# taz.de -- Uganda unterzeichnet Abschiebeabkommen: Flug in ein „sicheres“ … | |
> Uganda und die USA unterzeichnen ein Abschiebeabkommen – mit einer | |
> Besonderheit: Viele der Abegeschobenen waren schon in Uganda Geflüchtete. | |
Bild: Bundibugyo, Uganda, November 2023: Menschen flüchten aus der Demokratisc… | |
Kampala taz | Nach wochenlangen, höchst geheimen Verhandlungen sickert nun | |
die Nachricht durch, dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump mit | |
weiteren Ländern sogenannte Abschiebeabkommen unterzeichnet hat. Darunter | |
mit Uganda. | |
Die US-Regierung will in Zukunft ungewollte Migranten und Asylsuchende, die | |
entlang der mexikanischen Grenze aufgegriffen werden und dort in | |
Auffanglagern enden, [1][in ein sogenanntes sicheres Drittland ausfliegen], | |
noch bevor sie in den USA Asyl beantragen können. | |
Laut taz-Informationen waren in den vergangenen Wochen mehrere | |
US-Delegationen in Ugandas Hauptstadt Kampala zu Gast. Präsident Yoweri | |
Museveni hat den Deal höchstpersönlich abgesegnet, heißt es aus Ugandas | |
Flüchtlingsministerium. Deswegen könne das Ministerium dazu keine weiteren | |
Angaben machen. | |
Ugandas Präsident, der für seine [2][Willkommenskultur gegenüber | |
Flüchtlingen afrikaweit bekannt ist], hat Bedingungen gestellt: Die | |
Menschen, die nach Uganda deportiert werden sollen, sollen afrikanische | |
Herkunft haben und freiwillig das Einverständnis geben, nach Uganda | |
ausgeflogen zu werden. Sie dürfen auch keine Vorstrafen in ihrer Akte | |
haben. | |
Die letzte Delegation aus Mitgliedern des US-Kongresses war vor zehn Tagen | |
in Uganda, um die Details mit Ugandas Flüchtlingsministerium zu besprechen. | |
Die genaue Zahl der geplanten Deportationen und die Höhe der finanziellen | |
Zuwendungen vonseiten der USA sind noch nicht beschlossen. | |
## USA deportiert Geflüchtete in Länder, aus denen sie nicht stammen | |
Diese Abkommen sind Teil einer weltweiten diplomatischen Anstrengung der | |
Regierung Trump, andere Länder dazu zu bringen, ungewollte Geflüchtete aus | |
den USA aufzunehmen – und zwar auch solche, die gar nicht aus denjenigen | |
Ländern stammen, in die sie nun deportiert werden. Im Juni wurden Dutzende | |
Menschen aus Vietnam und Myanmar nach Südsudan deportiert. | |
Als sich die dortige Regierung beim ersten Abschiebeversuch im April | |
weigerte, einen Kongolesen aufzunehmen, reagierte die US-Regierung mit | |
harten Maßnahmen. Von heute auf morgen wurde Südsudanern, die in den USA | |
leben und arbeiten, der Aufenthaltstitel entzogen und ihnen wurde | |
angedroht, dass keine Visa mehr für Südsudaner ausgestellt werden. Die | |
Regierung in Südsudans Hauptstadt Juba hatte keine Wahl: Sie musste seither | |
weiteren Abschiebungen stattgeben. | |
Mittlerweile haben fast ein Dutzend Länder weltweit solche Abkommen mit den | |
USA unterzeichnet, zum Teil unter heftigem diplomatischem Druck, darunter | |
Kuba, Mexiko, Jamaika, Laos und Jemen. In Afrika sind es neben Südsudan und | |
Uganda auch das kleine Königreich Eswatini im südlichen Afrika sowie | |
Ruanda, welches einen ähnlichen Deal bereits 2022 mit Großbritannien | |
eingefädelt hatte. Dieser wurde aber im vergangenen Jahr von der neuen | |
Labour-Regierung in London wieder aufgehoben. | |
## Ugandas Flüchtlingspolitik ist weltweit einzigartig | |
Auch europäische Länder folgen diesem Modell. Mehrfach waren in den | |
vergangenen Monaten auch niederländische Delegationen in Uganda, um einen | |
vergleichbaren Deal abzuschließen. Nicht ohne Grund: Uganda ist in seiner | |
Flüchtlingspolitik weltweit einzigartig. Geflüchtete mit Asylstatus dürfen | |
laut ugandischem Recht arbeiten und sich frei überall niederlassen. Wer | |
kein Geld hat, um sich eine Wohnung leisten zu können, [3][erhält in den | |
riesigen offiziellen Flüchtlingslagern ein Stück Land und ein Startpaket], | |
um selbst Lebensmittel anzubauen. Mit über 1,8 Millionen Geflüchteten | |
beherbergt Uganda mehr Flüchtlinge als irgendein anderes Land in Afrika. | |
Dies macht Uganda auch für Schlepper, Schleuser und Menschenhändler | |
attraktiv. International agierende Schleusernetzwerke sind aktiv. Da die | |
Fluchtrouten aus Afrika Richtung Europa durch die gezielte | |
Abschottungspolitik der EU, aber auch durch den [4][Krieg im Transitland | |
Sudan] versperrt sind, werden Geflüchtete in jüngster Zeit vermehrt mit dem | |
Flugzeug nach Lateinamerika geschickt – zum Teil mit ugandischen Pässen. | |
Uruguay etwa gestattet Ugandern die visumsfreie Einreise. So landen nun | |
viele Eritreer, Somalier oder Kongolesen mit ugandischen Pässen in Uruguay | |
und machen sich von dort aus auf den Weg durch Süd- und Mittelamerika in | |
Richtung US-Grenze. Wenn sie dort erwischt werden, können sie laut dem | |
neuen Abkommen direkt wieder nach Uganda ausgeflogen werden. So schließt | |
sich der Kreis. | |
21 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Abschiebungen-aus-den-USA/!6086081 | |
[2] /Ugandischer-Politiker-ueber-Fluechtlinge/!5424032 | |
[3] /Stadt-der-Fluechtlinge-in-Uganda/!5301494 | |
[4] /Schwerpunkt-Krieg-in-Sudan/!t5930698 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Geflüchtete | |
Abschiebung | |
Uganda | |
Migration | |
Schwerpunkt Flucht | |
Abschiebung | |
Sicherer Drittstaat | |
GNS | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Kolumne Fernsicht | |
Schwerpunkt Flucht | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Abschiebungen aus den USA: Erst El Salvador, jetzt Südsudan | |
Die USA bringen Migranten in den Südsudan. Auch wenn sie gar nicht von dort | |
kommen. Ein Gericht will das stoppen. | |
Zufluchtsland in Afrika: In Uganda wird es immer enger | |
Uganda ist nicht nur für Flüchtlinge ein attraktives Land. Mit knapper | |
werdendem Land droht jedoch die Gastfreundschaft zu kippen. | |
Ugandischer Politiker über Flüchtlinge: „Unsere Grenzen bleiben offen!“ | |
In Uganda werde niemand abgewiesen, sagt Musa Ecweru, Minister für | |
Flüchtlingsangelegenheiten. Denn man habe aus der Geschichte gelernt. |