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# taz.de -- Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen: Kein Durchmarsch der AfD
> Bei den Kommunalwahlen in NRW bleibt die CDU stärkste Kraft.
> Wahlverlierer sind die Grünen.
Bild: Hendrik Wüst und seine CDU kommen bei der Kommunalwahl mit einem blauen …
Bochum taz | Eine stabile CDU, teils massive Verluste für Grüne und SPD –
aber kein Durchmarsch der rechtsextremen AfD: Das ist das Ergebnis der
Kommunalwahlen im mit 18 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten
Bundesland Nordrhein-Westfalen. Die CDU kam landesweit auf 33,3 Prozent,
verlor 1 Prozentpunkt gegenüber ihrem Kommunalwahlergebnis von 2020. In
ihrem einstigen Stammland zweitstärkste Kraft wurde die SPD mit 22,1
Prozent (minus 2,2 Punkte).
Schlecht abgeschnitten haben dagegen die Grünen, die offenbar von 20 auf
13,5 Prozent abstürzten. Für die AfD entschieden sich 14,5 Prozent der
Wähler:innen – und damit 9,4 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Die
Linken fuhren mit 5,6 ein Plus von 1,8 Prozentpunkten ein. Die
Wahlbeteiligung war mit 58,5 Prozent so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr.
„Ökologische, progressive Politik hat es gerade schwer“, sagte Grünen
Co-Bundeschef Felix Banaszak in einer ersten Reaktion. Grund für das
schlechte Abschneiden seiner Partei sei eine „fundamentale Verschiebung“
der politischen Lage nach rechts, erklärte Banaszak in Bonn, wo der
Bundesvorstand der Partei am Montag auch über das Ergebnis der
NRW-Kommunalwahl beraten will: „Der Wind kommt gerade von vorn.“
Allerdings: In Nordrhein-Westfalens einziger Millionenstadt Köln stellen
die Grünen auch künftig die stärkste Ratsfraktion. Die Partei kam auf 25
Prozent, gefolgt von 19,9 Prozent für die SPD und auch für die CDU. Für die
Linken haben sich in der Domstadt 10,8 Prozent entschieden. Die AfD dagegen
rangiert in der viertgrößten Stadt Deutschlands mit 9,1 Prozent nur auf
Platz 5.
## Spitze gegen Merz
Vorn liegt in Köln auch die [1][Oberbürgermeister:innen-Direktkandidatin
Berîvan Aymaz]: Für die 53-Jährige, bisher Vizepräsidentin des
nordrhein-Westfälischen Landtags, votierten Stand 23 Uhr 28,1 Prozent der
Wähler:innen, gefolgt vom Sozialdemokraten Torsten Burmeister mit 21,3
Prozent. Er und Aymaz müssen am 28. September also in eine Stichwahl. „Ich
bin überwältigt“, freute sich Berîvan Aymaz gegenüber der taz: „Ich bin
dankbar für jede Stimme, für jede Unterstützung“.
Es sei ihr gelungen, viele Menschen zu erreichen – und „zu vermitteln,
welche Potenziale Köln hat“, glaubt die Grüne. Bei der Stichwahl werde sie
weiter auf ihre Hauptthemen setzen: „Das sind bezahlbare Wohnungen,
gerechte Mobilität und Klimaschutz.“ Im Umgang mit der offenen Drogenszene
seien „deutlich stärkere Hilfsangebote“ nötig, „damit Menschen wirklich
raus aus der Abhängigkeit kommen und die öffentlichen Plätze entlastet
werden“.
Wie erwartet stark abgeschnitten hat die Partei von Bundeskanzler Friedrich
Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst auch in weiten Teilen des
ländlichen Rheinlands, Münsterlands und Westfalens. So entschieden sich
etwa im ostwestfälischen Hövelhof bei Paderborn fast 60 Prozent der
Wähler:innen für die CDU. „Ein tolles, großartiges Ergebnis“ habe seine
Partei eingefahren, jubelte Wüst in der Landeshauptstadt. „8 Prozent besser
als der Bundestrend“ sei die CDU in Nordrhein-Westfalen, erklärte Wüst –
was durchaus auch als Spitze gegen Merz zu verstehen ist.
Für seine Politik geworben hatte Merz nicht nur beim
[2][NRW-Landesparteitag seiner Christdemokraten in Bonn]. Als Ort seines
Antrittsbesuchs in NRW wurde Münster gewählt, wo der langjährige
CDU-Rathauschef Markus Lewe nicht mehr antritt. Im Kampf um das Amt des
Oberbürgermeisters wird es stattdessen eine Stichwahl zwischen dem Grünen
Tilman Fuchs, der im ersten Wahlgang auf 41 Prozent kam und bisher
Schuldezernent im Nachbar-Wahlkreis Steinfurt ist, und dem mit 37,3 Prozent
an zweiter Stelle liegenden Christdemokraten Georg Lunemann geben.
