# taz.de -- Vernetzungstreffen AfD und Neue Rechte: Brauner Lesekreis | |
> Der AfD-Abgeordnete Thorsten Weiß organisiert eine „Alternative | |
> Buchmesse“ in Berlin. Gestärkt werden sollen die Bünde mit dem | |
> rechtsextremen Vorfeld. | |
Bild: Es gibt nichts zu lesen im braunen Sumpf | |
BERLIN taz | Berlin steht ein erneutes Geheimtreffen der AfD mit der | |
außerparlamentarischen extremen Rechten ins Haus. Geheim ist dabei aber nur | |
die Adresse der als „Alternative Buchmesse“ betitelten Veranstaltung, die | |
am 11. und 12. Mai in einer „erreichbaren und sicheren Örtlichkeit in | |
Berlin“ stattfinden soll – nicht jedoch Inhalte und Teilnehmer:innen. | |
Veranstalter des Treffens für 150 Gäste ist das [1][Debatten-Netzwerk | |
„Idearium“], das Thorsten Weiß, der stellvertretende Vorsitzende der | |
AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, gegründet hat. | |
In der Ankündigung stellt Weiß die Veranstaltung in einen Zusammenhang mit | |
den „vermeintlichen Enthüllungen“, die auf die „nachhaltige Beschädigung | |
der Alternative für Deutschland“ zielte. Gemeint sein dürfte die Recherche | |
über das [2][Potsdamer Treffen zu Deportationsplänen]. Es gehe darum, die | |
AfD von ihrem „politischen Vorfeld“ zu trennen, für das die Szene selbst | |
den Begriff der „Mosaikrechten“ geprägt hat. | |
Beschrieben wird damit ein lose mit der Partei verbundenes Netzwerk aus | |
neurechten Denkfabriken, Verlagen oder Gruppen wie der Identitären | |
Bewegung. Die Neue Rechte gilt als Strömung des Rechtsextremismus, die ihre | |
Wurzeln weniger im Nationalsozialismus als in der Denkschule der | |
Konservativen Revolution der Weimarer Republik verortet. | |
Weiß, einstiger Obmann in Berlin des offiziell aufgelösten rechtsextremen | |
Höcke-Flügels, will dem vermeintlichen Geheimplan gegen die AfD also etwas | |
entgegensetzen und lädt dazu führende Vertreter – ausschließlich Männer �… | |
der Szene ein. Mit Götz Kubitschek und Erik Lehnert sollen etwa die Köpfe | |
des Instituts für Staatspolitik auftreten, dazu kommen Simon Kaupert, einst | |
aktiv für die Plattform „Ein Prozent“, die sich als Förderer rechtsextrem… | |
Projekte geriert, oder Benedikt Kaiser, Mitarbeiter eines | |
AfD-Bundestagsabgeordneten mit Neonazi-Vergangenheit, der inzwischen als | |
völkisch-nationalistischer Nachwuchsideologe hausieren geht. | |
## Umfeld der Identitären | |
Der von Kubitschek geleitete Verlag „Antaios“ und die aus seinem Haus | |
stammende Zeitschrift Sezession gehören dabei ebenso zu den Ausstellern der | |
„Messe“ wie [3][„Ein Prozent“], der von dessen ehemaligen Gründer gele… | |
„Jungeuropa Verlag“, das Freilich Magazin oder das rechte [4][Ökomagazin | |
Die Kehre]. Laut Felix Müller von der Mobilen Beratung gegen | |
Rechtsextremismus Berlin handelt es sich vor allem um Projekte, die „auf | |
ein eher jüngeres Publikum abzielen“, also etwa das Umfeld der Identitären. | |
Weiß’ Ziel sei die „Bindung des politischen Vorfelds an die Partei und die | |
stärkere Einbindung von Personen und Publikationsorganen der sogenannten | |
Neuen Rechten“, so Müller. | |
Es sind jene Verbindungen zu Akteuren von längst als gesichert rechtsextrem | |
eingestuften Gruppierungen, die auch in dem [5][laufenden Prozess vor dem | |
Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster] über die Einstufung | |
und Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz eine Rolle spielen. | |
Während die Verteidigung der Parteispitze darauf bedacht ist, die AfD als | |
möglichst harmlos darzustellen, begreifen andere die nach einem Urteil | |
mögliche Bewertung der Gesamtpartei als „gesichert rechtsextrem“ eher als | |
Ansporn. Für den völkischen Teil, der inzwischen auch [6][in der Berliner | |
AfD den Ton angibt und von dem Landeschefin Kristin Brinker abhängig ist], | |
ist die Veranstaltung laut Müller „der Versuch einer Machtdemonstration | |
nach innen“. Weiß stehe inzwischen „im Zentrum der Berliner AfD“. | |
Die offensiven Parteirechten sitzen dann laut Einladung auch auf den | |
Podiumsdiskussionen der geplanten „Buchmesse“. Dazu gehören die Berliner | |
