# taz.de -- Afghan*innen nach Deutschland geflogen: Klägliches Ende der Evakui… | |
> Rechte Medien skandalisieren, dass afghanische | |
> Menschenrechtler*innen eingeflogen werden. Dabei steht das | |
> Aufnahmeprogramm ohnehin vor dem Ende. | |
Bild: Plötzlich ein Aufregerthema: Evakuierungsflug mit Afghan*innen an Bord a… | |
Berlin taz | Die Bild-Zeitung macht ein Riesen Tam Tam, Politiker von Union | |
und AfD geben sich erbost, auch die Polizeigewerkschaft DPolG mischt sich | |
ein. Grund für all die Aufregung sind [1][mehrere Flüge], mit denen die | |
Bundesregierung in den letzten zwei Wochen knapp 290 Afghan*innen nach | |
Deutschland gebracht hat. Dabei sind die Flüge nicht viel mehr als das | |
klägliche Ende der deutschen Bemühungen, schutzbedürftige Afghan*innen | |
vor den Taliban in Sicherheit zu bringen. | |
Wer da kommt, das lässt sich gut zeigen am Beispiel eines Fliegers, der am | |
Mittwoch in Deutschland landete: Von den 132 Menschen an Bord hatten 74 | |
eine Aufnahmezusage über das Bundesaufnahmeprogramm für | |
Menschenrechtler*innen und andere besonders bedrohte Gruppen. Dazu | |
kamen 52 Personen, deren Aufnahmezusage noch über die Verfahren gelaufen | |
war, die 2022 von eben diesem Bundesaufnahmeprogramm abgelöst wurden. | |
Außerdem waren noch eine ehemalige Ortskraft der Bundeswehr mit fünf | |
Familienangehörigen an Bord. | |
Obwohl noch Flieger landen, hat die Bundesregierung eigentlich alle | |
Aufnahmebemühungen bereits beendet. Es werden bloß noch alte Fälle | |
abgearbeitet, um das Kapitel ganz abzuschließen: Von insgesamt 50.000 | |
Afghan*innen, die eine Aufnahmezusage haben, sind bisher nur etwa 36.000 | |
nach Deutschland gekommen. Neue Zusagen vergibt die Bundesregierung schon | |
seit einigen Monaten nicht mehr. | |
Während ein Großteil der Ortskräfte wohl in Sicherheit gebracht wurde, ist | |
das Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Gruppen [2][komplett | |
gescheitert]. Versprochen waren jeden Monat 1.000 Aufnahmezusagen. | |
Tatsächlich wurden es in den rund 27 Monaten Laufzeit aber gerade einmal | |
3.000 insgesamt. | |
## Kaum Hoffnung auf neue Bundesregierung | |
Das liegt nicht daran, dass es nicht genug Menschenrechtler*innen, Frauen, | |
Journalist*innen oder Homosexuelle gibt, die unter den Taliban um ihr | |
Leben fürchten müssen. Stattdessen hat das federführende | |
Bundesinnenministerium unter Nancy Faeser (SPD) die Umsetzung des Programms | |
systematisch verschleppt und verzögert. | |
Wegen Sicherheitsbedenken, für die nie echte Belege auftauchten, waren die | |
Evakuierungsbemühungen über mehrere Monate sogar ganz ausgesetzt. Dabei | |
waren die Sicherheitsprüfungen durchgehend sehr streng. Immer wieder wurden | |
zudem Menschen mit Aufnahmezusage aus Sicherheitsgründen doch noch an der | |
Einreise nach Deutschland gehindert. Auch beim Flug, der am Mittwoch | |
landete, wurden rund 20 Personen kurzfristig mit dieser Begründung am | |
Einsteigen gehindert. | |
Dazu kommen all jene, die wohl schutzbedürftig wären, aber nun kaum noch | |
auf Hilfe hoffen können. Den 3.000 Aufnahmezusagen stehen 17.000 Menschen | |
gegenüber, die die deutschen Behörden bereits für eine Evakuierung | |
kontaktiert hatten, deren Fälle dann aber nie abgeschlossen wurden. Weil es | |
in Afghanistan keine deutsche Botschaft mehr gibt, haben diese Menschen | |
sich [3][teils massiv verschuldet und große Entbehrungen auf sich | |
genommen], um nach Pakistan zu gelangen. Nun lässt Deutschland sie im | |
Stich. | |
Dass sich jetzt so viele Unionspolitiker*innen, Medien und rechte | |
Interessensgruppen über die Flüge echauffieren, dürfte wohl mit der sich | |
anbahnenden Regierungsbildung zu tun haben. Schließlich landeten in den | |
letzten Jahren dutzende solcher Flüge, ohne dass dies größeres Aufsehen | |
erregte. In den Sondierungsgesprächen zwischen SPD und Union dürfte es in | |
den nächsten Tagen auch darum gehen, wie scharf die künftige | |
Migrationspolitik ausfällt. | |
Dass eine neue Bundesregierung – mutmaßlich unter einem CDU-Kanzler | |
Friedrich Merz – neue Evakuierung von gefährdeten Afghan*innen | |
beschließt, ist aber praktisch ausgeschlossen. Die Union hat in den | |
vergangenen Monaten immer wieder gefordert, jegliche Aufnahmeprogramme | |
sofort einzustellen. | |
6 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Bundesaufnahmeprogramm-Afghanistan/!6072214 | |
[2] /Aufnahmeprogramm-fuer-Afghanistan/!6051235 | |
[3] /Aufnahmeprogramm-fuer-Afghaninnen/!6058391 | |
## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Aufnahmeprogramm | |
Ortskräfte | |
Menschenrechte | |
GNS | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
Innensenatorin Iris Spranger | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Afghanistankrieg | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Abschaffung von legalen Fluchtrouten: In Richtung Abschottung | |
Die Finanzverwaltung blockiert die Aufnahmeregelung für Flüchtlinge mit | |
Verwandten in Berlin – de facto das Ende des letzten | |
Landesaufnahmeprogrammes. | |
Antwort auf Anfrage der Linken: Fast 50 Afghanen vor Ausreise nach Deutschland … | |
Noch immer warten viele Afghanen mit einer Aufnahmezusage auf ihre | |
Ausreise. Die Linke fordert, sie schnell nach Deutschland zu holen. | |
Bundesaufnahmeprogramm vor dem Ende: Hält die Ampel ihre Versprechen? | |
Deutschland müsse Afghan*innen retten, denen die Evakuierung zugesagt | |
wurde, fordern Arbeitsgruppen von SPD und Grünen. Auch Hilfsorganisationen | |
machen Druck. | |
CDU-Pläne fürs Asylrecht: Eine finstere Zukunft | |
Die Union plant die Externalisierung von Asyl. Doch das bereits bestehende | |
Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan hat große Schwächen. | |
Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan: Deutschland nimmt wieder auf | |
155 ehemalige Ortskräfte und Menschen aus der afghanischen | |
Zivilgesellschaft dürfen nach Deutschland einreisen. Aus der CDU kommt | |
Kritik. | |
Aufnahmeprogramm für Afghanistan: Scheitern, Schande oder letzte Rettung | |
Die Bundesregierung wickelt das Rettungsprogramm für afghanische | |
Menschenrechtler*innen ab. Das ist schäbig – und bezeichnend für die | |
deutsche Politik. |