# taz.de -- Zeitenwende in Europa: Wer zahlt die europäische Aufrüstung? | |
> Nach von der Leyens Ankündigung auf dem EU-Gipfel wird deutlich: Die | |
> Finanzierung ist ungeklärt. | |
Bild: Da muss man nochmal nachrechnen. Von der Leyen wird auf der Pressekonfere… | |
Brüssel taz | Wenige Tage nach einem historischen Gipfeltreffen zur | |
„Wiederbewaffnung Europas“ in Brüssel kommen [1][Zweifel an den EU-Plänen | |
zur Aufrüstung auf]. Die Finanzierung ist nicht gesichert, zudem bleibt die | |
Begründung für den in der EU-Geschichte beispiellosen Kurswechsel vage. | |
Dies wurde auf einer Pressekonferenz mit Kommissionspräsidentin Ursula von | |
der Leyen in der EU-Behörde deutlich. | |
Eigentlich sollte es um die 100-Tage-Bilanz der neuen EU-Kommission gehen, | |
die am 1. Dezember ihre Arbeit aufgenommen hatte. Doch dann kamen vor allem | |
Fragen [2][zum neuen Rüstungsprogramm, das die CDU-Politikerin, offenbar in | |
Absprache mit CDU-Chef Friedrich Merz, auf dem EU-Gipfel] vorgelegt hatte. | |
Von der Leyen war um Antworten verlegen. | |
So blieb unklar, warum die EU jetzt in aller Eile aufrüsten müsse. [3][Beim | |
EU-Gipfel war dies, zumindest hinter den Kulissen, mit der neuen | |
amerikanischen Ukrainepoliti]k und der mangelnden Bündnistreue von | |
US-Präsident Donald Trump begründet worden. In den Gipfelbeschlüssen jedoch | |
ist nur von einem „sich verändernden Umfeld“ in der Außenpolitik die Rede. | |
Von der Leyen wurde auch nicht deutlicher. Auf die Frage, ob die USA noch | |
ein verlässlicher Partner seien, wich sie aus. „Natürlich sind die USA | |
unsere Verbündeten“, erklärte sie. Das heiße aber nicht, dass es keine | |
Differenzen gebe. Außerdem müssten die Europäer ihre „Hausaufgaben“ mach… | |
und die Rüstungsanstrengungen verstärken. Genau das fordert Trump seit | |
Jahren. | |
## Nur 150 Milliarden Euro sind gedeckt | |
Ein Wort der Kritik an Trump kam von der Leyen nicht über die Lippen. Sie | |
setzt weiter auf die „transatlantische Zusammenarbeit“ – auch in der | |
Rüstung. Bisher gehen 80 Prozent der europäischen Rüstungsinvestitionen in | |
Länder außerhalb der EU – profitieren können davon vor allem die USA. Denn | |
nur die Amerikaner haben die nötigen Kapazitäten und das erforderliche | |
Know-how. | |
Ein weiteres Problem ist die Finanzierung der Rüstungspläne. Von der Leyen | |
hatte ein Volumen von bis zu 800 Milliarden Euro angekündigt. Davon sind | |
aber nur 150 Milliarden Euro durch ein geplantes schuldenfinanziertes | |
EU-Instrument gedeckt, für das erst noch die rechtlichen Voraussetzungen | |
geschaffen werden müsste, wie die Kommissionschefin einräumte. | |
Der große Rest von 650 Milliarden Euro ist ein Hoffnungswert für den Fall, | |
dass die 27 Mitgliedstaaten ihre Rüstungsausgaben um bis zu 1,5 Prozent der | |
Wirtschaftsleistung erhöhen. Dafür sollen die gerade erst reformierten | |
Schuldenregeln gelockert werden – allerdings nur für Rüstungsausgaben, | |
nicht für Klimaschutz oder Soziales. Dort gelten die strikten Regeln | |
weiter, so von der Leyen. | |
Man wandele auf einem „schmalen Grat“ zwischen Lockerung und | |
Budgetdisziplin, sagte sie. Nach Ansicht vieler Experten wird das Geld | |
jedoch nicht ausreichen. In Brüssel wird daher die Schaffung von Eurobonds | |
diskutiert, um die europäische Aufrüstung und den Krieg in der Ukraine zu | |
finanzieren. Für diese Rüstungsanleihen macht sich vor allem Frankreichs | |
Staatschef Emmanuel Macron stark – seine Staatskasse ist leer. Von der | |
Leyen zieht jedoch nicht mit. Es sei zu früh, über neue Finanzquellen zu | |
sprechen, sagte sie. Vor allem Deutschland steht Eurobonds bisher ablehnend | |
gegenüber. Das letzte Wort dürfte auch hier von der Leyens Parteifreund | |
Merz haben. | |
9 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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