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# taz.de -- Zufluchtsland in Afrika: In Uganda wird es immer enger
> Uganda ist nicht nur für Flüchtlinge ein attraktives Land. Mit knapper
> werdendem Land droht jedoch die Gastfreundschaft zu kippen.
Bild: Geflüchtete aus dem Südsudan kommen 2018 im Flüchtlingsaufnahmezentrum…
Alle lebenden Generationen in Uganda sind es gewohnt, Flüchtlinge aus
Nachbarländern aufzunehmen, aber neuerdings kommt man durcheinander.
Sudan-Flüchtlinge gab es in Uganda bereits bei der Unabhängigkeit 1962.
Heute „Sudan-Flüchtlinge erreichen Uganda“ zu sagen, ist verwirrend. Aber
es hat einen Grund. Bisher waren Sudan-Flüchtlinge in Uganda ausschließlich
Südsudanesen, hochgewachsen und tiefschwarz, sogar nach afrikanischen
Maßstäben.
Aber die neuen Sudan-Flüchtlinge sind heller und von Normalgröße. Sie sind
Araber. Die ugandische Verwirrung rührt daher, dass Südsudan mit Juba als
Hauptstadt vor 13 Jahren unabhängig von Sudan wurde und damit die
Südsudan-Flüchtlinge keine Sudan-Flüchtlinge mehr sind. Seit Südsudans
Unabhängigkeit kommen noch viel mehr Südsudan-Flüchtlinge nach Uganda als
vorher, da das unabhängige Land im Bürgerkrieg zwischen Präsident [1][Salva
Kiir und seinem Vize Riek Machar] versunken ist.
Nun wiederholt sich das in Sudan, also dem Norden des einstigen Landes mit
Khartum als Hauptstadt, mit dem [2][Bürgerkrieg] zwischen den beiden
Armeechefs Abdelfattah al-Burhan and Mohamed Hamdan „Hametti“ Daglo.
Sudan-Flüchtlinge auf der Flucht vor diesem Bürgerkrieg erreichen jetzt
Uganda, und die bereits vorhandenen Sudan-Flüchtlinge sind jetzt
Südsudan-Flüchtlinge. Uganda beherbergt bereits mehr Flüchtlinge als jedes
andere Land in Afrika, etwas über 1,5 Millionen.
Es liegt im Herzen des Kontinents, grenzt an Kenia, Tansania, Ruanda, die
Demokratische Republik Kongo und Südsudan, und es integriert problemlos
Menschen von jenseits der Grenzen als Bauern, Händler oder sonstige
Berufstätige. Der Begriff „Flüchtling“ ist für viele Flüchtlinge in Uga…
rein theoretisch, vor allem wenn sie aus Nachbarländern kommen, deren
Volksgruppen auch in Uganda selbst sesshaft sind.
## Unbürokratisch ins Melderegister
Es ist schwer, einen Ruanda-Flüchtling von einem Ugander aus der
ruandischen Volksgruppe zu unterscheiden, und es ist auch völlig egal,
solange die beiden Länder nicht im Konflikt miteinander sind. Uganda ist
auch für Nichtflüchtlinge aus anderen Ländern attraktiv, da es immer ein
sehr gastfreundliches Land gewesen ist, auch für einfache Migranten auf der
Suche nach einem besseren Leben. Nirgends leben so viele Tansanier wie in
Uganda, außer in Tansania. Auch viele Kenianer kommen nach Uganda.
Die Menschen aus beiden Ländern lassen sich als Bauern nieder, da es lange
Zeit keine Zugangsbarrieren zu Land gegeben hat. Erst vor zehn Jahren
führte Uganda ein Melderegister und Personalausweise ein. Die Registrierung
dafür war sehr einfach, und viele Migranten schafften das schneller als die
einheimischen Ugander. Diese mussten regelrecht gezwungen werden, indem die
Regierung Mobiltelefonnummern von Unregistrierten sperren ließ.
Inzwischen haben auch weiter entfernte Afrikaner Uganda entdeckt. Angeblich
werden in Nigeria jeden Tag 200 Uganda-Einreisevisa erteilt. Gleichzeitig
nimmt [3][Land-Grabbing in Uganda] zu, und immer öfter nutzen Ausländer
dafür einheimische Strohmänner. Land wird knapp. Eine Volkszählung ist
soeben abgeschlossen worden und man wartet gespannt auf die ermittelte
Einwohnerzahl, vermutlich zwischen 45 und 50 Millionen, die sich auf
241.000 Quadratkilometern Staatsgebiet drängeln, davon 18 Prozent
Wasserfläche.
Mit 1,5 Millionen Flüchtlingen und immer mehr von Ausländern abgezäunten
Ländereien könnte die berühmte ugandische Gastfreundschaft bald Geschichte
sein.
Aus dem Englischen von Dominic Johnson
26 May 2024
## LINKS
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## AUTOREN
joachim buwembo
Joachim Buwembo
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