# taz.de -- 113 Erstunterzeichnende: Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im B… | |
> Bis zur Neuwahl bleibt nicht viel Zeit, am Mittwoch aber hat eine Gruppe | |
> Abgeordneter im Bundestag Ernst gemacht: Sie haben ihren | |
> AfD-Verbotsantrag eingereicht. | |
Bild: Die Forderung dieser Demonstrierenden ist klar: Ein AfD-Verbot soll her | |
Berlin taz | Die Ampelregierung ist geplatzt, am 23. Februar 2025 wird neu | |
gewählt. Am Mittwoch kam der Bundestag deshalb zu einer seiner nur noch | |
wenigen verbleibenden Sitzungen zusammen. Und eine [1][Gruppe Abgeordneter | |
um den CDU-Mann Marco Wanderwitz] machte dort doch noch bei einem Thema | |
Ernst: Sie haben den AfD-Verbotsantrag eingereicht. | |
Für die Einreichung waren 37 Abgeordnete nötig – 5 Prozent des Bundestags. | |
Die Zahl der Unterstützenden ist nun aber deutlich größer: 113 Abgeordnete | |
gehören zu den Erstunterzeichnenden. Die meisten kommen von den Grünen, 56 | |
Parlamentarier*innen, es folgen 31 Sozialdemokrat*innen, 18 der 28 | |
Linken-Abgeordneten, SSW-Mann Stefan Seidler, aber auch sieben Abgeordnete | |
der CDU. Zu letzteren zählen die frühere Migrationsbeauftragte der | |
Bundesregierung Annette Widmann-Mauz, Bundestagsvizepräsidentin Yvonne | |
Magwas oder der Sicherheitspolitiker [2][Roderich Kiesewetter]. | |
Andere Parteiprominente, die den Antrag unterstützen, sind Ralf Stegner | |
oder Bau-Staatssekretärin Elisabeth Kaiser von der SPD. Bei den Grünen sind | |
es Kulturministerin Claudia Roth, Anton Hofreiter, Katrin Göring-Eckardt, | |
Michael Kellner, Janosch Dahmen oder mit Ekin Deligöz auch hier eine | |
Staatssekretärin. Von den Linken ist [3][Fraktionschefin Heidi Reichinnek] | |
dabei, die auch Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl ist. | |
„Unsere Forderung liegt jetzt auf dem Tisch im Bundestag“, sagte Wanderwitz | |
der taz. „Wir müssen diese wirkmächtige rechtsradikale Partei der im | |
Grundgesetz vorgesehenen Prüfung des Bundesverfassungsgerichts unterziehen. | |
Es geht um nicht weniger als unsere freiheitliche Demokratie.“ | |
Auch die Linken-Abgeordnete Martina Renner, die zu den Initiatoren um | |
Wanderwitz gehört, bestätigte die Einreichung des Antrags. „Ich freue mich | |
über die stetig wachsende Unterstützung unter den Abgeordneten. Die | |
sicherlich auch damit zu tun hat, dass die AfD schon wieder eine Rolle | |
[4][in einem Rechtsterrorkomplex] spielt“, sagte Renner der taz. „Immer | |
mehr Kolleg*innen sehen ihre Verantwortung, die Demokratie und die | |
Menschen in diesem Land vor der Gefahr zu schützen, die von dieser | |
Nazi-Partei ausgeht.“ | |
In dem Antrag der Abgeordneten heißt es, die AfD wende sich „gegen zentrale | |
Grundprinzipien“ der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Sie stelle | |
die Menschenwürde von Migranten, Menschen mit Behinderungen und denen mit | |
nicht heteronormativer Sexualität unverhohlen infrage. Sie strebe einen | |
völkischen Staat an und bagatellisiere NS-Verbrechen. Sie beschäftige mehr | |
als 100 Rechtsextreme allein im Bundestag und sei in Teilen ein | |
„verlängerter Arm autoritärer ausländischer Regime“. Und sie mache die | |
freie Presse und andere Parlamentarier*innen verächtlich. | |
## Der Antrag bräuchte eine Mehrheit der 733 Abgeordneten | |
Mit dem Verbotsantrag soll eine Prüfung vor dem Bundesverfassungsgericht in | |
die Wege geleitet werden, ob die AfD verfassungswidrige Ziele verfolgt – es | |
wäre die Grundlage für ein Verbot. Dafür bräuchte der Antrag im Bundestag | |
eine einfache Mehrheit der aktuell 733 Bundestagsabgeordneten – die bisher | |
noch nicht absehbar ist. Die Erstunterzeichnenden aber werben nun um | |
weitere Unterstützer*innen. | |
Die Fraktionsspitze der Union um Friedrich Merz aber [5][lehnt den | |
AfD-Verbotsantrag ab], die SPD-Fraktionsspitze um Rolf Mützenich hält ihn | |
zum jetzigen Zeitpunkt für zu früh. Das BSW ist komplett gegen das | |
Vorhaben, die FDP ebenso. Und auch bei den Grünen gibt es eine kleine | |
Gruppe um Renate Künast und Irene Mihalic, die Bedenken anmeldete und | |
[6][einen Alternativantrag formuliert hat]: Der Bundestag solle zunächst | |
eine Materialsammlung zur AfD bei den Sicherheitsbehörden anfordern und | |
erst auf dieser Grundlage über einen Verbotsantrag entscheiden. | |
Zudem hatten die AfD-Verbotsbefürworter Hoffnung auf eine Ankündigung von | |
Bundesverfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang gesetzt: Dieser wollte | |
bis Jahresende verkünden, ob eine bundesweite Hochstufung der AfD als | |
„gesichert rechtsextreme“ Vereinigung erfolgt. Das fällt nun aus: weil mit | |
der Neuwahl die Entscheidung zu nah an den Wahltermin rücken würde und ein | |
Verstoß gegen die Chancengleichheit der Parteien wäre. Und weil Haldenwang | |
[7][aus dem Amt ausgeschieden ist] – und Bundestagskandidat der CDU in | |
seiner Heimatstadt Wuppertal wird. Bundesinnenministerin Nancy Faeser | |
teilte am Mittwoch mit, dass der 64-Jährige deshalb ab sofort die | |
Amtsgeschäfte ruhen lassen wird. | |
Die Verbotsbefürworter hatten zuletzt aber betont, dass die Gefahr der AfD | |
für Demokratie inzwischen zu groß sei, um noch länger mit dem Antrag zu | |
warten. Sie verwiesen etwa auf die jüngsten Festnahmen von acht | |
terrorverdächtigen Rechtsextremen in Sachsen – [8][unter denen drei | |
AfD-Lokalfunktionäre waren]. Nach taz-Informationen sollen auch drei | |
weitere Aktive der Parteijugend, der Jungen Alternative, unter den | |
Beschuldigten sein. Wann der Antrag im Bundestag debattiert und abgestimmt | |
werden kann, ist noch offen – und auch, ob beides tatsächlich noch in | |
dieser Legislaturperiode möglich ist. | |
13 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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