# taz.de -- Abschiebungen aus den USA: Erst El Salvador, jetzt Südsudan | |
> Die USA bringen Migranten in den Südsudan. Auch wenn sie gar nicht von | |
> dort kommen. Ein Gericht will das stoppen. | |
Bild: Protest gegen Abschiebungen in der US-Stadt Providence | |
Kampala taz | Die US-Einwanderungsbehörden [1][wollen derzeit im großen | |
Stil ungewollte Migranten abschieben] – egal wohin oder woher sie kommen. | |
Im März deportierte die US-Regierung 238 Menschen nach El Salvador, obwohl | |
sie gar nicht von dort stammen. Jetzt bemüht sie sich, unbeliebte Migranten | |
und Geflüchtete nach Ostafrika abzuschieben. Hinter den Kulissen verhandeln | |
US-Behörden mit dem Südsudan, Uganda und Ruanda. | |
Am Dienstag landete ein Flugzeug mit mindestens einem Dutzend Migranten aus | |
den USA in Südsudans Hauptstadt Juba, darunter Staatsbürger aus Burma, | |
Myanmar und Vietnam. Ihre Anwälte wandten sich an das US-Bezirksgericht in | |
Massachusetts. Dessen Richter Brian Murphy hatte bereits im April die | |
Trump-Regierung angewiesen, Betroffenen das Recht einzuräumen, ihre | |
Abschiebung anzufechten. Dies ist nun erneut nicht erfolgt. Murphy droht | |
der Regierung und Präsident Trump nun mit rechtlichen Konsequenzen: Die | |
Abschiebung verletzte „ganz klar“ die Verordnung, erklärte er. | |
Im April hatte eine erste Abschiebung in den Südsudan diplomatische | |
Spannungen ausgelöst. Damals landete in Juba ein Abschiebeflug mit einem | |
Mann an Bord, der sich in den USA als Kongolese mit dem Namen Makula Kintu | |
registriert hatte. Am Flughafen angekommen präsentierte er allerdings einen | |
südsudanesischen Pass. Nach „intensiver Prüfung“ schickten die Behörden … | |
zurück in die USA. Er sei kein südsudanesischer Staatsbürger, sondern | |
Kongolese, hieß es. | |
US-Außenminister Marco Rubio reagierte prompt und drohte, „unmittelbar alle | |
Visa südsudanesischer Passinhaber zu widerrufen und weitere Visa zu | |
verhindern, um südsudanesischen Passinhabern die Einreise in die | |
Vereinigten Staaten zu verwehren“. „Wir werden diese Maßnahmen überprüfe… | |
sobald der Südsudan uneingeschränkt kooperiert.“ | |
## Niederlande verhandeln mit Uganda | |
Unter diesem Druck lenkte die südsudanesische Regierung ein. „Im Geiste der | |
bestehenden freundschaftlichen Beziehungen“, so Südsudans | |
Außenministerium, werde der Kongolese eben in Juba aufgenommen, so die | |
Erklärung. | |
Millionen Südsudaner sind in den vergangenen 30 Jahren wegen der Konflikte | |
in ihrem Land in die USA ausgewandert und schicken von dort aus Geld | |
zurück, um Familien zu Hause zu unterstützen – eine wichtige | |
Einkommensquelle für das arme und krisengeschüttelte Land. | |
[2][Uganda hingegen ist das größte Flüchtlingsaufnahmeland in Afrika]. | |
Derzeit beherbergt der ostafrikanische Staat rund 1,8 Millionen Menschen, | |
die vor allem aus den umliegenden Ländern geflohen sind. Seit Oktober | |
verhandelt die niederländische Regierung mit Uganda über einen Deal. | |
Minister Reinette Klever, zuständig für Außenhandel und Entwicklungshilfe, | |
war nach taz-Informationen mehrfach in die Hauptstadt Kampala, um mit | |
Flüchtlingsminister Hilary Onek zu sprechen. Die Niederlande wollen | |
Migranten abschieben, die von ihnen keinen Asylstatus erhalten haben. | |
Nach taz-Informationen bot Klever an, die Entwicklungshilfe für Uganda zu | |
erhöhen, um die Versorgung der Migranten in Flüchtlingslagern zu | |
finanzieren. Doch Ugandas Regierung zögert. Ein solcher Deal könnte andere | |
Länder ermutigen, ähnliche Forderungen zu stellen, erklärte das | |
Flüchtlingsministerium der taz. | |
## USA wollen 100.000 Dollar pro Abgeschobenen zahlen | |
[3][Ruanda hatte 2022 ein solches Abkommen mit Großbritannien geschlossen], | |
das die neue britische Regierung jedoch wieder aufhob. Dennoch dient es als | |
Vorlage für ähnliche Vereinbarungen. Ruandas Außenminister Olivier | |
Nduhungirehe bestätigte bei einer Pressekonferenz in Ungarn Gespräche mit | |
Trumps Regierung: „Allerdings stehen wir noch ganz am Anfang und können | |
keine Details nennen.“ | |
Ein internes Dokument der US-Botschaft in Ruandas Hauptstadt Kigali, das | |
US-Medien veröffentlichten, zeigt, dass Ruanda einen bilateralen Dialog | |
anstrebt, um ein Abschiebeprogramm für Drittstaatsangehörige zu entwickeln. | |
Bereits ein Migrant aus den USA ist in Kigali eingetroffen. Dies bestätigt | |
ein ebenfalls geleakter diplomatischer Drahtbericht vom 22. April. Dabei | |
handelt es sich um einen irakischen Staatsbürger namens Omar Abdulsattar | |
Ameen. Er hatte ursprünglich 2014 mit seiner Familie in den USA | |
Flüchtlingsstatus erhalten. 2018 – in der ersten Amtszeit Trumps – wurde | |
dann sein Haus in der Stadt Sacramento gestürmt. Bei einem anschließenden | |
Verfahren wurde er als „Terrorist“ und „Mitglied“ des „Islamischen St… | |
(IS) gebrandmarkt. Seitdem droht ihm die Abschiebung in sein Heimatland | |
Irak, was Anwälte stets zu verhindern versuchten. Jetzt ist er stattdessen | |
in Kigali gelandet. | |
Und das ist wohl erst der Anfang. Das geleakte Dokument nimmt Bezug auf | |
eine „Wunschliste“, um mindestens zehn weitere Migranten nach Ruanda | |
auszufliegen. 100.000 US-Dollar will die US-Regierung pro Person für deren | |
Unterbringung, Sozialdienstleistungen und Arbeitsvisen pro Person bezahlen. | |
Ruandas Regierung sowie die US-Botschaft in Kigali schweigen sich auf | |
taz-Anfragen dazu jedoch aus. | |
21 May 2025 | |
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[1] /Entzogene-Aufenthaltstitel-in-den-USA/!6078001 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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