| # taz.de -- Höcke, die AfD und Rechtsextremismus: Altes in neuer Verpackung | |
| > Björn Höckes Entgleisung zur deutschen Gedenkkultur zeigt einmal mehr: | |
| > Die AfD ist keine normale Partei. Aber ist sie schon rechtsextrem? | |
| Bild: Leicht mit Rechtsextremen zu verwechseln: die AfDler Björn Höcke und An… | |
| Klar, Provokation ist Programm bei der AfD. Ist die Grenze zum | |
| Rechtsextremismus überschritten, wenn Frauke Petry NS-Vokabular wie | |
| „völkisch“ wieder normalisieren will, wenn Beatrix von Storch wie | |
| selbstverständlich [1][den Begriff „Bevölkerungsaustausch“] verwendet, | |
| Alexander Gauland der Nationalelf bescheinigt, nicht mehr deutsch [2][im | |
| „klassischen Sinne“] zu sein, und wenn nun Björn Höcke das | |
| Holocaust-Mahnmal in Berlin als [3][„Mahnmal der Schande“] bezeichnet? | |
| Tatsache ist: Die AfD traut sich verdammt oft an diese Grenze heran. | |
| Die AfD ist freilich nicht nur ihr völkisch-nationaler Flügel. Sie ist | |
| nicht nur ihr Landesverband Sachsen-Anhalt, der Museen, Orchester und | |
| Theater in der Pflicht sieht, einen [4][„positiven Bezug zur eigenen | |
| Heimat“] zu fördern. Sie ist auch nicht nur diejenigen ihrer Abgeordneten, | |
| die Politik aus Angst vor einem [5][„schleichenden Genozid“] an weißen | |
| Deutschen machen. Und sie ist nicht nur Björn Höcke, der mit dem | |
| Versprechen eines [6][„vollständigen Sieges“ der AfD] knapp an der | |
| Goebbels-Formel vom „totalen Krieg“ vorbeischrammte. | |
| Aber irgendwann muss ein Schritt zurück gemacht werden. Die vielen | |
| einzelnen Mosaiksteine ergeben ein großes Bild. Und dieses Bild zeigt keine | |
| Partei mitten im demokratischen Konsens, die konservative, aber diskutable | |
| Positionen vertritt. Es ist das Bild einer Partei, die immer knapp an der | |
| roten Linie entlangtänzelt. Sie signalisiert, die neue völkische Kraft sein | |
| zu wollen – aber ohne die Nachteile, die man hat, wenn man offen so genannt | |
| wird. | |
| Als rechtsextrem etabliert ist die NPD, deren [7][„Wesensverwandtschaft mit | |
| dem Nationalsozialismus“] erst kürzlich vom Bundesverfassungsgericht | |
| bestätigt wurde. Der Verfassungsschutz nennt die Vorstellung einer | |
| „ethnisch homogenen ‚Volksgemeinschaft‘“ das [8][„ideologische Kernel… | |
| der Partei] – den aus dem Nationalsozialismus stammenden Begriff | |
| „Volksgemeinschaft“ verwendet die NPD offen in ihrem Parteiprogramm. Sie | |
| lehnt jegliche Einwanderung, „ob mit oder ohne Einbürgerung“, ab, sieht die | |
| „deutsche Familie“ als Grundlage des Volkes, fordert mehr | |
| Volksabstimmungen, einen mächtigen „Präsidenten der Deutschen“ und eine | |
| Entmachtung politischer Parteien. Es gibt klare Unterschiede zwischen der | |
| NPD und dem AfD-Grundsatzprogramm – aber auch die Ähnlichkeiten sind nicht | |
| zu übersehen. | |
| Die AfD lehnt Einwanderung nicht grundsätzlich ab, will sie aber deutlich | |
| einschränken. Am wünschenswertesten sei für sie „Assimilation“. In | |
| Deutschland geborenen Kindern von Ausländern will sie die | |
| Staatsbürgerschaft vorenthalten. Schließlich zieht sie den kruden Vergleich | |
| zwischen Geburtsraten von „Migranten“ und „deutschstämmigen Frauen“. | |
| Spätestens hier wird klar: Deutsche sind für die AfD nicht jene, die die | |
| deutschen Staatsbürgerschaft haben, sondern nur solche, die deutscher | |
| Abstammung sind. | |
| ## Ablehnung der deliberativen Demokratie | |
| Auch das politische System, das die AfD anstrebt, ist dem der NPD nicht so | |
| unähnlich: Sie fordert einen „Nationalstaat des deutsche Volkes“. Alle | |
| Gesetze sollen durch eine Volksabstimmung bestätigt werden, und die | |
| „Allmacht der Parteien“ soll durch eine „freie Listenwahl“ – eine For… | |
| Direktwahl – eingeschränkt werden. Die Forderungen sind nicht an sich | |
| rechtsextrem – aber sie sind als Ablehnung einer deliberativen, abwägenden | |
| Demokratie zu lesen. In Grundsatz-Parolen wie „Der Islam gehört nicht zu | |
| Deutschland“ oder der Forderung, das Grundrecht auf Asyl durch ein Recht | |
| auf „die Gewährleistung eines Asylgesetzes“ kann das Programm zudem als | |
| offen verfassungsfeindlich ausgelegt werden. | |
| Die AfD ist anders als die NPD, sie ist ein neues Phänomen am extrem | |
| rechten Rand Deutschlands. Deshalb ist es richtig, sie mit neuen, | |
| differenzierten Blicken zu betrachten. Der Verfassungsschutz ordnet die AfD | |
| bisher nicht als rechtsextrem ein, doch zugleich ist vieles an der Partei | |
| nur Altes in neuer Verpackung. | |
| Die AfD nicht rechtsextrem zu nennen, heißt, diese Unterschiede zu betonen. | |
| Sie in die existierende Schublade des Rechtsextremismus zu stecken, heißt, | |
| ihre Gemeinsamkeiten mit alten Rassisten zu betonen. | |
| 19 Jan 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/correctiv_org/status/777172134791614464 | |
| [2] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-alexander-gauland-kritisiert-… | |
| [3] /Bjoern-Hoeckes-Dresden-Rede/!5372797 | |
| [4] /AfD-Wahlkampf-in-Sachsen-Anhalt/!5278705 | |
| [5] /Das-Personal-der-AfD/!5287428 | |
| [6] http://www.fr-online.de/politik/kommentar-zu-afd-in-dresden-bjoern-hoecke-g… | |
| [7] https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/20… | |
| [8] https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2015.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Lalon Sander | |
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