# taz.de -- München 1972: Neue Details über Olympia-Attentat | |
> Bei der Geiselnahme im Olympischen Dorf quälten die palästinensischen | |
> Terroristen ihre israelischen Opfer grausam. | |
Bild: München, 1972: Ein Sarg mit einem ermordeten israelischen Sportler wird … | |
BERLIN taz | Eigentlich hatten Ilana Romano und Ankie Spitzer vereinbart, | |
nie öffentlich darüber zu sprechen: von jenen furchtbaren Details, die sie | |
nach hartnäckigem Ringen 1992 den deutschen Behörden über das | |
Olympia-Attentat von München abtrotzen konnten. Jetzt haben die beiden | |
israelischen Witwen ihr Schweigen gebrochen. Ihre Aussagen widerlegen den | |
Mythos, den palästinensischen Terroristen sei es bei ihrer Geiselnahme im | |
Olympischen Dorf 1972 nur um die Freipressung von Gefangenen gegangen. | |
Am 5. September 1972 hatte ein achtköpfiges Kommando des „Schwarzen | |
September“ das Quartier der israelischen Mannschaft gestürmt und elf | |
Sportler als Geiseln genommen. Zwei der Israelis starben noch im | |
Olympischen Dorf, die anderen verloren ihr Leben bei einer dilettantisch | |
geplanten Befreiungsaktion der Polizei auf dem nahen Militärflugplatz | |
Fürstenfeldbruck. Auch ein Polizist und fünf Terroristen wurden dabei | |
getötet. Die drei überlebenden Palästinenser wurden von der Bundesregierung | |
noch im selben Jahr still und leise wieder auf freien Fuß gesetzt – als | |
„Ausgleich“ für das Entgegenkommen eines anderen palästinensischen | |
Kommandos bei einer Lufthansa-Entführung. | |
In einem Dokumentarfilm, der im Rahmen eines Erinnerungsprojekts im | |
kommenden Jahr veröffentlicht werden soll, berichten zwei der israelischen | |
Hinterbliebenen nun von den Grausamkeiten, die die Terroristen ihren Opfern | |
in den Stunden zwischen Geiselnahme und misslungener Befreiung angetan | |
hatten. Ankie Spitzer war mit dem getöteten Fechttrainer André Spitzer | |
verheiratet; Ilana Romano ist die Witwe des Gewichthebers Yossef Romano. | |
Die beiden Frauen schildern, was sie auf bislang unbekannten Aufnahmen aus | |
den Polizeiakten zu sehen bekamen, die ihnen erst zwei Jahrzehnte nach der | |
Geiselnahme von den deutschen Behörden übergeben worden waren. Danach waren | |
einigen der festgehaltenen Sportler die Knochen gebrochen worden. | |
Am brutalsten gingen die Terroristen mit dem bei der Erstürmung | |
angeschossenen Yossef Romano um: „Sie haben ihm durch die Unterwäsche | |
hindurch die Genitalien abgeschnitten und ihn missbraucht“, berichtet Ilana | |
Romano. Die anderen Geiseln hätten gefesselt zusehen müssen. | |
Der „Schwarze September“ hatte stets behauptet, es sei einzig um die | |
Freilassung mehrerer hundert palästinensischer „Freiheitskämpfer“, eines | |
Mitglied der japanischen Terrortruppe Nihon Sekigun sowie der Deutschen | |
Andreas Baader und Ulrike Meinhof gegangen. Nur wegen des verpfuschten | |
Polizeieinsatzes seien die Geiseln gestorben. In einer von Meinhof | |
verfassten Erklärung bejubelte die RAF seinerzeit die „Menschlichkeit“ der | |
Aktion, die „gleichzeitig antiimperialistisch, antifaschistisch und | |
internationalistisch“ gewesen sei. | |
Ankie Spitzer widerspricht energisch. Die palästinensischen Terroristen | |
seien gekommen, „um Menschen zu verletzen“, sagte Spitzer der New York | |
Times. „Sie kamen, um zu töten.“ | |
2 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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