| # taz.de -- Budgetstreit mit Großbritannien: London darf EU-Beitrag abstottern | |
| > Sonderbehandlung für die Briten: Eine Ratenzahlung soll den Konflikt um | |
| > die 2,1-Milliarden-Nachzahlung beilegen — doch Cameron fordert mehr. | |
| Bild: Der Verweigerer: der britische Premier David Cameron (rechts) mit Finnlan… | |
| Brüssel taz | Bekommt Großbritannien noch eine Extrawurst — und wenn ja, | |
| wie teuer wird sie? Mit dieser Frage mussten sich am Freitag die | |
| EU-Finanzminister befassen, nachdem der britische Premier David Cameron | |
| eine 2,1 Mrd. Euro schwere Nachzahlung zum EU-Budget verweigert hatte. Sie | |
| räumen den Briten eine Ratenzahlung ein. | |
| Die höhere Rechnung wäre eigentlich bereits am 1. Dezember fällig geworden, | |
| nachdem die britische Wirtschaft im letzten Jahr schneller gewachsen ist | |
| als erwartet. Entsprechend höher fallen auch die EU-Beiträge aus. Noch | |
| während der Sitzung in Brüssel schaltete Cameron auf stur. „Wir zahlen | |
| keine zwei Milliarden Euro am 1. Dezember und wir glauben auch nicht an die | |
| Zahlung von einer Summe in dieser Größenordnung", sagte Cameron nach | |
| Abschluss eines Gipfels nordischer Staaten und Großbritanniens im | |
| finnischen Helsinki. | |
| Doch in Brüssel fielen andere Entscheidungen. Cameron soll zwar wie | |
| gefordert mehr Zeit bekommen: bis zum 1. September 2015, also weit nach den | |
| britischen Unterhauswahlen im Mai. Mit der Ratenzahlung kommen die Minister | |
| London weit entgegen. Aber an der Höhe der Rechnung wollen sie nicht | |
| rütteln - auch wenn der britische Finanzminister George Osborne das | |
| Gegenteil behauptete. London müsse nur noch die Hälfte der fälligen Summe | |
| zahlen, sagte er. Doch in den Ratsbeschlüssen steht davon nichts. | |
| Schließlich müssten andere EU-Länder mehr zahlen, wenn Cameron einen neuen | |
| Briten-Rabatt durchsetzen würde. Oder das EU-Budget müsste erneut gekürzt | |
| werden; doch dafür hat sich bisher niemand ausgesprochen. Schon so kommen | |
| auf einige Finanzminister Probleme zu. Denn wenn London später in die | |
| EU-Kasse einzahlt, müssen Frankreich, Deutschland und andere Länder auch | |
| länger auf die Rückerstattungen warten, die ihnen wegen eines schwächeren | |
| Wachstums zustehen. | |
| ## Frankreich und Deutschland betroffen | |
| Deutschland wäre mit am stärksten betroffen. Es soll 779 Millionen Euro | |
| zurückbekommen, das mit Haushaltsproblemen kämpfende Frankreich sogar etwa | |
| eine Milliarde Euro. Demgegenüber sollen auch die Niederlande einen hohen | |
| Betrag nachschießen - nämlich 642 Millionen Euro. | |
| Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem sagte, er arbeite | |
| „eng mit der britischen Regierung" zusammen. Unterstützung bekam sie auch | |
| vom italienischen EU-Vorsitz und von der neuen EU-Kommission. „Ich habe | |
| kein Problem mit Cameron“, hatte der neue Kommissionspräsident Jean-Claude | |
| Juncker am Mittwoch erklärt. Dabei hatte Cameron im Frühjahr lange | |
| versucht, Junckers Nominierung für Brüssel zu verhindern. | |
| Großbritannien erhält seit 1984 einen Abschlag auf seine EU-Zahlungen, weil | |
| es vergleichsweise wenig von den Agrartöpfen der Union profitiert. 2011 | |
| belief sich dieser Briten-Rabatt auf 3,6 Milliarden Euro pro Jahr. Im Juni | |
| 2013 wurde der Rabatt noch einmal um 200 Millionen Euro aufgestockt. Auch | |
| damals hatte Cameron zuvor mit einer Blockade gedroht. | |
| 7 Nov 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
| ## TAGS | |
| Blockade | |
| David Cameron | |
| EU | |
| Budget | |
| Konjunktur | |
| EU | |
| EU-Parlament | |
| Europa | |
| EU | |
| Jean-Claude Juncker | |
| Europaparlament | |
| Steuerflucht | |
| Jean-Claude Juncker | |
| EU-Kommission | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Camerons Bedingungen für EU-Verbleib: Nach England nur mit Job | |
| Großbritannien tut sich schwer in der EU. Mitglied bleiben will Premier | |
| Cameron nur, wenn etwa die Einwanderung begrenzt wird – trotz | |
| Arbeitnehmerfreizügigkeit. | |
| EU-Kommissionschef in der Kritik: Gelassen ins Misstrauensvotum | |
| Rechtspopulisten wollen Juncker stürzen. Doch die große Koalition in | |
| Brüssel stützt ihn. Sogar die Grünen halten an dem Luxemburger fest. | |
| Herbstprognose der EU: Aufschwung nicht schnell genug | |
| Die Belebung verzögert sich, sagt das Gutachten der neuen EU-Kommission. | |
| Erst 2016 soll die Konjunktur anziehen. Vor allem Frankreich bereitet | |
| Sorgen. | |
| Streit um das EU-Budget: Britischer Premier zetert zornig | |
| David Cameron ist sauer: Großbritannien soll 2,1 Milliarden Euro an die EU | |
| zurückzahlen. Die Wirtschaft ist stärker gewachsen, als zuvor von London | |
| angenommen. | |
| Kommentar Junckers EU-Kommission: Ohne Akzente | |
| Bald-Kommissionschef Juncker will mit seinem neuen „Dreamteam“ die EU aus | |
| der Krise manövrieren. Doch dafür fehlt ihm der Mut. | |
| Abstimmung über neue EU-Kommission: GroKo nickt Junckers Team ab | |
| Konservative, Sozialdemokraten und Liberale stimmen für die neue | |
| EU-Kommission. Linke und Grüne haben Zweifel an den Brüsseler | |
| Behördenchefs. | |
| Steuerflucht in Europa: Ende im Schneckentempo | |
| Das Bankgeheimnis in der EU fällt nun erst 2017, in Österreich noch ein | |
| Jahr später. Wolfgang Schäuble und Sven Giegold sind begeistert. | |
| Streit um EU-Kommissare: Bratusek ist raus | |
| Die EU-Parlamentarier haben Alenka Bratusek abgelehnt. Sie war die erste | |
| Kandidatin aus dem Team des künftigen Kommissionspräsidenten Jean-Claude | |
| Juncker. | |
| Neue EU-Kommission: Junckers Träumerteam wackelt | |
| Das EU-Parlament ist mit den Kommissionskandidaten nicht zufrieden. Es wäre | |
| zu peinlich, den Briten Jonathan Hill einfach durchzuwinken. |