| # taz.de -- Hamburgs Bürgermeister über die Wahl: „Wir verbieten nicht das … | |
| > Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz verteidigt seine Flüchtlings-, Umwelt- | |
| > und Verkehrspolitik. Falls nötig möchte er mit den Grünen koalieren. | |
| Bild: „Für alle Flüchtlinge gilt das gleiche Recht“, sagt Scholz mit Blic… | |
| taz: Herzlichen Glückwunsch zum Wahlsieg, Herr Scholz. | |
| Olaf Scholz: Gewählt wird erst am 15. Februar. | |
| Zweifeln Sie etwa daran, dass Sie Bürgermeister bleiben? | |
| Alle Umfragen deuten daraufhin, dass ich weiter Bürgermeister bleibe. Aber | |
| wir sollten die Entscheidung der WählerInnen abwarten. | |
| Und Sie möchten am liebsten weiter mit absoluter SPD-Mehrheit regieren? | |
| Wir haben viel zustande gebracht in den vergangenen vier Jahren. Und wenn | |
| auch die BürgerInnen denken, die haben das ganz gut gemacht, dann geben sie | |
| uns hoffentlich wieder ein starkes Mandat. | |
| Falls nicht, sprechen sie mit den Grünen über eine Koalition? | |
| Ja. | |
| Und alternativ mit der FDP? | |
| Ich kann mir nicht vorstellen, dass die FDP unser Koalitionspartner wird. | |
| Natürlich kann man das Ergebnis von Verhandlungen nicht voraussehen, aber | |
| unser Ziel wäre es, mit den Grünen eine Verständigung zu erzielen. | |
| Was wird denn besser mit einem Bürgermeister Scholz II.? | |
| Es gibt in aller Bescheidenheit viele Dinge, die wir ganz gut gemacht | |
| haben. Da dürfen wir nicht nachlassen. Das betrifft zu allererst den | |
| Wohnungsbau. Das wird auch in den nächsten Jahren ein vordringliches Thema | |
| sein. Und wir wollen die Qualität im Bildungsbereich, von der Kita bis zur | |
| Hochschule, weiter verbessern. Das gilt auch für die Vermittlung von jungen | |
| Leuten in eine Berufsausbildung. | |
| Wird Hamburg sich auch mehr Humanität gegenüber Flüchtlingen erlauben? | |
| Hamburg unterstützt die Flüchtlinge, die hier ankommen, mit großer | |
| Solidarität. Zurzeit halten sich mehr als 20.000 in der Stadt auf, allein | |
| im vorigen Jahr haben wir 6.000 Flüchtlinge neu untergebracht. Wir tun | |
| viel. | |
| Werden Sie die Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe weiter ignorieren? Oder | |
| packt nach der Wahl der Rechtsstaat zu? | |
| Für alle Flüchtlinge gilt das gleiche Recht. Auch die meisten aus der von | |
| Ihnen genannten Gruppe haben inzwischen den regulären Weg beschritten und | |
| dabei gute Erfahrungen gemacht, manche haben schon Arbeit gefunden. Es ist | |
| nicht schlecht, den rechtsstaatlichen Weg zu beschreiten. | |
| Wollen Sie in der nächsten Legislatur auch lernen, wie man ’Ökologie‘ | |
| buchstabiert? | |
| Das Thema Ökologie bewegt mich schon seit meiner Jugend viel stärker, als | |
| Sie das offenbar glauben. Und ich denke, dass wir in den vergangenen vier | |
| Jahren da auch viel erreicht haben. Die Ausweisung neuer | |
| Naturschutzgebiete, die Reduzierung der Emissionen im Straßenverkehr, der | |
| Ausbau des Radverkehrs, die Schaffung neuer Parks und Grünachsen – das kann | |
| sich schon sehen lassen. | |
| Durch Ihre Politik fährt kein Auto weniger in Hamburg. | |
| Es ist nicht unser Ziel, das Autofahren zu verbieten. Jeder darf sich durch | |
| Hamburg bewegen, wie er möchte. Und deshalb legen wir großen Wert auf den | |
| Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs mit dem Bau der S 4 nach Ahrensburg, | |
| der S 21 nach Kaltenkirchen, der U 4 durch die Hafencity und durch neue U- | |
| und S-Bahnstationen an den Elbbrücken und in Ottensen, in Oldenfelde oder | |
| der Verlängerung der U 2 zur Horner Geest. Wir bauen die Fahrradwege, | |
| Bike-and-Ride und das StadtRad-System aus. Und wir optimieren das Busnetz, | |
| ab 2020 schaffen wir ausschließlich emissionsfreie Busse an. | |
| Das Kernstück dieser Politik ist der Bau von 30 Kilometer U-Bahn in 25 | |
| Jahren für mindestens 3,5 Milliarden Euro: Ist das nicht zu spät und zu | |
| teuer? | |
| Nein, wir haben das jetzt auf den Weg gebracht und werden die ganze nächste | |
| Legislaturperiode für die Planung benötigen. Das ist seriös. Und die | |
| U-Bahnen werden ja nicht erst eröffnet, wenn die gesamte Strecke | |
| fertiggestellt ist, sondern abschnittsweise, Station für Station. Die | |
| ersten Abschnitte werden also deutlich früher in Betrieb genommen. Wer aber | |
| behauptet, er könne mit einem Fingerschnippen in fünf Jahren Hamburg mit | |
| 100 Kilometer Stadtbahn beglücken, agiert hochgradig unseriös. Wir bauen | |
| eine U-Bahn, und warum die unökologisch sein soll, verstehe ich nicht. | |
| Liegt Ihre Sympathie für U-Bahnen auch daran, dass dafür keine Parkplätze | |
| entfallen? | |
| Unser Programm zur Busbeschleunigung hat schon Debatten ausgelöst. Das ist | |
| nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was bei 100 Kilometer Stadtbahn in | |
| dieser Stadt los wäre. Fest steht: Kein anderes öffentliches Verkehrsmittel | |
| erreicht die Kapazität und die Taktdichte der U-Bahn. Übrigens sind 71 | |
| Prozent der HamburgerInnen für den U-Bahn-Ausbau. | |
| Wenn die HSH Nordbank pleite geht und Hapag-Lloyd weiter Verluste einfährt | |
| – können Sie dann überhaupt noch eines Ihrer Versprechen halten? | |
| Die Folgen der Großmannssucht meiner Vorgänger bei der HSH Nordbank werden | |
| Hamburg und Schleswig-Holstein noch lange begleiten. Es geht um viele | |
| Milliarden. Ich bin aber nicht so pessimistisch zu glauben, dass wir uns | |
| künftig gar nichts mehr leisten können. Und auch Hapag-Lloyd wird sich nach | |
| der Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV stabilisieren. | |
| Also würden auch für Olympische Spiele keine neuen Schulden gemacht? | |
| Nein, die Spiele würden geplant und durchgeführt unter den Bedingungen des | |
| Neuverschuldungsverbots an 2020 und mit Refinanzierung der Investitionen in | |
| Wohnungen und Bürogebäude durch die anschließende Nachnutzung. | |
| Bleibt es in der nächsten Legislatur dabei, dass Sie nur versprechen, was | |
| sie auch halten können? | |
| Ja. | |
| Und was bleibt Hamburg erspart – in Wort und Tat? | |
| Zum Beispiel eine unsolide Haushaltspolitik. | |
| 13 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Kahlcke | |
| Sven-Michael Veit | |
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