# taz.de -- Bundesaufnahmeprogramm vor dem Ende: Hält die Ampel ihre Versprech… | |
> Deutschland müsse Afghan*innen retten, denen die Evakuierung zugesagt | |
> wurde, fordern Arbeitsgruppen von SPD und Grünen. Auch | |
> Hilfsorganisationen machen Druck. | |
Bild: Die Evakuierung wurde ihnen versprochen von der Ampel, doch umgesetzt wur… | |
Berlin taz | Teile der Zivilgesellschaft sowie die migrationspolitischen | |
Arbeitsgruppen von SPD und Grünen machen Druck, dass Deutschland weiter | |
afghanische Menschenrechtler*innen und andere bedrohte Personen | |
aufnimmt. Doch während sich verschiedene Hilfsorganisationen in einem | |
Appell an die kommende Bundesregierung unter Friedrich Merz wenden, | |
appellieren Grünen- und SPD-Mitglieder an die noch amtierende Rest-Ampel. | |
Konkret geht es um [1][das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan] (BAP). Die | |
Ampel wollte damit ursprünglich jeden Monat tausend Menschen aus | |
Afghanistan evakuieren, die besonders durch die islamistischen Taliban | |
bedroht sind. Doch in etwa zwei Jahren Laufzeit wurden insgesamt nur rund | |
1.300 Personen hergeholt, seit Mitte 2024 ist das Programm [2][de facto | |
beendet]. Allerdings harren noch fast 2.000 Afghan*innen in der Region | |
aus, denen die Evakuierung mit einer sogenannten Aufnahmezusage garantiert | |
wurde. | |
Um diese Menschen geht es der Bundesarbeitsgemeinschaft Migration und | |
Flucht der Grünen und der AG Migration und Vielfalt der SPD in einem | |
gemeinsamen Appell vom Dienstag. „Wir haben nicht den Eindruck, dass Nancy | |
Faeser und Annalena Baerbock alles Notwendige und Mögliche tun, um diesen | |
Menschen zügig eine Aufnahme in Deutschland zu ermöglichen“, sagten die | |
Chefs der beiden Arbeitsgruppen, Aziz Bozkurt (SPD) und Svenja Borgschulte | |
(Grüne). „Es besteht die ernsthafte Gefahr, dass Menschen verfolgt oder | |
sogar getötet werden, denen eine Aufnahme zugesagt wurde.“ | |
Bundesaußenministerin Baerbock und Bundesinnenministerin Faeser dürften | |
„nicht als diejenigen in die Geschichte eingehen, die mehreren tausend | |
durch die Taliban verfolgten Menschen eine Aufnahme zugesagt und diese | |
Menschen dann in Afghanistan und Pakistan ihrem Schicksal überlassen | |
haben“. | |
## Würgt die Union alle Evakuierungen sofort ab? | |
Dahinter steht die Befürchtung, dass die Ampel die Evakuierungen noch | |
weiter verschleppen und die Umsetzung dann der nächsten Bundesregierung | |
zufallen könnte. Denn die könnte womöglich versuchen, die Aufnahmezusagen | |
zurückzunehmen, auch wenn das rechtlich schwierig sein dürfte. | |
SPD und Union haben in ihrem Sondierungspapier bereits festgehalten, dass | |
sie alle Aufnahmeprogramm beenden wollen. Dass zumindest Teile der Union | |
darunter verstehen, auch Menschen mit Aufnahmezusagen zurück zu lassen, | |
zeigte sich Anfang März. Damals landete der vorerst letzte | |
Evakuierungsflieger mit Afghan*innen an Bord in Deutschland. Rechte | |
Medien und auch Unionspolitiker*innen [3][traten daraufhin einen | |
Shitstorm los] und forderten das sofortige Ende aller Evakuierungen. | |
All dem zum Trotz appellierten am Dienstag 44 Hilfsorganisationen an die | |
kommende Bundesregierung, das Aufnahmeprogramm noch einmal zu beleben. | |
Unterzeichnet haben etwa Amnesty International, ProAsyl und Kabul | |
Luftbrücke. Es müssten nicht nur all diejenigen evakuiert werden, die schon | |
eine Aufnahmezusage haben, sondern auch neue Zusagen vergeben werden. | |
Wiebke Judith, Rechtsexpertin bei ProAsyl sagte: „Die Bundesregierung darf | |
vor der rechten Hetze gegen das Aufnahmeprogramm nicht einknicken.“ Eine | |
Sprecherin der Kabul Luftbrücke sagte der taz: „Mit Blick auf Afghanistan | |
kommt Deutschland eine besondere Verantwortung zu, der wir mit der | |
mangelhaften Umsetzung des Aufnahmeprogramms in keiner Weise gerecht | |
geworden sind.“ | |
Die Organisationen verweisen darauf, dass rund 17.000 Afghan*innen zwar | |
für eine Evakuierung ausgewählt und kontaktiert worden seien, allerdings | |
nie eine Aufnahmezusage erhalten haben. Nicht weil etwas gegen ihre | |
Aufnahme sprach, sondern wohl schlicht, weil ihre Fälle von den deutschen | |
Behörden nicht mehr bearbeitet wurden. Die Sprecherin der Kabul Luftbrücke | |
sagte dazu, die Betroffenen seien bereits große persönliche Risiken | |
eingegangen, um bei den afghanischen Behörden Dokumente zu besorgen, und | |
hätten sich teils hoch verschuldet um zur deutschen Botschaft in Pakistan | |
zu gelangen. „Für uns ist zentral, dass die Menschen, die sich bereits im | |
Antragsverfahren befinden, Zugang zu einem rechtsstaatlichen Verfahren | |
erhalten.“ | |
Aktualisiert und ergänzt am 25.03.2025 um 17:20 Uhr. d. R. | |
25 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
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