| # taz.de -- Initiative bei der UN-Klimakonferenz: Aus für Benziner und Diesel | |
| > 24 Staaten, 6 große Auto-Hersteller sowie viele Städte und Investoren | |
| > einigen sich auf ein Ende von Verbrennerautos. Und Deutschland? Patzt. | |
| Bild: Die Zukunft gehört dem E-Auto: Volvo-Produktion in Belgien | |
| Berlin taz | Interessant ist vor allem, wer nicht dabei ist. Weder die | |
| weltgrößten Autobauer Toyota, VW oder Renault-Nissan noch die Autonationen | |
| Deutschland, Japan, China oder USA machen mit beim Bündnis von 24 Staaten, | |
| sechs großen Auto-Herstellern sowie Städten und Investoren, die sich bei | |
| der Klimakonferenz in Glasgow auf ein [1][Enddatum für den Verkauf von | |
| Autos mit Verbrennermotor] festgelegt haben. | |
| Die Unterzeichner einer Erklärung der britischen Regierung wollen „darauf | |
| hinarbeiten, dass alle Verkäufe von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen | |
| bis zum Jahr 2040 weltweit und in den führenden Märkten bis spätestens 2035 | |
| emissionsfrei sind“. Zu den beteiligten Unternehmen gehören [2][Mercedes], | |
| Ford, Volvo und General Motors, also Konzerne, die sich bereits zu weniger | |
| fossilen Technologien bekannt haben. | |
| Mercedes hatte bislang 2039 aus der Produktion von Benzin- und | |
| Dieselfahrzeugen aussteigen wollen. Auch Länder wie Großbritannien, | |
| Dänemark, Polen, Österreich und Kroatien, Israel, Kanada gehören zu den | |
| Unterzeichnern – verfügen aber auch alle nicht über eine starke | |
| Autoindustrie. | |
| Das gilt auch für Schwellen- und Entwicklungsländer wie die Türkei, | |
| Paraguay, Kenia und Ruanda, die bei der Initiative ebenso vertreten sind | |
| wie die Städte Barcelona, Florenz und New York. Der US-Bundesstaat | |
| Kalifornien, der bereits im vergangenen Jahr angekündigt hatte, ab 2035 | |
| keine neuen Autos mit Verbrennermotoren mehr zuzulassen, macht auch bei der | |
| Initiative mit. | |
| ## Deutschland streitet und ist nicht dabei | |
| Ebenso wie Konzerne mit großen Autoflotten wie der Fahrdienstvermittler | |
| Uber oder der niederländische Leasingkonzern Leaseplan. Sie verpflichteten | |
| sich in der Erklärung darauf, bis 2030 auf Fahrzeuge mit Verbrennerantrieb | |
| zu verzichten. | |
| Deutschland patzt. Das liegt einerseits am amtierenden Verkehrsminister | |
| Andreas Scheuer (CSU). Ein Sprecher des SPD-geführten | |
| Bundesumweltministeriums sagte am Mittwoch in Glasgow, Deutschland werde | |
| die Erklärung zu den Null-Emissions-Autos „heute nicht unterzeichnen“. Das | |
| sei das Ergebnis einer regierungsinternen Prüfung. | |
| Es bestehe zwar innerhalb der Bundesregierung der Konsens, dass bis 2035 | |
| nur noch Null-Emissionsfahrzeuge neu auf die Straße kommen sollen. | |
| „Allerdings besteht nach wie vor keine Einigkeit zu einem Randaspekt der | |
| Erklärung, nämlich der Frage, ob aus erneuerbaren Energien gewonnene | |
| e-Fuels in Verbrennungsmotoren Teil der Lösung sein können“, sagte der | |
| Sprecher. Das Umweltministerium halte e-Fuels in Pkw mit Blick auf | |
| Verfügbarkeit und Effizienz „genau wie die Unterzeichnerstaaten nicht für | |
| zielführend“. | |
| ## BMW gegen Verbot von Verbrennermotoren | |
| „Der fossile Verbrenner wird 2035 auslaufen. Die Verbrennertechnologie wird | |
| aber weiterhin gebraucht“, hatte Scheuer am Dienstag vor Journalisten | |
| gesagt. „Wir wollen sie mit synthetischen Kraftstoffen klimaneutral machen | |
| und die Vorteile der Technologie erhalten.“ Die geplante Erklärung | |
| berücksichtige den Antrieb mit synthetischen Kraftstoffen nicht. Deshalb | |
| sei sein Ministerium dagegen. „Es wäre megapeinlich, wenn Deutschland nicht | |
| dabei wäre“, sagte dazu Greenpeace-Chef Martin Kaiser. Eine solche | |
| Erklärung sei überfällig. Allerdings: „Andreas Scheuer ist zum Glück jetzt | |
| Geschichte.“ | |
| Tatsächlich steht im Sondierungspapier der sich formierenden | |
| Ampelkoalition, dass nach 2035 auch [3][“nachweisbar nur mit E-Fuels | |
| betankbare Fahrzeuge neu zugelassen“] werden können. Es liege an den in der | |
| Erklärung in Glasgow fehlenden E-Fuels, dass Deutschland nicht zustimmen | |
| könne, sagte Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth in Glasgow. | |
| Die britische Regierung habe in der Erklärung eine „unnötige Hürde“ | |
| aufgebaut, die dazu geführt habe, dass auch andere Staaten nicht | |
| mitzeichneten. Sonst hat sich das Regierungsbündnis in Berlin aber bereits | |
| den EU-Vorgaben angeschlossen, dass „ab 2035 nur noch CO2-neutrale | |
| Fahrzeuge“ werden dürfen. | |
| BMW-Chef Oliver Zipse sagte am Mittwoch, sein Konzern bleibe bei der | |
| Ablehnung eines Verbotes von Pkw-Verbrennungsmotoren: „Wir glauben, das ist | |
| schädlich für das Klima“, betonte Zipse. Der Grund: Bis 2035 werde weltweit | |
| noch keine Ladeinfrastruktur für Ökostrom geschaffen sein. „Dass durch ein | |
| Verbot automatisch die Infrastruktur entsteht, ist nicht sichtbar“, | |
| ergänzte er. Momentan wachse das E-Autoangebot fünf Mal schneller als die | |
| Ladeinfrastruktur. | |
| Der Verkehrssektor gehört zu den weltweit größten Verursachern von | |
| Treibhausgasen. Etwa ein Fünftel von ihnen stammen aus der Mobilität, die | |
| Hälfte davon von Personenfahrzeugen. Allerdings boomen Elektrofahrzeuge. In | |
| diesem Jahr sollen die Verkäufe der E-Autos [4][laut Bloomberg weltweit um | |
| 80 Prozent auf 5,6 Millionen weltweit anziehen]. | |
| Im ersten Halbjahr 2021 hatten danach bereits 7 Prozent aller verkauften | |
| Fahrzeuge einen Elektromotor. 2019 hatte der Anteil insgesamt noch bei 2,6 | |
| Prozent gelegen. Europas größter Autobauer VW, der sich nicht an der | |
| Glasgower Initiative beteiligt, kündigte am Dienstagnachmittag an, bis 2026 | |
| in Wolfsburg eine neue Fabrik für Elektroautos zu errichten. | |
| 10 Nov 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.gov.uk/government/publications/cop26-declaration-zero-emission-… | |
| [2] /Klimaklagen-gegen-Autokonzerne/!5802583 | |
| [3] https://cms.gruene.de/uploads/documents/Ergebnis-der-Sondierungen.pdf | |
| [4] https://about.bnef.com/blog/electric-vehicle-sales-headed-for-five-and-a-ha… | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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