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# taz.de -- Klimakatastrophen in Afrika: Dürre hier, Fluten dort
> Das südliche Afrika leidet unter beispielloser Trockenheit, im östlichen
> Afrika regnet es wie verrückt. UN-Hilfswerke schlagen Alarm.
Bild: Der Ort Rumonge in Burundi liegt eigentlich am Ufer des Tanganjika-Sees. …
Luanda/Bujumbura taz | Die schwerste Dürre seit über 100 Jahren wirkt sich
im südlichen Afrika verheerend aus. Sie ist das Ergebnis einer Kombination
der geringsten Regenfälle seit 40 Jahren in der Region und des globalen
Wetterphänomens El Niño, das wiederum in Teilen des östlichen Afrika für
schwere Überschwemmungen sorgt. Der Klimawandel hat Afrika voll im Griff.
Im südlichen Afrika produziert die schwere Dürre beispiellose
Wasserknappheit und erhöht den Nahrungsmangel für Menschen und Tiere. Das
humanitäre UN-Koordinationsbüro OCHA gemeinsam mit dem regionalen
Koordinierungsbüro RIASCO [1][fordert nun dringendes internationales
Handeln] vor Juli, um eine Katastrophe für die Bevölkerung noch abzuwenden.
Hitzewellen und Temperaturen von bis zu fünf Grad über dem langjährigen
Durchschnitt in der Trockenzeit zwischen Ende Januar und Anfang März haben
bereits die Regierungen von Malawi, Sambia und Simbabwe dazu gebracht, den
Dürrenotstand auszurufen. Betroffen sind auch große Teile von Angola,
Botswana, Namibia und Südafrika.
## El-Niño sorgt für schwere Regenfälle und Überschwemmungen
Während in Teilen des südlichen Afrika eine katastrophale Dürre herrscht,
erleben Teile des östlichen Afrika El-Niño-bedingte schwere Regenfälle und
Überschwemmungen, die ebenfalls seit Jahrzehnten beispiellos sind. Tausende
von Menschen wurden in Teilen von Mosambik und Madagaskar obdachlos. Am
schwersten betroffen sind Burundi, Kenia und Tansania.
Seit März ist der Pegel des Tanganjika-Sees, der an Tansania, Burundi und
die Demokratische Republik Kongo grenzt, um 1,76 Meter über Normalniveau
gestiegen, ein 60-Jahres-Rekord. [2][In Burundi] hat es seit September fast
ununterbrochen geregnet, die übliche Trockenzeit zwischen Januar und März
fiel aus. Über 3.000 Häuser, Schulen und Märkte und 40.000 Hektar Ackerland
stehen unter Wasser, ebenso die Straße aus Burundis Hauptstadt Bujumbura
Richtung DR Kongo. In Tansania haben Erdrutsche und schwere
Überschwemmungen bis Mitte April mindestens 58 Tote gefordert.
Erst am Freitag wurden aus dem burundischen Distrikt Rumonge südlich von
Bujumbura neue schwere Erdrutsche gemeldet, bei denen 2.500 Menschen ihre
Häuser verloren – zusätzlich zu bereits 100.000 wetterbedingt Obdachlosen
landesweit. Die Betroffenen wurden im Schlaf überrascht, als der Hügel
nachgab, auf dem sie lebten. Sie mussten wegrennen und konnten nichts
mitnehmen außer dem, was sie tragen konnten.
## UN rufen zu massiver Hilfe auf
Derweil benötigen in Sambia, Malawi und Simbabwe laut OCHA über 18
Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe, weil sie dürrebedingt kaum
noch zu essen haben: 9 Millionen in Malawi, 6,6 Millionen in Sambia, 2,7
Millionen in Simbabwe. Die magere Jahreszeit, während der die ländliche
Bevölkerung nach Verbrauch ihrer letzten Ernte auf die nächste wartet und
auf Lebensmittelkauf angewiesen ist, beginnt normalerweise im Oktober,
könnte dieses Jahr bereits im Juli einsetzen, warnen die UN-Helfer.
70 Prozent der Bauern in den drei Ländern sind völlig vom Regen abhängig,
um ihre Felder zu bestellen. Jede abnormale Trockenzeit bedeutet für sie
eine Katastrophe. „Die Zahl der Hilfsbedürftigen wird steigen, wenn mehr
Gemeinschaften ihre Vorräte aufbrauchen und Preise steigen“, warnt OCHA.
Die Lebensmittelpreisinflation liegt in Angola bei 25 Prozent, in Malawi
bei 42 und in Simbabwe bei 84 Prozent. Ein Drittel aller Kinder im
südlichen Afrika leidet an Wachstumsschwäche wegen Hunger – und die Zahl
steigt.
In Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe sind außerdem seit Oktober 2023
über 9.000 Stück Vieh verdurstet. Mit dem akuten Wassermangel teilen sich
ländliche Haushalte, ihr Vieh und wilde Tiere zunehmend die gleichen
Wasserstellen, was zu Konflikten und Seuchenausbreitung führt.
„Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, warnen OCHA und RIASCO über die Lage
im südlichen Afrika. „Wenn die Hilfsbemühungen nicht unverzüglich
ausgeweitet werden, rutschen Millionen von Menschen in akute Unterernährung
ab.“
21 Apr 2024
## LINKS
[1] https://reliefweb.int/report/malawi/humanitarian-impact-el-nino-southern-af…
[2] https://reliefweb.int/disaster/fl-2024-000047-bdi
## AUTOREN
Pedro Agosto
Omega Ssuuna
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