| # taz.de -- Schlag gegen die E-Mobilität: Strom fürs Auto wird teurer | |
| > In Hamburg explodieren wegen einer neuen Gebühr die Ladekosten bei den | |
| > E-Autos. Damit könnte es vorbei sein mit der Stadt als Vorbild in diesem | |
| > Bereich. | |
| Bild: Tanken wird halt wieder teurer | |
| Hamburg taz | Wer sein Auto in Hamburg mit Ökostrom betankt, muss ab Mai | |
| ordentlich draufzahlen. An den Ladesäulen des städtischen Unternehmens | |
| Hamburg Energie zahlen E-Auto-Fahrer:innen dann 49,9 statt bislang 29,5 | |
| Cent pro Kilowattstunde – knapp 70 Prozent mehr also. Der Energieversorger | |
| stellt derzeit einen Großteil des öffentlichen Angebots in Hamburg. | |
| Mit diesem Schritt, dessen Verkündung zeitlich mit einem [1][Allzeithoch | |
| der Preise] für Benzin und Diesel zusammenfällt, wolle man sich den | |
| „aktuellen Entwicklungen“ anpassen, teilte das Unternehmen Anfang der Woche | |
| mit. Zum Jahreswechsel seien „Umlagen und Abgaben auf den Strompreis“ | |
| erhöht worden, außerdem sei der Strompreis selbst „drastisch“ gestiegen. | |
| Auf beides habe man natürlich keinen Einfluss. | |
| Doch einen anderen Grund für die krasse Preiserhöhung hat sich die Stadt | |
| selbst eingebrockt – nicht als Unternehmerin, sondern als Gesetzgeberin. | |
| Hamburg erhebt seit Januar eine Gebühr von den Betreibern der | |
| Ladestationen: 12 Cent pro Kilowattstunde an regulären Ladesäulen, 20 Cent | |
| an Schnellladesäulen. Damit schießt man sich selbst ins Knie – in einem | |
| Bereich, in dem man bislang [2][Vorbild war]. | |
| Denn dass es diesen sogenannten Nutzungspreis bislang nicht gab, habe am | |
| „einzigartigen“ Hamburger Modell gelegen, teilte die Wirtschaftsbehörde | |
| Anfang Oktober mit – als sie es beerdigte. | |
| Zwar habe die bisherige Subventionierung der Ladeinfrastruktur den | |
| „Markthochlauf massiv unterstützt“, aber jetzt sei es nun mal Zeit, das zu | |
| tun, was bundesweit üblich sei: den weiteren Ausbau und die Betriebskosten | |
| vermehrt über die Nutzer:innen zu finanzieren. Das entlaste die | |
| Steuerzahler:innen, sagte die Sprecherin der Behörde. | |
| 2021 seien rund 6,5 Millionen Euro aus dem [3][Hamburger Klimaplan] für die | |
| Förderung bereitgestellt worden. Die neue Gebühr helfe auch gegen | |
| „Wettbewerbsverzerrung“; immer mehr Privatfirmen errichteten öffentliche | |
| Ladestationen. Und die Gebühr werde schließlich nicht direkt von den | |
| Endkund:innen erhoben, sondern von den Anbieter:innen. | |
| Was unterm Strich wohl aber keinen Unterschied macht, kündigte Hamburg | |
| Energie doch jetzt an, dass man den Preis ab Mai „an seine Kunden | |
| weiterberechnen muss“. Ob der „echte Umweltnutzen“ der E-Autos, für den | |
| Hamburg Energie mit seinen Ökostrom-Tankstellen sorge, dadurch geschmälert | |
| wird, ist schwer vorherzusagen. | |
| Doch wenn sich die Menschen wegen der steigenden Preise nun gegen ein | |
| E-Auto entscheiden, schadet das der Verkehrswende. Und damit auch dem | |
| Klimaschutz. Das bedeutet im Zweifel nicht nur mehr CO2-Ausstoß, sondern | |
| auch eine Botschaft an die Gesellschaft, die nicht in die Zeit passt und | |
| schwer zu erklären ist: E-Auto fahren lohnt sich nicht. | |
| Die Autoindustrie verkündete bereits Ende vergangenen Jahres, der von | |
| Hamburg gefeierte „Hochlauf“ der E-Mobilität sei gefährdet – zumindest | |
| deutschlandweit. Und zwar wegen fehlender Ladeinfrastruktur. In Hamburg sah | |
| das dank der vorbildlichen Förderung bislang zwar besser aus als in der | |
| deutschen Durchschnittskommune. Umso schlechter ist es, jetzt schon damit | |
| aufzuhören. | |
| 20 Mar 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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