| # taz.de -- Streit um neue EU-Kommission: Von der Leyen droht Fehlstart | |
| > Das Team der EU-Kommissionschefin kommt nicht in Gang und reibt sich an | |
| > Genderbalance und Aufgabenzuschnitten auf. Auch die Sozialdemokraten | |
| > meckern. | |
| Bild: Ursula von der Leyen kann heute noch nicht feiern, sie hat noch kein Team | |
| Brüssel taz | Dieser 11. September war rot im Brüsseler EU-Kalender | |
| angestrichen: An diesem Tag wollte Kommissionspräsidentin Ursula von der | |
| Leyen ihr neues Team vorstellen. Doch daraus wurde nichts. Der Grund: | |
| [1][Streitigkeiten über die Gender-Balance] und den Aufgabenzuschnitt unter | |
| den 26 Kommissaren. Der Start des neuen Teams wurde auf den 17. September | |
| verschoben. Doch nun meutern auch noch die Sozialdemokraten und von der | |
| Leyen II. droht ein Fehlstart. | |
| Die CDU-Politikerin an der Spitze der 32.000-köpfigen Behörde laufe Gefahr, | |
| „die Unterstützung der Progressiven zu verlieren“, heißt es in einem | |
| Brandbrief von Iratxe García Pérez, der Chefin der sozialdemokratischen | |
| Fraktion im Europaparlament. Die Spanierin nennt gleich mehrere Gründe: Von | |
| der Leyen habe ihren [2][Spitzenkandidaten Nicolas Schmit] ignoriert und | |
| die Geschlechterbalance in der Kommission unterminiert. | |
| Außerdem wolle sie einen Beschäftigungskommissar einsetzen, der sich kaum | |
| für soziale Rechte interessiert und die Fraktion der Europäischen | |
| Konservativen und Reformer (EKR) in die europäische Gesetzgebung einbinden. | |
| Aus Sicht der EU-Genossen wäre dies ein Verstoß gegen die „Brandmauer“ | |
| gegen rechts, die bei von der Leyens Wiederwahl im Juli vereinbart worden | |
| war. Der Konsens bröckelt, noch bevor die Arbeit richtig begonnen hat. | |
| Kein gutes Zeichen für die neue, fünfjährige Legislatur. Denn ohne | |
| Sozialdemokraten, Liberale und Grüne verfügt die konservative | |
| Kommissionschefin nicht über die nötige Mehrheit im Parlament. | |
| ## Bewegung in der Frauenfrage | |
| Von der Leyen hat noch ein paar Tage Zeit, um die Wogen zu glätten. Denn in | |
| Slowenien muss die Kandidatin für die EU-Kommission noch vom Parlament | |
| bestätigt werden. Diese Zwangspause nutzt die deutsche EU-Politikerin, um | |
| ihre Aufstellung nachzubessern. So gibt es Bewegung in der Frauenfrage. | |
| Nachdem es so aussah, als werde die neue EU-Kommission von Männern | |
| dominiert, steht es nun elf zu 16: Belgien und andere EU-Staaten haben doch | |
| noch Frauen nominiert. | |
| Auch beim Zuschnitt der Portfolios und der Vergabe der Posten tut sich was. | |
| Das aktive Lobbying in Brüssel, an dem sich auch die deutschen Grünen | |
| beteiligen, zeigt Wirkung. Auch der Klimaschutz soll eine prominentere | |
| Rolle spielen als geplant. Die Industriepolitik wird wohl aufgewertet, | |
| nachdem der [3][frühere EZB-Präsident Mario Draghi] am Montag einen | |
| alarmierenden Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit vorgelegt hat. Sie werde | |
| Draghis Ideen in die Aufgabenbeschreibungen für ihre Kommissare aufnehmen, | |
| so von der Leyen. | |
| Nicht entschärft ist der Streit über Personen und Profile. Für Aufregung | |
| sorgt vor allem die Aussicht, dass mit Raffaele Fitto erstmals ein | |
| Rechtspopulist ein Spitzenamt in Brüssel erhalten könnte. Fitto gehört zur | |
| postfaschistischen Partei Brüder Italiens von Ministerpräsidentin Giorgia | |
| Meloni. Er soll geschäftsführender Vizepräsident werden und sich um die | |
| Wirtschaft kümmern. | |
| Umstritten sind auch die Kandidaten aus Ungarn, Malta und Kroatien. Alle | |
| angehenden Kommissare müssen sich ab Mitte Oktober Anhörungen im | |
| Europaparlament stellen. Die EU-Abgeordneten haben dabei schon einige | |
| ungeeignete Bewerber ausgesiebt. Am Ende – voraussichtlich im November – | |
| wird erneut über die gesamte Kommission von der Leyen II. abgestimmt. Der | |
| Ausgang ist völlig offen. | |
| 11 Sep 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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