Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Die Entdeckung der Fischkoppness
> Von St. Petersburg in weniger als fünf Schritten zu Pu der Bär und
> Supershirt: Eine Reise auf den wunderbaren Irrwegen der
> Serendipidingsbums.
Bild: „Die Musikgruppe Heartliner aus Ludwigshafen tritt im Weserberglandstad…
Es gibt kein Wort, das ich so schlecht aussprechen oder aufschreiben kann
wie Serendipität. Jedes Mal verdreht sich mein Gehirn und ich muss
nachschlagen, ob es nun [1][Serendipidität] heißt oder doch nur
[2][Serendipität]. Ich versuche, es mir auf Englisch vorzusagen, aber
scheitere nur noch mehr. Alles klingt falsch! Immer!
Dabei beschreibt das Wort doch etwas so Schönes: Das Zufallsfundprinzip,
das Entdecken von Dingen, von denen man nicht mal wusste, dass es sie gibt,
geschweige denn dass man nach ihnen gesucht hat.
Wikipedia ist dabei das junge Königreich der Serendipität. Neulich suchte
ich, inspiriert von einer Erkundung der Ostsee auf GoogleMaps, nach der
nördlichsten Millionenstadt der Welt. Das ist tatsächlich St. Petersburg,
wie im Wikipedia-Beitrag [3][Nördlichste Orte der Erde] steht, der nicht
nur auf die [4][Südlichsten Orte der Erde] verweist (St. Petersburgs
Gegenstück ist Melbourne), sondern auch auf [5][Nordizität].
Die Nordizität ist eine Erfindung des kanadischen Geographen Louis-Edmond
Hamelin und beschreibt die Nördlichkeit („Fischkoppness“ jubelt M. im
Facebookchat) eines Ortes anhand von zehn Faktoren, zu denen die
Erreichbarkeit, die Eisartigkeit, das BIP und der Niederschlag zählen. Die
maximale Nordizität eines Ortes ist 1.000, was aber nur der Nordpol
erreicht (womit also ein niedriges BIP ein Anzeichen für Nordizität sein
muss, das finde ich ziemlich südistisch).
Ich muss an das Lied [6][„Die langweiligsten Orte der Welt“] denken, in dem
„Das flachste Meer der Erde“ besungen wird, was wiederum, Kreise schließen
sich, die Ostsee ist, an Pu der Bärs Expedition zum Nordpol, wo Christopher
Robin sagt: „Ich nehme an, dass es auch einen Ostpol und einen Westpol
gibt, obwohl man allgemein nicht gern über sie spricht“, ferner an den
Rattenfänger von Hameln, und seit Tagen blitzt immer wieder das Wort
„Geschiebemergel“ in meinem Kopf auf und verschwindet schnell wieder.
Es gibt ein Spiel, das diese ungeplante Wissensvermehrung zum, äh, Spiel
macht: „The Six Degrees of Wikipedia“ (TSDoW), was auf Stanley Milgrams
„The Six Degrees of Separation“ (bei uns bekannt als Kleine-Welt-Phänomen)
genauso anspielt wie auf den Filmnerd-Schwanzvergleich [7][„The Six Degrees
of Kevin Bacon“]. Ziel von TSDoW ist, mit möglichst wenig Klicks von einem
Beitrag zu einem anderen zu kommen.
Auf der [8][//www.taz.de/Netzkonferenz-republica-3-Tag/!115973/:re:publica]
hatte ich es im Mai zum ersten Mal live gesehen, „Wir wollen nur kurz was
nachschlagen und fünf Stunden später stellen wir fest, wir wissen jetzt
alles über Quantenbotanik, aber nicht, wie wir dahin gekommen sind“, sagte
der Moderator dort, und danach wurde der Weg von [9][Arthrose] zu
[10][Einkommenssteuer (Deutschland)] beschritten und von [11][Eisen] zu
[12][Schöne Bescherung]. Zwischen [13][Schweißen] bis [14][Antarktis]
liegen gerade einmal fünf Artikel: Eisenzeit -> Frühgeschichte ->
Nordamerika -> Arktischer Ozean -> Arktis (da ist sie schon wieder!).
Gegangen bin ich, als es von [15][Johannes Heesters] zu [16][Mom I'd Like
to Fuck] ging. Ich brauchte ein neues Bier. Aber das ist eine andere
Geschichte.
8 Nov 2013
## LINKS
[1] http://riesenmaschine.de/?nr=20121118013939
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Serendipit%C3%A4t
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6rdlichste_Orte_der_Erde
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdlichste_Orte_der_Erde
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Nordizit%C3%A4t
[6] http://www.youtube.com/watch?v=fi92_ka9Mvk
[7] http://en.wikipedia.org/wiki/Six_Degrees_of_Kevin_Bacon
[8] http://https
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Arthrose
[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensteuer_(Deutschland)
[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Eisen
[12] http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6ne_Bescherung
[13] http://de.wikipedia.org/wiki/Schwei%C3%9Fen
[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Antarktis
[15] http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Heesters
[16] http://de.wikipedia.org/wiki/Mom_I'd_Like_to_Fuck
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Wikipedia
Nordpol
Datenkrake
Redtube
Internet
Trend
Karstadt
Science-Fiction
Rügen
Computerspiel
Finanzamt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Nullen und Einsen: Die Datenkrakenhakennase
Der Niedergang der Stahlemails, Geistesgegenwart billig bei eBay, ein
ungarischer Hirtenhund und andere Internet-Entdeckungen im Fieberwahn.
Kolumne Nullen und Einsen: Ferkelmonat Januar
Prozesse, Mitteilungen und Infos über die Sexvorlieben von Finnen und
Kasachen: Der knallharte Kampf der Pornoseiten um Aufmerksamkeit.
Kolumne Nullen und Einsen: Und jetzt alle!
Nichts ist katastrophaler als ein Appell an die Menge. Dies ist ein Appell.
An die Netzgemeinde. Oder die Zivilgesellschaft. Oder so.
Kolumne Nullen und Einsen: Sad Cactus und Bizarrocons
Welcher Quatsch kommt nach Cat Bearding, Vadering und Harlem Shake? Unser
Onlinetrend-Powerteleskop offenbart einen Blick auf die Supertrends 2014.
Kolumne Nullen und Einsen: The next big thing im WTF-Marketing
Neues von der Bullshit-Front: Online aussuchen und dann wird es nicht mal
geliefert. Click + Collect verbindet das Schlechteste aus zwei Welten.
Kolumne Nullen und Einsen: Zukunft gestern, heute, morgen
Früher träumte man davon, mit Schießbaumwolle zum Mond fliegen, heute
entfernt Apple die Röhrenmikrofone aus seinen Handys. Und was ist 2063 los?
Kolumne Nullen und Einsen: Was Spione halt so machen
Die Überwachungshysterie verfolgt einen in diesen Tagen bis ans Ende der
Welt. Wir sollten uns alle ein Beispiel an James Bond nehmen.
Kolumne Nullen und Einsen: Reality Bites
Computerspiele sollen immer wirklichkeitsgetreuer werden. Nur warum? Nach
32 Jahren als Testspieler der Realitäts-Betaversion bin ich schwer
enttäuscht.
Kolumne Nullen und Einsen: Die Software, die Verrückte macht
Als Freiberufler kommt man an ELSTER, der elektronischen Steuererklärung,
nicht vorbei. Wenn man mit ihr fertig ist, möchte man ein paar Finanzämter
anzünden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.