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# taz.de -- AfD-Kandidatur in Sachsen: Krah will in den Bundestag
> Der extrem rechte Maximilian Krah will als Direktkandidat für den
> Bundestag antreten. Der AfD-Bundesvorstand ist darüber nicht erfreut.
Bild: Extrem rechter Querulant mit Riesenego: Maximilian Krah (AFD)
Berlin taz | Kaum nach Brüssel gewählt, ist der EU-Abgeordnete Maximilian
Krah (AfD) bereits wieder auf Wahlkampftour. Er wolle in den nächsten
Wochen eine Reihe von Terminen im sächsischen Wahlkreis Chemnitzer Land
absolvieren, kündigte der Rechtsextremist der taz an. Eine Kandidatur sei
aber noch nicht entschieden, behauptete er.
Seit Wochen geistert das Gerücht durch seine autoritär-nationalradikale
Partei, Krah wolle in den Bundestag. Die Freie Presse berichtete nun, dass
er bei einem der „Bürgerabende“ in Stollberg unter dem Titel „Krah kommt…
seine [1][Direktkandidatur im Wahlkreis 162 angekündigt hat].
So ist es immer wahrscheinlicher, dass der wegen [2][SS-Verharmlosung],
[3][Spionage]- und [4][Korruptionsverdacht] berüchtigte EU-Parlamentarier
für seine Partei in den Bundestag einziehen könnte – wenn er denn den
Wahlkreis gewinnt. Es ist der Wahlkreis des [5][CDU-Abgeordneten Marco
Wanderwitz], der auch wegen rechter Anfeindungen nicht wieder antreten
wird. Die Union musste den Wahlkreis bereits bei der letzten Bundestagswahl
an die AfD abtreten.
In der Parteiführung freut man sich offenkundig nicht über Krahs
Kandidatur. Anfragen nach einem Statement dazu ließen die designierte
Spitzenkandidatin Alice Weidel sowie der Co-Vorsitzende Tino Chrupalla
unbeantwortet. Die Parteichefs hatten sich nach einem verkorksten
EU-Wahlkampf, bei dem Krah als Spitzenkandidat keinen Skandal ausließ,
erfolgreich gegen dessen Aufnahmen in die AfD-Delegation im EU-Parlament
gestellt. Danach gab es [6][offenen Streit] quer durch alle Fronten. In die
von der AfD in Brüssel mitgegründete Fraktion von Europas
ultranationalistischer Resterampe (Titel: [7][„Europa der souveränen
Nationen“]) wurde Krah dann nicht aufgenommen, weswegen er in Brüssel als
unzufrieden gilt.
Das könnte nun zum Bumerang für Weidel und Chrupalla werden: Krah gilt
nicht nur im Bundesvorstand als Querulant mit Riesenego, den man lieber
weit weg in Brüssel als in der eigenen Bundestagsfraktion wüsste. Hinzu
kommen fragwürdige Verbindungen nach Russland, China und [8][Katar] und
sein selbst in der extrem rechten Partei berüchtigter Hang zu
Ausschweifungen, der ihm den internen Spitznamen „Schampus-Max“ eingebracht
hat. Bereits in der ehemaligen ID-Fraktion in Brüssel wurde er mehrfach
[9][wegen diverser Eskapaden suspendiert].
## Auch Höcke überlegt – mal wieder
Rückhalt hat Krah allerdings durch seine Bekanntheit und Beliebtheit in der
extrem rechten Online-Bubble und dem aktivistisch-politischen Vorfeld der
Partei. Nicht zuletzt in den sozialen Medien erfreut er sich mit seiner
gezielten Ansprache vor allem von jungen, männlichen Usern großer
Beliebtheit.
Wohl auch aufgrund des fehlenden Rückhalts in der Parteispitze gilt es
jedoch als unwahrscheinlich, dass Krah sich für die Landesliste der AfD
Sachsen aufstellen lässt, die der Landesverband am 30.11 wählen will.
Stattdessen schielt er nun auf das frei gewordene Direktmandat von Mike
Monczek, der nach seiner erfolgreichen Kandidatur für den sächsischen
Landtag nicht mehr für den Bundestag antritt. Monczek gilt als Vertrauter
von Krah.
Aber es könnte noch dicker kommen: Der Kopf des völkischen Flügels, Björn
Höcke, hält sich bislang ebenfalls eine Kandidatur für den Bundestag offen.
Sein Co-Landeschef Stefan Möller bestätigte der taz, dass dies zumindest
eine Option sei, über die Höcke seit Wochen intensiv nachdenke. In den
nächsten Tage solle eine Entscheidung fallen: „Nichts ist ausgeschlossen“,
sagte Möller der taz.
