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# taz.de -- Zukunft des ÖPNV: Deutschlandticket trägt sich finanziell selbst
> CDU und SPD streiten um Geld für das 58-Euro-Ticket. Dabei übersteigt
> sein volkswirtschaftlicher Nutzen seine Kosten, zeigt eine Studie.
Bild: Eine Greenpeace Aktion zum Deutschlandticket vor dem Reichtag, am 17.3.20…
Berlin taz | Das Deutschlandticket spart mehr Geld, als es kostet –
zumindest, wenn man die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen mit
einberechnet. [1][Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte
Greenpeace-Studie.]
„Unterm Strich trägt sich das Deutschlandticket selbst“, sagt Marissa
Reiserer, Studienautorin und Verkehrsexpertin von Greenpeace, „Es ist ein
Gewinn für Gesundheit, Klima und Gesellschaft.“
Der Umstieg vom PKW auf den öffentlichen Nahverkehr vermeide viele [2][auf
die Gesellschaft ausgelagerte Folgekosten der Automobilität], argumentieren
die Studienautor:innen. Jeder Kilometer, der mit der Bahn und nicht mit dem
Auto gefahren wird, reduziert etwa den CO₂-Ausstoß, senkt das Risiko für
Unfälle und mindert gesundheitliche Schäden durch Luftverschmutzung.
All diese Faktoren zusammen betrachtet, hat das Deutschlandticket der
Studie zufolge im ersten Jahr seines Bestehens zu volkswirtschaftlichen
Einsparungen in Höhe von fast 4 Milliarden Euro geführt. Demgegenüber
standen Finanzierungskosten von lediglich 3,45 Milliarden Euro.
## Versteckte Kosten des Autofahrens
Den Wert ermittelten die Autor:innen, indem sie die ausgelagerten Kosten
des Autoverkehrs in verschiedene Kategorien aufteilten. Darunter fallen
Faktoren, die sofort zu Einsparungen führen, wie etwa die Verringerung von
Treibhausgasemissionen, Luftschadstoffen, Unfällen und Stau.
Diesen Kategorien ordneten die ein Durchschnittswert pro gefahrenen
Autokilometer zu. Beispielsweise verursachen Unfälle jährlich Kosten in
Höhe von fast 60 Milliarden Euro, die nicht von Versicherungen abgedeckt
sind. Pro Kilometer ergeben sich daraus ausgelagerte Kosten von 6,4 Cent.
Diese Durchschnittswerte multiplizierten die Autor:innen mit der
mutmaßlichen Verringerung des PKW-Verkehrs durch das Deutschlandticket. Da
die bisherigen Untersuchungen über den Effekt der Nahverkehrsflatrate zu
sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen, orientierten sich die
Wissenschaftler:innen am unteren Ende der Forschungslage. Demzufolge
gingen die Autor:innen davon aus, dass das Deutschlandticket im ersten
Jahr seines Bestehens für einen Rückgang der gefahrenen Autokilometer um
7,6 Prozent sorgte.
Weitere Einsparpotenziale ergeben sich aus mutmaßlichen langfristigen
Effekten eines dauerhaften Deutschlandtickets: Wenn etwa durch den Umstieg
auf die Bahn Straßen nicht gebaut werden oder Menschen gänzlich aufs Auto
verzichten, führe das zu einer weiteren Verringerung des CO₂-Ausstoßes.
Bezieht man diese langfristigen Faktoren mit ein, erhöht sich das
Einsparpotenzial sogar auf 4,88 Milliarden Euro pro Jahr.
## Je günstiger, desto besser
Die volkswirtschaftlichen Einsparungen durch das Ticket potenzieren sich,
je mehr Menschen das Ticket nutzen. Dies ließe sich wiederum am einfachsten
durch einen günstigen Preis erreichen. Greenpeace rechnet die Ersparnis für
ein hypothetisches 29-Euro-Ticket durch: Die jährlich eingesparten
Folgekosten könnten sich in so auf 10,7 Milliarden Euro mehr als
verdoppeln, während die Finanzierungskosten bei 5,2 Milliarden lägen.
„Das Deutschlandticket gehört langfristig auf einem niedrigeren Preis
gesichert“, resümiert Reiserer. [3][Das im Zwischenbericht der
Koalitionsverhandlungen geleakte Vorhaben der Koalitionäre], den
Ticketpreis ab 2027 deutlich zu erhöhen, kritisiert sie scharf: „Das ist
die völlig falsche Richtung“.
Auch für das Argument, das Deutschlandticket [4][würde
Autofahrer:innen benachteiligen,] äußert die Greenpeace Expertin wenig
Verständnis: „Die Autofahrenden zahlen einen Großteil der Kosten, die sie
verursachen, nicht selbst. Jede Person, die auf den ÖPNV umsteigt, spart
der Gesellschaft Kosten.“
28 Mar 2025
## LINKS
[1] https://www.greenpeace.de/klimaschutz/mobilitaet/9-euro-ticket-weitergehen
[2] /Folgekosten-des-Verkehrs/!5617889
[3] /Regierungsbildung-von-Rot-Schwarz/!6075005
[4] /Analyse-aller-Fahrplaene/!6077215
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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