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# taz.de -- Investoren planen Bürogebäude am Park: Hoch hinaus am Gleisdreieck
> Investoren planen am Rande des Parks zwei Gewerbebauten. Kreuzbergs
> Baustadtrat Florian Schmidt weist die Kritik zurück.
Bild: Visualisierung der Urbanen Mitte am Gleisdreieck
Berlin taz | Manchmal kommt das Erschrecken erst, wenn es Bilder gibt –
oder auch Planungen, die nicht mehr zu verhindern sind. Am Gleisdreieckpark
ist schon lange klar, dass der Investor Copro Projektentwicklung GmbH dort
die „Urbane Mitte“ errichten will. Der Bebauungsplan „Urbane Mitte-Süd“
liegt derzeit im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zur Beteiligung aus.
Bis zum 16. Dezember können Stellungsnahmen abgegeben werden. Das Gebiet
umfasst das Areal, auf dem im Sommer noch die Brauerei BRLO ihr Bier
ausgeschenkt hat. Stimmt der Bezirk dem B-Plan zu, können die Investoren
loslegen.
Wer den Park, wie er jetzt aussieht, lieben gelernt hat, wird ihn an dieser
Stelle tatsächlich kaum wiedererkennen. Denn auf dem südlich des
Landwehrkanals gelegenen Teil der Urbanen Mitte planen die Investoren zwei
Gewerbebauten, die beide auf einem gemeinsamen Sockel stehen. Einer der
beiden Baukörper soll 26 Meter hoch sein, der andere 48 Meter – und damit
höher als das bei 37 Meter liegende Niveau des Bahngeländes. Matthias
Bauer, ein Architekt, der seit den neunziger Jahren für den Park gekämpft
hat und seit 2009 den [1][Gleisdreieck-Blog] herausgibt, klagt zudem, dass
die COPRO höher bauen will, als im städtebaulichen Vertrag von 2005
vereinbart worden war.
Der Vertrag wurde damals zwischen dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und
dem Land Berlin auf der einen und der Bahntochter Vivico auf der anderen
Seite geschlossen. Darin wurde geregelt, dass die knapp 60 Hektar große
Bahnfläche, die nicht mehr benötigt wird, in einen Park umgewandelt wird.
Im Gegenzug bekam die Vivico bis daher nicht erschlossene Baufelder, unter
anderem am Möckernkiez und eben auch an der Urbanen Mitte. Weil dort der
Bahnlärm höher ist als an den anderen Standorten, stand von vornherein
fest, dass nur Gewerbeflächen entstehen können. Vorgesehen war eine
Geschossflächenzahl von 3,5. In der Zwischenzeit hat die Vivico ihre
Flächen weiterverkauft, an der Urbanen Mitte an die Copro. Alle anderen
Bauflächen sind bereits bebaut, unter anderem von der Genossenschaft
Möckernkiez.
## Investoren versuchen, das Maximum herauszuholen
Bleibt also die Urbane Mitte, die sich nördlich des Landwehrkanals
fortsetzen wird. Dass der Nordteil nicht Gegenstand des
Bebauungsplanverfahrens ist, liegt daran, dass ein Baubeginn dort erst
möglich ist, wenn die Arbeiten für die geplante S21 abgeschlossen sind.
Weil dies noch einige Zeit dauern wird, hat der Bezirk den B-Plan geteilt
und will nun zuerst Baureife auf dem südlichen Teil schaffen. Dabei wird
aber die ursprünglich vorgesehene Geschossflächenzahl (GFZ), also die
Bebauungsdichte, überschritten. „Statt der GFZ von 3,5 sollen dort nun
Büroflächen mit einer Dichte von 4,4 entstehen“, sagt Blogbetreiber Bauer.
Dies begründet der Investor damit, dass es im Vertrag auch um Flächen ging,
die inzwischen als nicht bebaubar gelten. „Während bei den Baufeldern
Flottwellpromenade, Möckernkiez und Yorckdreieck, die Baudamen und -herren
freiwillig unter den im Vertrag übertrieben hoch festgelegten Möglichkeiten
blieben“, schreibt Bauer im jüngsten Blogbeitrag, „versuchen die Investoren
in der Urbanen Mitte, das Maximum herauszuholen.“ Auch der jüngst neu
gewählte Beirat des [2][Gleisdreieckparks] teilt die Kritik.
Mit verantwortlich für das Entgegenkommen an den Investor, so Bauer, sei
der Bezirk. Doch [3][Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne)] weist die Kritik
zurück. „Aus den Festlegungen im Rahmenvertrag wurde eine maximale
Geschossfläche von 119.000 Quadratmetern abgeleitet“, sagt Florian Schmidt
der taz. „Damit spielt die Geschossflächenzahl nur noch eine untergeordnete
Rolle.“ Die Ermittlung der GFZ im Rahmen der B-Plan-Begründung sei
lediglich aus formalen Gründen erforderlich.
Lohnt es sich also überhaupt, beim Bezirksamt Einspruch gegen den
Bebauungsplan einzureichen? Matthias Bauer stellt sich die Frage selbst. In
einem ersten Beteiligungsverfahren, schreibt er, hätten sich bei 150
Stellungnahmen lediglich neun für das Projekt ausgesprochen. Dennoch seien
alle vorgebrachten Argumente gegen die zu hohe Dichte, gegen die
Verschattung des Parks, gegen die Missachtung des Denkmalschutzes
„weggewogen“ worden. „Das heißt, sie wurden in keiner Weise
berücksichtigt.“
13 Dec 2020
## LINKS
[1] https://gleisdreieck-blog.de/
[2] /Streit-im-Gleisdreieckpark/!5711501
[3] /Ende-gut-alles-gut-am-Postbank-Tower/!5729190
## AUTOREN
Uwe Rada
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