Es wäre das erste Mal, dass sich der Haupttreiber der Radikalisierung der
AfD aus Thüringen heraustrauen würde. Höcke hatte immer wieder mit dem
Wechsel auf die Bundesebene kokettiert. Letztlich hatte er es aber nie
gewagt, weil er nur zu Abstimmungen antritt, bei denen er sicher ist, sie
auch zu gewinnen.
Dass Höcke es in der Bundestagsfraktion unterhalb der Fraktionsspitze
machen würde, gilt wiederum als unwahrscheinlich. Dabei ist es derzeit
nicht einmal sicher, ob er überhaupt in den Fraktionsvorstand kommen würde.
Zuletzt bröckelte der Einfluss Höckes, die völkische Strömung hat sich
zunehmend fragmentiert – auch nach einem Zerwürfnis mit Krah. Unterm Strich
bleibt es damit zweifelhaft, dass Höcke sich wirklich nach Berlin traut.
Offene Kritik an den Kandidaturen von Krah und Höcke gibt es indes nicht.
Auch die Spitzenkandidatin Weidel hält sich zurück. 2017 hatte sie noch für
den Parteiausschluss Höckes nach [10][dessen geschichtsrevisionistischer
Rede in Dresden] gestimmt. Mittlerweile gibt es einen Burgfrieden zwischen
Weidel und Höcke.
Eine weitere Überraschung zeichnete sich am Freitag ab: Der 83-jährige
AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland will ebenfalls nochmal in einem
Direktwahlkreis antreten, wie [11][mehrere] [12][Medien] berichteten.
Antreten soll er nicht mehr in Brandenburg, sondern als Direktkandidat in
Sachsen – und zwar im Nachbarwahlkreis von Krah: in Chemnitz. Vor einigen
Wochen hatte er noch dementiert, erneut für den Bundestag kandidieren zu
wollen. Gauland war 40 Jahre lang in der CDU und gründete 2013 die AfD mit,
wandelte sich vom [13][Leiter der hessischen Staatskanzlei zum rassistisch
argumentierenden Wut-Rentner]. Im Bundesvorstand hielt er stets seine
schützende Hand über die völkische Strömung und Höcke.
## Krah macht Wahlkampf beim Barbier
Für Aufsehen sorgte unterdessen mal wieder Krah mit einem Video, dass er
bei einem Barbier drehen ließ. Darin haut er während einer Nassrasur
rassistische Thesen zur „Remigration“ raus: Einer der Männer beim Barbier
fragt: „Möchtest du, dass wir alle verschwinden aus Deutschland?“ Krah
behauptet daraufhin, dass es ihm nur um „arbeitslose Ausländer“ ginge und
macht dann mit einer Rasierklinge am Hals noch einen geschmacklosen Witz
über einen mutmaßlich islamistischen Anschlag: „Echte Männer haben keine
Angst vorm Messer – auch nicht in Solingen“. Kurz darauf lobt er den
autoritär-islamistischen türkischen Staatspräsidenten Erdoğan.
Offenkundig, dass er mit dem Video auch migrantische Communities ansprechen
will – eine Strategie, die in der AfD durchaus kontrovers ist. Wie viel
Krah das im Chemnitzer Land bringt, bleibt abzuwarten.
22 Nov 2024
## LINKS
[1] https://www.freiepresse.de/zwickau/hohenstein-ernstthal/afd-europapolitiker…
[2] /Nach-Relativierungen-der-SS/!6012267
[3] /Spionageverdacht-gegen-Krah-Mitarbeiter/!6006484
[4] /Razzia-bei-AfD-Politiker-Petr-Bystron/!6011005
[5] /CDU-Politiker-Marco-Wanderwitz/!6047169
[6] /Streit-nach-Ausschuss-aus-EU-Fraktion/!6017020
[7] /Neue-AfD-Fraktion-in-Bruessel/!6022937
[8] https://x.com/DoreenReinhard/status/1603481064520966151
[9] /AfD-Parteitag-in-Magdeburg/!5946568
[10] /Bjoern-Hoeckes-Dresden-Rede/!5372797
[11] https://www.saechsische.de/politik/regional/bundestagswahl-alexander-gaula…
[12] https://www.welt.de/politik/deutschland/article254631156/AfD-vor-Neuwahlen…
[13] /AfD-Politiker-Alexander-Gauland/!5361541
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Schwerpunkt AfD
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Schwerpunkt Rechter Terror
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