## Klingbeil kam nur bis Lüdenscheid
Denn auch in Berlin galt die Kommunalwahl durchaus als Stimmungstest für
die schwarz-rote Regierungskoalition im Bund: In NRW wählen durften rund
13,7 Millionen Menschen – nur 7 der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union haben mehr Einwohner:innen. Nicht umsonst ließ deshalb sich
Politprominenz aller Parteien in den vergangenen Wochen scharenweise in NRW
sehen. Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder unterstützte
NRW-Regierungschef Hendrik Wüst im heimischen Münsterland.
Auch die SPD bekam massiv Unterstützung aus Berlin: Die aus Duisburg
stammende Co-Parteichefin Bärbel Bas war über Wochen immer wieder in NRW
unterwegs – in ihrer Heimatstadt, aber etwa auch in Wuppertal, Solingen und
Moers. Ihr Co-Parteichef, Vizekanzler Lars Klingbeil, spielte in
Lüdenscheids Fußgängerzone den Oasis-Song „Wonderwall“ auf der Gitarre, …
Deutschlands beliebtester Politiker, Verteidigungsminister Boris Pistorius,
ließ sich in Düsseldorf sehen.
Ausgezahlt hat sich der Einsatz für die SPD allerdings nicht überall. In
der Revier-Großstadt Duisburg landete der amtierende SPD-Oberbürgermeister
Sören Link bei der Direktwahl zum Rathauschef mit 46,0 Prozent zwar mehr
als deutlich vor dem zweitplatzierten AfD-Mann Carsten Groß mit 19,7
Prozent. Auch in Duisburgs Stadtrat ist die SPD mit 32,6 Prozent stärkste
Kraft. In Dortmund, das lange als „Herzkammer der Sozialdemokratie“ galt,
holte SPD-Rathauschef Thomas Westphal dagegen nur 27,4 Prozent – und muss
noch einmal gegen den bei 17,0 Prozent liegenden Christdemokraten Alexander
Kalouti ran.
## Der Hammer
Wie viel Potenzial Sozialdemokraten in ihrem einstigen Stammland
Nordrhein-Westfalen noch immer haben, zeigte im benachbarten Hamm der
amtierende Oberbürgermeister Marc Herter. Der ehemalige Parlamentarische
Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, der einmal als Kronprinz der
NRW-Genoss:innen galt, holte bei der Rathauschef-Direktwahl satte 63,6
Prozent. Stärkste Fraktion im Rat der knapp 180.000 Menschen zählenden
Stadt ist die SPD mit 41,8 Prozent ebenfalls, gefolgt von der CDU mit 23,6
und der AfD mit 17,4 Prozent.
Deren Co-Bundeschef Tino Chrupalla bezeichnete seine Partei in einem Anflug
von Größenwahn zwar als „Volkspartei“. Dennoch ist der befürchtete
Durchmarsch der Rechtsextremen auch in den von Deindustrialisierung und
hoher Arbeitslosigkeit gebeutelten Städten im Norden des Ruhrgebiets
ausgeblieben. Offenbar ist es der AfD nirgendwo in Nordrhein-Westfalen
gelungen, als stärkste Kraft in einen Stadtrat einzuziehen.
In der ehemaligen SPD-Hochburg Gelsenkirchen lieferte sich die Partei zwar
ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD. Für die Sozialdemokraten votierten
30,4, für die Rechtspopulisten 29,9 Prozent – in keiner Großstadt
Nordrhein-Westfalens waren die Rechtspopulisten stärker. Bei der Direktwahl
zur Oberbürgermeisterin entschieden sich aber 37,0 Prozent für die auch
[3][von den Grünen unterstützte SPD-Kandidatin Andrea Henze], im Rathaus
bisher Dezernentin für Arbeit, Soziales und Gesundheit.
Am 28. September wird sich Henze damit in einer Stichwahl dem AfD-Mann Mann
Norbert Emmerich stellen müssen, der auf 29,8 Prozent der Stimmen kam.
Emmerich erklärte bereits, er schiele bei der Stichwahl auf Wähler:innen
der CDU.
Anm. der Redaktion: Dieser Text wurde am Tag nach der Wahl aktualisiert.
14 Sep 2025
## LINKS
[1] /Koeln-waehlt-am-Sonntag/!6105488
[2] /Kommunalwahlen-in-NRW/!6107759
[3] /Kommunalwahlen-in-Nordrhein-Westfalen/!6110067
## AUTOREN
Andreas Wyputta
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