# taz.de -- Deutschland in der Wirtschaftskrise: Streberland braucht Nachhilfe | |
> Auch andere Länder bekommen die Krise zu spüren – und reagieren auf ihre | |
> Weise. Was Deutschland von ihnen lernen könnte. | |
Bild: Ein vollelektrischer ID.4 im VW-Werk Emden | |
BERLIN taz | Für die meisten Länder erwarten Ökonom:innen in diesem Jahr | |
ein Wirtschaftswachstum, für Deutschland jedoch nicht. Der Internationale | |
Währungsfonds (IWF) geht von einem Schrumpfen des hiesigen | |
Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent aus. Dabei war die deutsche Wirtschaft | |
im vergangenen Jahr noch um 1,8 Prozent gewachsen, trotz des | |
Energiepreisschocks nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. | |
Was machen die anderen anders – oder einfach besser? | |
Volkswirtschaften, die weniger auf Exporte ausgerichtet sind als die | |
deutsche, haben in der aktuellen Lage generell einen besseren Stand. | |
Für Spanien zum Beispiel geht der IWF von einem Wachstum von 2,5 Prozent in | |
diesem Jahr aus. Dort hatte die Krise allerdings auch viel härter | |
zugeschlagen als in Deutschland, die Erholung fällt nun entsprechend | |
stärker aus. Das Land profitiert von der Rückkehr der Tourist:innen nach | |
der Coronakrise. Doch die vergleichsweise guten Zahlen sind auch der | |
Politik geschuldet. Die spanische Regierung hat früher als die deutsche auf | |
die hohen Energiepreise reagiert und Preisdeckel eingeführt. [1][Auch | |
Mietsteigerungen wurden begrenzt.] Außerdem hat die spanische Regierung die | |
Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel gestrichen. Die Folge dieser | |
Maßnahmen ist eine niedrige Inflationsrate. | |
## USA sorgen für Wachstum | |
Auch die französische Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich | |
stärker wachsen als die deutsche. Das Nachbarland im Westen zieht viele | |
ausländische Investoren an. Große Teile der Energiebranche sind in | |
staatlicher Hand, und der Staat subventioniert die Strompreise. | |
Der vermeintlich billige Atomstrom – dessen Kosten aufgrund der staatlichen | |
Unterstützung eben nicht die Verbraucher:innen, sondern die Steuerzahlenden | |
tragen – steht über den europäischen Energiemarkt auch Unternehmen zur | |
Verfügung, die nicht in Frankreich ansässig sind. | |
Die USA sorgen mit einem großen Konjunkturprogramm für Wachstum. Die | |
Biden-Regierung stellt mit dem [2][Inflation Reduction Act (IRA)] 370 | |
Milliarden Euro für Subventionen und Steuergutschriften bereit, um den | |
Klimaschutz voranzubringen. Gefördert werden vor allem in den USA | |
produzierende Unternehmen. Was in der Diskussion über den IRA in | |
Deutschland oft übersehen wird: Das Programm speist sich aus Steuern, die | |
für große Konzerne angehoben werden. Es sieht außerdem Maßnahmen gegen | |
Steuerhinterziehung von Unternehmen und Superreichen vor. | |
Wie in den USA ist auch in China Energie für Unternehmen sehr viel | |
günstiger als in Europa. Das für die chinesische Wirtschaft vom IWF | |
prognostizierte Wachstum von 5,2 Prozent erscheint vergleichsweise hoch. | |
[3][Aber das Land leidet unter einer Immobilienkrise und sinkender | |
Nachfrage.] Ökonomische Probleme dort wirken sich auf den Welthandel aus – | |
und damit auch auf Deutschland. | |
13 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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