# taz.de -- Kommentar Angela Merkel und Pegida: Mit denen gibt es nichts zu ber… | |
> Wer sich von der Meute treiben lässt, wird von ihr gefressen. Wer | |
> Ressentiments zu „Sorgen“ adelt, bewegt sich an der Grenze zum | |
> Kriminellen. | |
Bild: Beim Fußball 2012 jubelten sie noch gemeinsam für Deutschland gegen Gri… | |
Der ehemalige Innenminister [1][Hans-Peter Friedrich (CSU) weiß, wer schuld | |
ist] am Erstarken der AfD und der Pegida-Bewegung: die Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel und ihr Linkskurs. Mag sein, dass die Union rechte Wähler | |
vernachlässigt hat. Doch noch vor ein paar Jahren lautete der Befund, dass | |
die CDU für [2][urbane Milieus wenig attraktiv sei]. | |
Darauf hat Merkel reagiert. Ob dies aus Opportunität oder aus Überzeugung | |
oder beidem geschah – entscheidend ist, um es mit den Worten ihres | |
Vorgängers zu sagen, entscheidend ist, was hinten rauskam. Und da kam raus, | |
dass dieses Land unter Merkels Führung zwar zu einer Gefahr für Europa | |
wurde, im Innern aber liberaler und moderner geworden ist. Was ihr | |
Friedrich als Verschulden ankreidet, ist in Wahrheit ihr Verdienst. | |
Und das ist nicht alles, was Friedrich weiß: „Ich glaube, dass wir in der | |
Vergangenheit mit der Frage nach der Identität unseres Volkes und unserer | |
Nation zu leichtfertig umgegangen sind.“ Sagt der Mann, der durch ganz | |
andere Leichtfertigkeiten in Erinnerung geblieben ist: durch leichtfertiges | |
Aktenschreddern (NSU) und leichtfertige Ahnungslosigkeit (NSA). | |
Mit dem Geschwätz von der „Identität unseres Volkes“ geht Friedrich noch | |
weiter als Bundestagspräsident Norbert Lammert etwa oder SPD-Chef Sigmar | |
Gabriel, die auch schon meinten, man müsse die „berechtigten Sorgen“ der | |
Pegida-Demonstranten ernst nehmen. Doch wer sich von der Meute treiben | |
lässt, wird von ihr gefressen. | |
Und wer Ressentiments zu „Sorgen“ adelt, bewegt sich an der Grenze zum | |
Kriminellen – so wie Anfang der neunziger Jahre, als man ganz viel | |
Verständnis für die besorgten Bürger von Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda | |
und anderswo zeigte und sie zu [3][ihrem mörderischen Treiben ermutigte]. | |
Ein wichtiger Unterschied zu damals ist, dass die Medien, auch solche, die | |
zu den Wahnvorstellungen der Pegida-Leute beigetragen haben, ihnen jegliche | |
Berechtigung absprechen. Wenigstens dafür ist das Wort von der | |
[4][„Lügenpresse“] gut. | |
Eine angemessene Antwort kam kurz vor Weihnachten von DDR-Bürgerrechtlern, | |
eine späte, aber wortgewaltige Reaktion: „Jesus hätte gekotzt, hätte er | |
euch getroffen“, [5][schrieben sie an die Adresse der | |
Pegida-Demonstranten]. „Ihr riecht nach dem Provinzmief hinter der Mauer.“ | |
Und: „Ihr sprecht nicht für 89. Ihr sprecht für keine Freiheitsbewegung.“ | |
Das ist nicht nur in der Sache richtig, sondern auch im Ton. Mit diesen | |
Leuten gibt es nichts zu bereden. | |
28 Dec 2014 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-Kritik-durch-CSU-Mann-Friedrich/!151890/ | |
[2] /!104208/ | |
[3] /!12478/ | |
[4] /Undercover-Recherchen-bei-Pegida/!151668/ | |
[5] /DDR-Oppositionelle-ueber-Pegida/!151748/ | |
## AUTOREN | |
Deniz Yücel | |
## TAGS | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Schwerpunkt Pegida | |
CDU/CSU | |
