| # taz.de -- Abschiebung trotz Aufnahmezusage: Pakistan schiebt Afghanen mit deu… | |
| > Über 2.000 Afghan*innen sitzen in Pakistan fest, obwohl Deutschland | |
| > zugesagt hat, sie aufzunehmen. Nun schob Pakistan erstmals rund 40 von | |
| > ihnen ab. | |
| Bild: Von den Taliban überwacht: Zurückgeführte afghanische Flüchtlinge kom… | |
| Berlin taz | Die pakistanischen Behörden haben nach taz-Informationen in | |
| den vergangenen Tagen 34 Personen nach Afghanistan abgeschoben, die eine | |
| Aufnahmezusage durch [1][das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan (BAP)] | |
| haben. Menschenrechtsorganisationen berichten zudem, dass die Abschiebungen | |
| weiterlaufen. Insgesamt 280 Menschen sollen bereits festgenommen worden | |
| sein. | |
| Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bestätigte am Donnerstag, dass | |
| es Abschiebungen gegeben habe, allerdings ohne Details zu nennen. Pakistan | |
| sei seit Längerer Zeit schon bestrebt, Afghan*innen in ihr Herkunftsland | |
| zurückzuführen, so der Minister. Man unterstütze die Betroffenen. Nach | |
| taz-Informationen versuchten deutsche Stellen in Pakistan am Donnerstag, | |
| weitere laufende Abschiebungen zu verhindern. | |
| Allerdings liegt es auch an Dobrindt, dass die Afghan*innen überhaupt | |
| noch in Pakistan ausharren mussten. Die Abgeschobenen gehören zu rund 2.300 | |
| Afghan*innen, denen im Rahmen von vier verschiedenen Aufnahmeprogrammen | |
| noch von der Ampelkoalition die Evakuierung und ein Aufenthaltsrecht in | |
| Deutschland zugesichert worden war. | |
| ## Juristische Zweifel | |
| Mit dem BAP, dem größten der Programme, sollten Menschenrechtler*innen, | |
| Frauen, Homosexuelle und andere Menschen gerettet werden, die von den | |
| Taliban besonders bedroht sind. Für ehemalige Ortskräfte, etwa von der | |
| Bundeswehr, gibt es andere Aufnahmeverfahren. | |
| Die neue schwarz-rote Bundesregierung hat alle Aufnahmeprogramme aber | |
| inzwischen beendet. Unions-Politiker haben offen angekündigt, [2][keine | |
| Afghan*innen mehr einfliegen zu wollen]. Innenminister Dobrindt tat sich | |
| dabei besonders hervor. Seit mehreren Monaten sitzen die Afghan*innen | |
| deshalb ohne Ausweg [3][in Pakistan fest.] Die Abschiebungen waren nicht | |
| die ersten dieser Art. Bei einem Versuch Ende vergangenen Jahres hatte die | |
| deutsche Botschaft in Islamabad erfolgreich interveniert. | |
| Eva Beyer von der Kabul Luftbrücke beklagt, dass die Bundesregierung die | |
| Afghan*innen im Stich lasse: „Darunter sind Menschen, die wissen, dass | |
| sie das nicht überleben“, so Beyer. Manche von ihnen seien vor ihrer Flucht | |
| nach Pakistan gefoltert worden, andere vergewaltigt. Unter ihnen seien auch | |
| Mädchen, die noch keine 18 Jahre alt seien. Bei der Abschiebung sei eine | |
| Familie getrennt worden: „Ein Vater kam von einem Arztbesuch zurück in das | |
| Gästehaus, und seine Frau und Kinder waren nicht mehr da.“ | |
| Auch von der Opposition im Bundestag kam Kritik. Die Grünen-Abgeordnete | |
| Schahina Gambir nannte die Vorgänge einen „Skandal“ und fügte hinzu: „S… | |
| die Menschen in Sicherheit zu bringen, werden sie dem Terrorregime der | |
| Taliban schutzlos ausgeliefert.“ Die innenpolitische Sprecherin der | |
| Linksfraktion, Clara Bünger, sagte: „Dieses Ausmaß an Unmenschlichkeit und | |
| das Versagen deutscher Regierungspolitik sowie deutscher Behörden ist | |
| immens.“ | |
| Das Verwaltungsgericht Berlin hatte erst im Juli im Fall einer Afghanin mit | |
| Aufnahmezusage entschieden, dass sie auch Anspruch auf ein Visum und damit | |
| auf Einreise habe. Zahlreiche ähnliche Verfahren laufen derzeit noch. Unter | |
| den am Mittwoch in Pakistan Festgenommenen waren nach taz-Informationen | |
| mehrere Personen mit laufenden Gerichtsverfahren. Laut Kabul Luftbrücke | |
| wurden am Mittwoch mehrere juristische Verfahren positiv entschieden. | |
| Aktualisiert am 14.08.2025 um 17:20 Uhr. d. R. | |
| 13 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Laura Verseck | |
| Frederik Eikmanns | |
| Sabine am Orde | |
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