vorangegangenen Satz denken Sie sich bitte die
Stimme von diesem Sprecher, der immer bei Stefan Raab [2][die Beiträge
vertont].
Click + Collect + Co sind dabei in erster Linie eine Reaktion auf das
„Showrooming“, bei dem wir Kunden die Kaufhäuser, Klamottenläden und
Elektronikgeschäfte nur noch als Ausstellungsraum zum An- und Ausprobieren
nutzen, beim geschulten Fachpersonal ein paar Beratungsleistungen abgreifen
und schließlich, am besten noch direkt vor Ort, im Smartphone nachschauen,
bei welchem Webshop das Zeug billiger zu haben ist (und es gibt immer
einen, schließlich sparen die sich Verkaufsflächen und Mitarbeiter). In
Australien hatte deswegen ein Ladenbesitzer sogar damit angefangen, von
seinen Kunden [3][fünf Dollar zu nehmen], wenn sie „nur mal gucken wollen“,
und diesen Eintrittspreis später mit dem Kauf zu verrechnen.
Von daher ist der Versuch verständlich. Wenn man doch aber bloß die, äh,
Benefits des Verfahrens ein bisschen überzeugender rüberbringen würde! In
Karstadts Pressemitteilung [4][zum Click + Collect-Start] vor rund einem
Jahr stand stolz: „Dies hat entscheidende Vorteile: Der Kunde spart nicht
nur die Versandkosten, er kann außerdem die Ware direkt vor Ort
anprobieren, ein passendes Accessoire dazu finden und sich beraten lassen.“
Das klingt total einleuchtend … aber wo war da gleich der Unterschied zum
ganz normalen Kaufhauskauf (ROPO)?
8 Dec 2013
## LINKS
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Click_and_Collect
[2] http://vimeo.com/31343608
[3] http://www.sueddeutsche.de/geld/einkaufsphaenomen-showrooming-nur-mal-gucke…
[4] http://www.presseportal.de/pm/16971/2365261/karstadt-staerkt-online-geschae…
## AUTOREN
Michael Brake
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