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# taz.de -- Umstrittene Tiefbau-Arbeiten: U-Bahn gegen Ahorn
> In Hamburg-Horn sollen für knapp zwei Kilometer Untergrund-Gleise 770
> Bäume fallen – das wäre vermeidbar, sagen Anwohner.
Bild: Nicht glücklich mit den Hochbahn-Planungen: Demonstrierende am Samstag i…
Hamburg taz | Gegen eine U-Bahn in ihrem Quartier sind am Samstag rund 200
Menschen im Stadtteil Horn auf die Straße gegangen. Die [1][Initiative
„Rettet Horn“] will nicht, dass für 1,9 Kilometer U-Bahn unter der
Manshardstraße rund 770 Bäume gefällt werden. „Das ist eine Frechheit“,
sagt eine Anwohnerin. „Jeder weiß, Bäume sind der beste Luftfilter der
Welt.“ In den Bäumen lebten zudem bedrohte Tiere wie Fledermäuse, ergänzt
eine andere.
Doch läuft alles nach Plan, beginnt der U-Bahn-Bau noch in diesem Jahr: Die
U4 soll an der Horner Rennbahn auf die Manshardstraße ausgefädelt werden
und dort auf Höhe Stoltenstraße und Dannerallee zwei Haltestellen bekommen
. Die Kosten von 465 Millionen Euro trägt zum Teil der Bund.
Das Ganze ist ein Projekt der SPD, die den Hamburger Osten aufwerten
möchte. Auch im Stadtteil gibt es viele Fürsprecher, die im Bahnanschluss
eine Chance sehen: Rund 13.000 Anwohner könnten ihn nutzen.
Dass es am Samstag eine Demo der Gegner geben würde, darauf hatte lediglich
ein unscheinbarer Aushang hingewiesen. Der Protest wirkte improvisiert, die
Schilder der Demonstrierenden – darauf: „Natur Mord“ oder „Horn bleibt
Grün“ –waren klein und handgemalt. Einige der Protestler trugen gelbe
Westen mit „Stopp U 4“ darauf.
## Protestler tragen gelbe Westen
Wie kann man gegen eine U-Bahn sein? „Wir sind nicht gegen U-Bahnen“, sagt
ein Horner, der selbst lange auf dem Bau gearbeitet hat. Es gehe um das
Wie, um die Bauweise also. Heutzutage werden Tunnel in der Stadt unter der
Erde mit einem „Schildvortrieb“-Bohrer gebaut. Das erste Stück der U4 vom
Jungfernstieg zur Hafencity etwa entstand so.
Doch die Manshardstraße, heute eine hübsche Allee aus hohen Platanen und
Ahornbäumen, soll für den U-Bahn-Bau komplett geöffnet und wieder
geschlossen werden – die sogenannte „offene“ Bauweise –, und das für
insgesamt sieben Jahre. Die Initiative „Rettet Horn“ fürchtet Baulärm an
sechs Tagen in der Woche. Auch könnte es zu einem Grundwasserstau kommen,
wenn die tiefen Betonwände den Boden zerteilen.
Mitdemonstriert hat am Samstag [2][Stephan Jersch von der Linkspartei]. In
dicht besiedelten Gebieten, sagt er, solle die Stadt statt U-Bahnen besser
oberirdische Straßenbahnen bauen. Jersch: „Das wird hier eine ziemliche
Abholzaktion.“
Bäume verspricht die Stadt zwar neue zu pflanzen. „Aber bis die wieder so
hoch gewachsen sind, dauert es Jahre“, sagt Initiativensprecher Karsten
Reimers. Auch halte man den so teuren Bau von nur zwei Stationen für
überflüssig. Da solle lieber der heutige Linienbus öfter fahren.
## Offene Bauweise günstiger
Die offene Bauweise sei um 20 Prozent günstiger als die per Bohrer, erfuhr
Jersch per Anfrage. Doch die Hochbahn führt auch Sicherheitsgründe an: „Der
Bohrer braucht einen gewissen Durchmesser oben drüber, damit die Straße
nicht aufreißt“, sagt Sprecherin Pia Gängrich. Die geplante Bahn verlaufe
nicht derart tief; schon der Anschluss Horner Rennbahn liege dicht an der
Oberfläche.
[3][Die Hochbahn] verspricht, die Beeinträchtigungen zu minimieren: Die
Straße soll nacheinander in vier bis fünf Abschnitten geöffnet werden und
„möglichst schnell wieder zugemacht werden“, so Gängrich. Und durch eine
Baustraße kämen die Anwohner „jederzeit mit dem Auto zu ihrem Haus“.
Noch ist der Bau nicht genehmigt, das Planfeststellungsverfahren läuft. Ein
Mitstreiter von „Rettet Horn“ hat eine Alternativroute ausgetüftelt, die
unter der Autobahn Richtung Lübeck verläuft und auch die Bundeswehr-Uni
sowie Jenfeld erreicht – und mit dem Tiefbohrer möglich sei. Die Einwände
werden öffentlich erörtert. „Rettet Horn“ will da auch erscheinen – und
vielleicht nochmal demonstrieren.
3 Mar 2019
## LINKS
[1] https://rettethorn.wordpress.com/ueber/
[2] https://www.stephan-jersch.de/politik/
[3] https://www.hochbahn.de/hochbahn/hamburg/de/Home/Naechster_Halt/Ausbau_und_…
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
U-Bahn
Straßenbahn
ÖPNV
Stadtentwicklung Hamburg
Hamburger Hochbahn
Bezirksamt
Verkehrspolitik
Hamburg
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