# taz.de -- EU-Antwort auf Putin und Trump: Zu wenig und zu spät | |
> Dieser EU-Gipfel wird in die Geschichte eingehen als historische | |
> Niederlage. Er schafft einen Schuldenberg. Und führt zum erneuten | |
> Wettrüsten. | |
Bild: So hoch steigen die Schulden: Ursula von der Leyen bei einer Pressekonfer… | |
Dieser EU-Gipfel wird in die Geschichte eingehen. Aber nicht als großer | |
Erfolg, sondern als historische Niederlage. | |
68 Jahre nach den Römischen Verträgen, die den Grundstein für die | |
europäische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg legten, und 35 Jahre nach | |
der deutschen Wiedervereinigung [1][steigt die EU in ein neues Wettrüsten | |
ein.] Damit verrät sie ihre historische Mission. Statt Frieden und | |
Aussöhnung „vom Atlantik bis zum Ural“ (Adenauer, De Gaulle) heißt es nun | |
„Wiederbewaffnung“. | |
Schon dieser Slogan, [2][den die Kommissionspräsidentin und frühere | |
deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ausgegeben hat], ist | |
eine Ohrfeige für alle geschichtsbewussten Europäer. | |
Die EU war nie bewaffnet, sie verfügt nicht einmal über eine eigene Armee. | |
Der EU-Vertrag verbietet es Brüssel, Geld für Waffen auszugeben. Doch | |
darüber geht die CDU-Politikerin hinweg. | |
## Das Problem Trump ist seit acht Jahren bekannt | |
Schon klar, die Lage ist ernst. [3][Russland führt Krieg in der Ukraine], | |
die [4][USA rütteln an ihren Bündnisverpflichtungen]. Doch all das ist | |
nicht neu. | |
Dass Donald Trump nichts Gutes für die EU und die Nato bedeutet, wissen wir | |
seit acht Jahren: seit seiner ersten Amtszeit als US-Präsident. Und dass | |
der Frieden in Europa bedroht ist, war seit dem russischen Einmarsch in der | |
Ukraine vor drei Jahren klar. | |
Erst jetzt haben die EU-Politiker eins und eins zusammengezählt und | |
versucht, eine Antwort zu geben. Doch das, was Olaf Scholz & Co. in Brüssel | |
beschlossen haben, kommt zu spät – und es ist zu wenig. | |
„Too little, too late“ – [5][der Slogan aus der Eurokrise] gilt weiter. | |
Viel zu spät hat die EU auf die neue Weltlage reagiert. Viel zu wenig tut | |
sie, um zurück ins Spiel zu kommen. | |
Die neuen Rüstungsprogramme klingen nur auf dem Papier beeindruckend. 800 | |
Milliarden Euro hat von der Leyen angekündigt – doch nur 150 Milliarden | |
kommen aus Brüssel, und das auch nur über neue Schulden. | |
Das meiste sind Luftbuchungen. Frisches Geld ist kaum dabei – und es kommt | |
zu spät, um der Ukraine aus der Patsche zu helfen, die durch den Stopp der | |
US-Militärhilfe entstanden ist. | |
## Es fehlen Strategie und Perspektive | |
Der Krieg ist nicht mehr zu gewinnen, auch nicht mit einem | |
EU-Rüstungsturbo. Er kann höchstens verlängert werden, womit niemand | |
geholfen wäre. Das verweist auf das zweite Manko: das völlige Fehlen einer | |
politischen Strategie und einer Zukunftsperspektive. | |
Auch nach drei Jahren Krieg hält die EU es nicht für nötig, einen eigenen | |
Friedensplan für die Ukraine zu entwickeln und über eine neue europäische | |
Sicherheitsordnung zu diskutieren. | |
Beim Nato-Doppelbeschluss 1979 gab es wenigstens noch ein | |
Abrüstungsangebot. Heute wollen die Europäer nicht einmal mehr mit Russland | |
reden. Man überlasst Trump kampflos das Feld, statt selbst diplomatisch | |
aktiv zu werden. | |
Der unberechenbare US-Präsident wird denn auch weiter seine Deals zu Lasten | |
der Ukraine und Europas machen. Dass die EU nun Aufrüstung predigt, wird | |
ihn kaum beeindrucken – genau das hat Trump ja immer gefordert. | |
## Kein Problem gelöst, dafür zwei neue geschaffen | |
Das Fazit ist bitter: Der „historische“ Gipfel hat kein einziges Problem | |
gelöst, aber mindestens zwei neue geschaffen: einen riesigen Schuldenberg, | |
von dem niemand weiß, wie Deutschland und die EU ihn abtragen sollen. | |
Und einen Kalten Krieg mit Russland, der selbst nach einem hoffentlich | |
schnellen und gerechten Friedensschluss in der Ukraine anhalten dürfte. | |
Denn das Wettrüsten hat ja gerade erst begonnen. Ein Ende ist nicht | |
absehbar. | |
7 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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