Hans-Peter Friedrich | |
Journalismus | |
Kurden | |
Schwerpunkt Pegida | |
CSU | |
Flüchtlinge | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Internet | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Zivilgesellschaft | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
DDR | |
Rechtsextremismus | |
CSU | |
Junge Alternative (AfD) | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Schlagloch Lügenpresse: Den Trennstrich gezogen | |
Die „Lügenpresse“-Propagandisten von Pegida wollen nicht erzählt werden, | |
sondern Erzählung sein. Sie entziehen sich dem demokratisches Diskurs. | |
„Charlie Hebdo“-Chefredakteur Charb: „Je suis kurde“ | |
Zur Belagerung Kobanes erklärte Stéphane Charbonnier: „Ich bin Kurde“. No… | |
ein Beleg, dass die Pegidas dieser Welt nicht Charlie sind. | |
Kolumne Besser: Wie der Herr, so's Gescherr | |
Pegida findet die „Lügenpresse“ doof, die „Lügenpresse“ findet Pegida… | |
Aber es gibt Ausnahmen: Stephan, Weimer, Matussek, Broder, di Lorenzo. | |
CSU über Flüchtlinge: Schneller abschieben | |
Die CSU-Bundestagsabgeordneten wollen rigider gegen Asylbewerber vorgehen. | |
Der sozialdemokratische Koalitionspartner widerspricht. | |
CSU über Flüchtlinge: Schnellverfahren für Asylbewerber | |
Abschieben und ausbilden: Asylverfahren sollen beschleunigt werden. | |
Gleichzeitig will die CSU anerkannte Flüchtlinge besser an den Arbeitsmarkt | |
heranführen. | |
Friedrichs Kritik an Merkels CDU: Das willkommene Genörgel | |
Die Frage, worin noch der konservative Kern besteht, beschäftigt nicht nur | |
den Exminister. Aber die CDU hat einen Auftrag: mehr Frauen und Zuwanderer. | |
Online-Petition gegen Pegida: Über 200.000 sind dagegen | |
Zehntausende Internet-User haben bereits den Aufruf „Für ein buntes | |
Deutschland, NoPegida“ unterzeichnet. Das Ziel: Eine Million | |
Unterschriften. | |
Kommentar zu Hans-Peter Friedrich: Auch eine Exit-Strategie | |
Der Ex-Innenminister ist ein schlechter Verlierer. Er inszeniert sich als | |
Opfer – einer Koalitionsräson, die er selbst ausgehandelt hat. | |
Muslime in Dresden: Vom Leben in der Defensive | |
Nach dem Mord an Marwa El-Sherbini mühten sich die Muslime Dresdens um ein | |
besseres Verhältnis zu ihrer Umgebung. Doch dann kam Pegida. | |
Nach Kritik durch CSU-Mann Friedrich: Kanzlerin wird in Schutz genommen | |
Unions-Vizefraktionschef Hans-Peter Friedrich macht die Politik Merkels für | |
das Erstarken der Pegida verantwortlich. Doch er erhält Gegenwind aus den | |
eigenen Reihen. | |
DDR-Oppositionelle über Pegida: „Jesus hätte gekotzt“ | |
Einstige DDR-Bürgerrechtler wenden sich gegen die „Wir sind das | |
Volk!“-Attitüde der Rechtspopulisten. Sie wollen Widerstand gegen sie | |
anregen. | |
Pegida-Demonstration in Dresden: „Ich geh ooch ma zum Döner“ | |
Alles gibt es bei Pegida: Professoren, Polizisten, Hausfrauen – da sind | |
sich die Pegida-Demonstranten einig. Alles außer Nazis. | |
Kommentar CSU fordert Deutschpflicht: So blöd wie breit | |
Ausländer sollen zu Hause Deutsch sprechen, fordert die CSU. Sie macht sich | |
zum Horst und zeigt, wie unbrauchbar das Wort „Integration“ geworden ist. | |
Kolumne Besser: Das AfD-ABC | |
Von Brüssel zum Hans-Olaf, von der Jungen Alternative zu Russland – was Sie | |
über die Alternative für Deutschland wissen müssen. |