| # taz.de -- Streit um das EU-Budget: Britischer Premier zetert zornig | |
| > David Cameron ist sauer: Großbritannien soll 2,1 Milliarden Euro an die | |
| > EU zurückzahlen. Die Wirtschaft ist stärker gewachsen, als zuvor von | |
| > London angenommen. | |
| Bild: „Wir werden nicht plötzlich unser Scheckbuch herausholen“, sagte Gro… | |
| BRÜSSEL/LONDON dpa | In der EU gibt es wieder handfesten Streit ums Budget: | |
| Milliardenschwere Nachzahlungs-Forderungen aus Brüssel haben beim EU-Gipfel | |
| Ärger bei Großbritannien und den Niederlanden ausgelöst. Der britische | |
| Premier David Cameron sagte, er spüre „einen regelrechten Zorn“. Die | |
| geforderte Nachzahlung von 2,1 Milliarden Euro sei absolut | |
| ungerechtfertigt. „Wir werden nicht plötzlich unser Scheckbuch herausholen | |
| und einen Scheck über zwei Milliarden Euro schreiben. Das wird nicht | |
| passieren“, erklärte der sichtlich aufgebrachte Cameron am Freitag. | |
| Der britische Premier steht unter innenpolitischem Druck, da er ein gutes | |
| halbes Jahr vor den Parlamentswahlen gegen die EU-feindliche Ukip und | |
| EU-kritische Strömungen in den eigenen konservativen Reihen argumentieren | |
| muss. Cameron hat für den Fall seiner Wiederwahl eine Volksabstimmung über | |
| einen EU-Austritt Großbritanniens für 2017 versprochen. Davor will er die | |
| Bedingungen der britischen Mitgliedschaft mit Brüssel neu aushandeln, | |
| insbesondere die Regeln für die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern. | |
| In der Nacht zum Freitag war bekanntgeworden, dass Großbritannien im Rahmen | |
| einer Neuberechnung bereits Anfang Dezember rund 2,1 Milliarden Euro für | |
| das EU-Budget nach Brüssel überweisen soll. Man sei im diesem Verfahren | |
| noch nie mit so einer hohen Nachzahlung konfrontiert worden, beklagte sich | |
| Cameron. Die EU-Finanzminister sollen sich mit der Frage befassen. Er habe | |
| Unterstützung von Italien, den Niederlanden, Malta und Griechenland | |
| erhalten. | |
| Der Sprecher von EU-Haushaltskommissar Jacek Dominik erläuterte auf | |
| Nachfrage, wenn sich im Herbst eines jeden Jahres herausstelle, dass die | |
| Wirtschaft eines Mitgliedslandes stärker gewachsen sei als vom Land selbst | |
| zuvor angenommen, erhöhe sich jeweilige Beitrag für das EU-Budget. Falls | |
| das Wirtschaftswachstum niedriger ausfalle, gebe es Rückzahlungen. | |
| Erhöhungen für die Wirtschaftsleistung ergeben sich auch aus einer | |
| Umstellung der Berechnungsmethode. | |
| Die Niederlande müssen [1][nach einem Bericht] der Financial Times weitere | |
| 642 Millionen nach Brüssel überweisen. Der niederländische Premier Mark | |
| Rutte sprach von einer „unangenehmen Überraschung“. Den Haag verlange von | |
| der EU Deutlichkeit, wie der hohe Betrag zustande komme. „Wir werden dies | |
| sehr gründlich untersuchen und dabei auf alle Aspekte schauen, auch | |
| juristische“, sagte Rutte in Brüssel vor niederländischen Reportern. Der | |
| niederländische Finanzminister und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem | |
| sagte: „Der Betrag ist sehr überraschend, unangenehm überraschend.“ | |
| Deutschland soll dagegen demnach fast 780 Millionen Euro zurückbekommen. | |
| Frankreich und Österreich können dem Vernehmen nach ebenfalls mit einer | |
| Rückzahlung rechnen. Die EU-Kommission kommentierte diese Zahlen nicht. | |
| Etwa 70 Prozent des EU-Budgets werden aus den Hauptstädten in einer Art | |
| Mitgliedsbeitrag nach Brüssel überwiesen. Er richtet sich nach der | |
| Wirtschaftsleistung der Länder. | |
| „Im Fall von Großbritannien und den Niederlanden ist das | |
| Bruttoinlandsprodukt 2014 wesentlich höher gewesen, als sie selbst Anfang | |
| des Jahres gedacht haben, also wird ihr Beitrag erhöht“, sagte der | |
| Sprecher. Ukip-Chef Nigel Farage nannte die Nachzahlung „einfach | |
| unverschämt“. Cameron sei in einer sehr schwachen Position und könne nichts | |
| dagegen unternehmen. Auch Abgeordnete der Konservativen und der | |
| Labour-Partei äußerten Kritik. | |
| 24 Oct 2014 | |
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