# taz.de -- CDU delegitimiert NGOs: Rechter Kulturkampf der Merz-Lauchs | |
> Hätte Merz ohne Omas gegen Rechts die absolute Mehrheit geholt? Das | |
> suggeriert eine CDU-Anfrage im Bundestag. Warnung: Auf den Staat ist kein | |
> Verlass. | |
Bild: Demo der Omas gegen Rechts in Hannover im Februar 2025 | |
So etwas gab es bisher nur von der AfD: Die Unionsfraktion hat zum | |
Wochenstart [1][eine Kleine Anfrage in den Bundestag] eingebracht, mit der | |
sie zivilgesellschaftliche Organisationen delegitimieren will. Mit 551 | |
Fragen wollen CDU und CSU von der Bundesregierung wissen, ob Organisationen | |
wie Correctiv, Omas gegen Rechts, Greenpeace, netzwerk recherche und Animal | |
Rights Watch staatlich finanziert sind. Die Fragen suggerieren, die | |
Organisationen führten steuerfinanzierte Parteikampagnen gegen die CDU. | |
Wie kommt die Union auf diesen willkürlichen Mix aus Organisationen? Einige | |
von ihnen wurden in den vergangenen Wochen im rechten Hetzportal „nius“ und | |
dessen kokaingetriebenen Kampagnen an den Pranger gestellt. Und auch in der | |
Springer-Presse: Um ihre Vorwürfe zu untermauern, referenziert die Union in | |
der kleinen Anfrage einen an Lächerlichkeit kaum zu überbietenden | |
[2][Welt-Artikel], der den rechtsextremen Verschwörungsmythos eines „Deep | |
State“ ausbreitet und unterstellt, NGOs in Deutschland seien ein „Staat im | |
Staate“. | |
Dementsprechend absurd, sprachlich wie inhaltlich lauchig ist dann auch die | |
Kleine Anfrage geraten. Kleine Kostprobe, Frage 68 von 551 (ja, es sind | |
wirklich 551): „Haben die Kampagnen des Vereins Omas gegen Rechts | |
Deutschland e. V. nach Einschätzung der Bundesregierung direkte | |
Auswirkungen auf Wahlergebnisse oder politische Entscheidungen?“ | |
Na, was meinen Sie? Haben die Omas gegen Rechts an den Wahlurnen | |
geschraubt? Hätte Friedrich Merz ohne die Omas eine absolute Mehrheit? Ist | |
das Bundesinnenministerium von den Omas unterwandert? Oder vielleicht doch | |
eher die BRD GmbH? | |
Dass die Vorwürfe der Union so abstrus sind, ist kein Grund für Entwarnung, | |
sondern ein zusätzliches Warnsignal. Der Union geht es offensichtlich nicht | |
um Fakten, es geht ihr um rechten Kulturkampf. Die Anfrage soll | |
einschüchtern. | |
In Berlin sehen wir, wohin das führt: Der schwarz-rote Senat kürzt derzeit | |
in einem Affenzahn Kultur- und Sozialprojekte und zerstört jahrzehntelang | |
gewachsene zivilgesellschaftliche Strukturen des Zusammenhalts. | |
Das wird die neue Koalition auf Bundesebene auch versuchen. Die CSU hat in | |
ihrer „Bayern-Agenda“ zur Bundestagswahl bereits angekündigt, alle | |
„Förderungen von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) durch die | |
Bundesregierung auf den Prüfstand stellen“. Es dürfe keine „Finanzierung | |
linker Vorfeldorganisationen durch Steuermittel“ geben. | |
Hätte die Ampel-Regierung wie versprochen das Gemeinnützigkeitsrecht | |
reformiert, fiele ein solcher Angriff jetzt schwerer. Doch das Versagen der | |
alten Koalition ist eine Vorlage für die neue. | |
Denn klar ist auch: Bald muss die Union keine offiziellen Anfragen mehr an | |
die Bundesregierung stellen, sie hat dann selbst Zugriff auf den Staat. Die | |
Überschrift ihrer kleinen Anfrage, „Politische Neutralität staatlich | |
geförderter Organisationen“, weist den Weg für die kommenden vier Jahre: | |
Mit der Lüge, Zivilgesellschaft müsse „politisch neutral“ sein, wird die | |
staatliche Demokratieförderung in Bundesländern wie Sachsen schon jetzt | |
unter Beschuss genommen. Neutralitätsgebote gibt es freilich für die | |
Zivilgesellschaft nicht. Im Gegenteil: Sie muss wertebasiert arbeiten. | |
Dementsprechend ist jetzt auch die Zeit gekommen, um die Zivilgesellschaft | |
zu schützen: Mit Spenden, mit Tatkraft und mit Zuspruch. In Zeiten der | |
Härte ist es Zeit für mehr Zärtlichkeit untereinander. | |
Und dafür, sich darauf zu besinnen, dass wir uns auf den Staat nicht | |
verlassen können. Natürlich gehören wichtige Institutionen staatlich | |
finanziert, etwa Frauenhäuser oder Beratungsstellen für Opfer rassistischer | |
und antisemitischer Gewalt. Aber wenn der Staat nicht liefert, müssen wir | |
es ohne ihn organisieren, so wie beispielsweise das Netzwerk polylux. | |
Prepping for future! Sich nicht wegducken, sondern das Gegenteil. Wer in | |
nächster Zeit von der Union ins Visier genommen wird, sollte das als | |
Auszeichnung verstehen. | |
26 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://dserver.bundestag.de/btd/20/150/2015035.pdf | |
[2] https://www.welt.de/debatte/plus255395416/NGOs-Der-deutsche-Deep-State-und-… | |
## AUTOREN | |
Arne Semsrott | |
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