| # taz.de -- Abstimmung über neue EU-Kommission: GroKo nickt Junckers Team ab | |
| > Konservative, Sozialdemokraten und Liberale stimmen für die neue | |
| > EU-Kommission. Linke und Grüne haben Zweifel an den Brüsseler | |
| > Behördenchefs. | |
| Bild: Nach dem Okay vom Parlament in Straßburg kann die neue Kommission nun im… | |
| BRÜSSEL taz | Europa hat eine neue Große Koalition – und eine neue | |
| EU-Kommission. Mit den Stimmen von Konservativen, Sozialdemokraten und | |
| Liberalen (allerdings ohne die deutsche FDP) hat das Europaparlament am | |
| Mittwoch in Straßburg die Kandidatenliste von Kommissionschef Jean-Claude | |
| Juncker bestätigt. 423 Parlamentarier stimmten dafür, 209 waren dagegen, 67 | |
| enthielten sich. Damit kann Junckers 28-köpfiges „Dreamteam“ wie geplant am | |
| 1. November starten. | |
| Gestützt wird es von einer Großen Koalition, der auch die deutschen Christ- | |
| und Sozialdemokraten angehören. Böse Zungen behaupten sogar, dass darin die | |
| Deutschen den Ton angeben. Denn neben Manfred Weber (CSU), der die | |
| konservative EVP-Fraktion anführt, hat sich auch Martin Schulz (SPD), der | |
| nach seiner Wahlniederlage wiedergewählte Präsident des Europaparlaments, | |
| für Juncker und seine Kommission eingesetzt. | |
| Ausgeschert sind hingegen die deutschen Liberalen. Sie fürchten | |
| Kompetenzgerangel zwischen den neu geschaffenen Vizepräsidenten und | |
| „einfachen“ Kommissaren wie dem Deutschen Günther Oettinger (Digitales). | |
| Außerdem zweifeln sie am französischen Währungskommissar Pierre Moscovici, | |
| wie der FDP-Abgeordnete Michael Theurer betonte. | |
| Für ein Nein reichte es jedoch nicht: Die FDP enthielt sich – offiziell ist | |
| sie Teil der GroKo. In die Opposition gingen dagegen Linke und Grüne. „Was | |
| Juncker als neue Traumtruppe präsentierte, entpuppte sich als ein Abklatsch | |
| der alten Barroso-Kommission“, kritisierte die Linke Cornelia Ernst. | |
| „Etliche Kandidaten“ seien „trotz ihrer fachlichen Mängel“ in den | |
| Parlamentsanhörungen“ bestätigt worden – wegen des neuen großkoalitionä… | |
| Gekungels. | |
| ## Wachstum im Vordergrund | |
| Ähnlich äußerten sich die Grünen. In Junckers Team gebe es „zu viele | |
| schwarze Schafe“, sagte der Abgeordnete Sven Giegold. Die | |
| Interessenkonflikte von Klimakommissar Miguel Arias Cañete und | |
| Finanzmarktkommissar Jonathan Hill machten ein Ja unmöglich. Giegolds | |
| Kollege Reinhard Bütikofer vermisst zudem die „Abkehr von einer einseitigen | |
| Austeritätspolitik“ und eine „klare ökologische Orientierung“. Juncker | |
| setzt vor allem auf Wachstum, die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit fügte | |
| er erst nachträglich zum Portfolio seines neuen „Supervize“ Frans | |
| Timmermans hinzu. Im Vordergrund stehe ein 300 Milliarden Euro schweres | |
| Investitionsprogramm, sagte Juncker vor der Abstimmung. | |
| Die Kommission will das Programm, das die Konjunktur in der EU ankurbeln | |
| soll, noch vor Weihnachten vorstellen. Juncker sagte: „Das wird kein | |
| Konjunkturprogramm wie in den 70er Jahren.“ Neue Schulden würden nicht | |
| gemacht – allerdings ist bisher unklar, woher das Geld sonst kommen soll. | |
| Offen blieb auch, wie sich die Kommission zum umstrittenen | |
| Freihandelsabkommen TTIP und den Schiedsgerichten für Konzerne (ISDS) | |
| stellt. Juncker sagte zwar, er sei weiter gegen Sondergerichte. Das letzte | |
| Wort habe aber sein Vize Timmermans – und nicht die neue Handelskommissarin | |
| Cecilia Malmström. Die Schwedin hat sich bereits für ISDS ausgesprochen. | |
| 22 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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