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# taz.de -- Umstrittene Bürotürme in Kreuzberg: Die Drohgebärden des Bausena…
> Der Streit zwischen Senat und Friedrichshain-Kreuzberg um das Büroprojekt
> „Urbane Mitte“ am Gleisdreieckpark geht in die nächste
> Konfrontationsrunde.
Bild: Bescheidenheit ist eine Zier: Büroplanungen für den Gleisdreieckspark
Berlin taz | Der Senat droht damit, dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die
Planungen für das umstrittene Bauvorhaben „Urbane Mitte“ am
Gleisdreieckpark komplett zu entziehen. Bereits im Juni vergangenen Jahres
hatte Bausenator Christian Gaebler (SPD) [1][das Bezirksamt beim südlichen
Baufeld entmachtet]. Nun ist das benachbarte Projekt „Urbane Mitte Nord“ an
der Reihe.
„Wir haben den zuständigen Bezirk aufgefordert, die Planungen weiter
voranzutreiben“, sagt Gaeblers Sprecher Martin Pallgen zur taz. Für den
Fall weiterer Verzögerungen behalte sich der Senat vor, das Verfahren auch
im Nordfeld an sich zu ziehen. „Der Bezirk muss jetzt in die Pötte kommen“,
sagt Pallgen.
Bei der „Urbanen Mitte“ handelt es sich um ein rund 34.000 Quadratmeter
großes Areal am U-Bahnhof Gleisdreieck, [2][auf dem ein Investor sieben bis
zu 90 Meter hohe Türme hochziehen will], vorgesehen vor allem für Büros und
sonstiges Gewerbe. Das Projekt geht noch auf einen Vertrag zwischen dem
Land Berlin, Friedrichshain-Kreuzberg und einem anderen Investor aus dem
Jahr 2005 zurück.
Dass es faktisch nie wirklich vorangekommen ist, hat einen einfachen Grund:
Anders als der schwarz-rote Senat hat der Bezirk überhaupt kein Interesse
mehr an der Parkrandbebauung. Zumindest nicht in dieser klotzigen Form und
schon gar nicht für Büroflächen. Insbesondere die in
Friedrichshain-Kreuzberg dominierenden Grünen und Linken laufen seit langem
Sturm gegen das Mammutprojekt.
## Aus der Zeit gefallene Planungen
Die riesigen Bürotürme seien restlos „aus der Zeit gefallen“, sowohl in
klima- als auch in stadtentwicklungspolitischer Hinsicht, sagt die
Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger zur taz. „Da wir schon genug
Büroleerstand in der Stadt haben, hat Berlin keinen Vorteil – es würden nur
die Investoren noch reicher“, so die Mietenexpertin, die in
Friedrichshain-Kreuzberg als Direktkandidatin der Grünen für die
Bundestagswahl antritt.
Dass der Bezirk aufgefordert werde, endlich mal Tempo zu machen, sei
Schmidberger zufolge im Fall der „Urbanen Mitte Nord“ noch absurder als bei
der gleichlautenden Forderung für das kleinere Südfeld im vergangenen Jahr.
Schließlich hänge jegliche Planung im Nordabschnitt von einem ganz anderen
Akteur ab: der Deutschen Bahn, die ihrerseits nicht in die Pötte komme.
Denn mitten durch das Baufeld mit den Bürogebäuden [3][soll irgendwann die
S-Bahnlinie S21 führen]. Allerdings gibt es für den betreffenden
Streckenabschnitt der neuen Nord-Süd-Linie noch nicht einmal eine
Entwurfsplanung, die die DB dem Eisenbahnbundesamt (EBA) zwecks Zustimmung
vorlegen könnte.
Für das Bezirksamt ist die Sache daher klar: Eine Weiterführung des
Bebauungsplanverfahrens für die „Urbane Mitte Nord“ sei „erst dann
sinnvoll, wenn die Bahn eine ausreichend konkrete und mit dem EBA
abgestimmte Planung vorlegt“. Bausenator Gaebler könne noch so drängeln und
drohen – „diesen begrenzenden Faktor wird auch der Senat nicht
beschleunigen können.“
Auch deshalb halte man den angekündigten Entzug der Zuständigkeit für
„unverhältnismäßig“. Ein entsprechendes Schreiben an Gaebler werde gerade
vorbereitet, teilt das Bezirksamt auf taz-Nachfrage mit.
## Bauverwaltung wiegelt ab
Das könne sich der Bezirk sparen, heißt es sinngemäß aus Gaeblers
Verwaltung. Die „Planung der S21 und die Vorbereitung des
Planfeststellungsverfahren“ für die Trasse „laufen“. Und
„selbstverständlich“ würden das Bau- und das Bürovorhaben „im weiteren
Verfahren aufeinander abgestimmt“. Kurzum: Die vorgetragenen Bedenken seien
unbegründet.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung der Bezirksverordnetenversammlung
Friedrichshain-Kreuzberg hat unterdessen am Donnerstag Gaebler
aufgefordert, seine Anweisung, das Verfahren zu beschleunigen und bis Ende
2026 zum Abschluss zu bringen, wieder zu kassieren.
Die Drohgebärden des Bausenators werden entschieden zurückgewiesen, zumal
sie „sachgrundlos die Planungshoheit des Bezirks und die BVV als
demokratisch legitimiertes Gremium“ missachteten. Was auch die
Bezirksverordneten wissen: Der Senatsbauverwaltung ist das im Zweifelsfall
egal, wie sie bei der „Urbanen Mitte Süd“ unter Beweis gestellt hat.
10 Jan 2025
## LINKS
[1] /Urbane-Mitte-in-Kreuzberg/!6011848
[2] /Investoren-planen-Buerogebaeude-am-Park/!5733580
[3] /Ein-Tunnel-fuer-Kreuzberg/!5662310
## AUTOREN
Rainer Rutz
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