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# taz.de -- Streit mit Hohenzollern beigelegt: Fünf Tabakdosen für ein Hallel…
> Die Erben der Hohenzollernfamilie haben sich schlecht benommen. Dennoch
> werden sie mit Einfluss und Werten in Millionenhöhe belohnt.
Bild: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (l) und Georg Friedrich Prinz von Pre…
Da hatte der frisch berufene Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gleich
einmal einen schönen Pressetermin. Am Dienstag durfte er sich gemeinsam mit
Georg Friedrich Prinz von Preußen vor der Fassade von Schloss Sanssouci in
Potsdam fotografieren lassen. Bei Sonnenschein lächelten die beiden in die
Kamera.
Tags zuvor hatte Weimers Bundesbehörde verkündet, dass man nach jahrelangem
Streit um Millionenwerte zwischen öffentlicher Hand und den
Hohenzollernerben eine Einigung erzielt habe.
Nach dem Ende der DDR hatten die Erben des letzten deutschen Kaisers,
Wilhelms II., Anspruch auf große Vermögenswerte geltend gemacht, die sie im
östlichen Teil Deutschlands nach 1945 durch Enteignung verloren hatten.
Darunter Schloss Cecilienhof, Bibliotheken, Schmuck, Möbel oder
Kunstobjekte.
## Wie braun war die Kaiserfamilie?
Es gab jedoch ein Problem. Denn nach einem Gesetz von 1994 sollte von
Ausgleichsleistungen ausgeschlossen bleiben, wer einem verbrecherischen
System wie dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub geleistet
hatte. Der Versuch des Prinzen von Preußen, die Geschichte seiner Familie
etwas aufzuhübschen, ging dann gründlich schief.
Auch [1][die taz konnte in Wort und Bild berichten], wie Kronprinz Wilhelm
von Preußen mit der kaiserlichen Familie den Sieg der Nazis tatsächlich
erheblich begünstigte oder, wie es der [2][Historiker Stephan Malinowski im
taz-Gespräch] ausdrückte, „spätestens mit dem Jahr 1930 den
Nationalsozialismus und die NS-Bewegung offen und massiv unterstützte“.
Für sein Werk „Die Hohenzollern und die Nazis – Geschichte einer
Kollaboration“ erhielt er 2022 [3][den Deutschen Sachbuchpreis.] Es ist
quasi in Notwehr entstanden. Nachdem Malinowski wie viele andere vom
[4][Prinzen von Preußen mit einschüchternden Klagen] überzogen wurde,
bündelte der Historiker die Beweise.
Ob der Prinz aus der Debatte gelernt hat? Er lenkte erst ein, als sich
deutlich abzeichnete, dass er in der juristischen Auseinandersetzung mit
Bund und Ländern verlieren würde. [5][Weimers Vorgängerin, Claudia Roth]
(Grüne), bestand darauf, mit Prinz von Preußen erst wieder zu verhandeln,
so er seine juristische Kampagne gegen kritische Medien und Wissenschaftler
einstellen würde.
## Neue Hohenzollern Stiftung
Der nun hinter den Kulissen ausgehandelte Kompromiss, den Weimer und die
brandenburgische Kulturministerin Manja Schüle (SPD) präsentieren durften,
sieht vor, dass die Hohenzollern ihre Ansprüche an eine neu zu schaffende
Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz abtreten.
Der Vorstand soll sich dort aus den Leitungen der drei bestehenden
Großinstitutionen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Stiftung Preußische
Schlösser und Gärten und Deutsches Historisches Museum zusammensetzen. Im
Stiftungsrat wird die öffentliche Hand mit sechs Vertretern eine
Zweidrittelmehrheit stellen, drei Vertreter berufen die Hohenzollern.
Fünf Tabakdosen erhalten die Hohenzollern zudem zu ihrer freien Verfügung.
Aus Halbedelsteinen gefertigt, mit Brillanten besetzt, die Fassungen aus
Gold, dürften diese bei Auktionen Millionen einbringen. Wenn’s dem
Rechtsfrieden dient. Oder wie Weimer es sagt: „Durch diese Einigung haben
wir einen Streit beigelegt, der viele Jahre beide Seiten Zeit, Geld und
Kraft gekostet hat.“
16 May 2025
## LINKS
[1] /Hohenzollern-und-Nationalsozialismus/!5628218
[2] /Historiker-Malinowski-ueber-Hohenzollern/!5818046
[3] /Deutscher-Sachbuchpreis-2022/!5858451
[4] https://wiki.hhu.de/spaces/viewspace.action?key=HV
[5] /Claudia-Roth-zieht-Bilanz/!6085169
## AUTOREN
Andreas Fanizadeh
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