AfD-Abgeordneten Gunnar Lindemann und Hugh Bronson sowie Alexander Sell, | |
bislang Grundsatzreferent der Berliner AfD-Fraktion, der sich mit einer | |
rassistischen Rede einen Listenplatz für die EU-Wahl sicherte und dabei | |
kein Geheimnis um das Vorhaben machte: Es gehe darum, „möglichst viel Geld | |
aus den Brüsseler Schatztruhen in unsere eigenen Kanäle zu lenken“. | |
Ebenfalls zu Gast sein wird [7][Hans-Christoph Berndt], Spitzenkandidat der | |
AfD Brandenburg, der als Gründer des flüchtlingsfeindlichen Vereins | |
„Zukunft Heimat“ in Cottbus selbst dem Partei-Vorfeld entstammt. | |
## Blick auf die Wahlen | |
Thorsten Weiß’ Netzwerk „Idearium“ tritt erst zum zweiten Mal öffentlic… | |
Erscheinung. Zum Gründungstreffen im Herbst 2022 hatte Weiß den Faschisten | |
Björn Höcke von der Thüringer AfD in den [8][bei der Partei beliebten | |
Veranstaltungsort „Mittelpunkt der Erde“] in Hönow geladen. „Idearium“ | |
hatte es danach in den Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2022 | |
geschafft: Dem Netzwerk gehe es „um ideologischen Austausch und | |
Selbstversicherung, um die Vernetzung mit dem ‚politischen Vorfeld‘ und | |
anderen Strukturen der ‚Neuen Rechten‘.“ | |
Dass „Idearium“ zukünftig stärker auftreten wird, kündigt die | |
Telegram-Gruppe an. Demnach habe man ein „professionelles Studio bezogen“ | |
und plane eine „Frühjahrsoffensive“ mit „Talk-Formaten“. Müller sieht… | |
als Teil der „Strategie der sogenannten Neuen Rechten, eigene Medienformate | |
zu etablieren“. | |
Laut Dana Fuchs vom [9][Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum | |
(apabiz)] handelt es sich nicht um das erste Verlagstreffen dieser Art. | |
Viele der Akteure seien, unabhängig von „Idearium“, schon in den letzten | |
drei Jahren zusammengekommen, zunächst in Dresden, dann im Spreewald, 2023 | |
in Wien. Fuchs spricht von einer „Kontinuität der Vernetzung“. Berlin sei | |
dabei ein „wichtiges Zentrum“, wenngleich ein Ort „mit der Gefahr von mehr | |
Gegenwehr“. Dass man dennoch nach Berlin komme, sieht sie in den | |
bevorstehenden Wahlen in Europa und Brandenburg begründet. „Das Treffen | |
soll ein Wahlbooster sein“, so Fuchs. | |
24 Apr 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Voelkische-Plattform-in-der-AfD-Berlin/!5889622 | |
[2] /Rechtes-Geheimtreffen-in-Potsdam/!5985429 | |
[3] /Rechtes-Netzwerk-Ein-Prozent/!5484724 | |
[4] /Neurechtes-Magazin-Die-Kehre/!6003015 | |
[5] /Rechtsextremismus/!5994465 | |
[6] /Neuer-Vorstand-der-AfD-Berlin/!5920055 | |
[7] /AfD-Brandenburg-hat-neuen-Fraktionschef/!5724342 | |
[8] /Protest-gegen-AfD-nahe-Veranstaltung/!5987112 | |
[9] /Dokumentationszentrum-Apabiz-wird-30/!5809016 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
## TAGS | |
Schwerpunkt AfD in Berlin | |
Neue Rechte | |
Björn Höcke | |
Der Flügel | |
Götz Kubitschek | |
Götz Kubitschek | |
Wahlen in Ostdeutschland 2024 | |
Götz Kubitschek | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Schwerpunkt AfD in Berlin | |
Schwerpunkt AfD in Berlin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Antaios-Verlag von Götz Kubitschek: Neurechter Verlag nun rechtsextrem | |
Der Neurechte Götz Kubitschek vertreibt mit dem Antaios-Verlag | |
Szenelektüre. Nun sieht der Verfassungsschutz diesen als „gesichert | |
rechtsextrem“. | |
AfD attackiert DRK in Brandenburg: Der Kampf um Golßen | |
In Golßen will die AfD ab Juni den Bürgermeister stellen. Schon heute | |
bestimmt die Partei die Agenda in der Stadt mit – und attackiert selbst das | |
DRK. | |
Institut für Staatspolitik aufgelöst: Schnellroda formiert sich neu | |
Das neurechte Institut für Staatspolitik um Götz Kubitschek löst sich auf | |
und macht unter neuer Flagge weiter – wohl aus Sorge vor einem Verbot. | |
AfD-Prozess in Münster: Kommt bald das Urteil? | |
Die AfD versucht weiter mit allen Mitteln, den Prozess gegen den | |
Verfassungsschutz zu verzögern. Doch das Gericht will zum Ende kommen. | |
Die AfD und der Rechtsstaat: Von wegen Law and Order | |
Als deutsche Partei für Recht und Ordnung, so inszeniert sich die AfD gern. | |
Ein Blick in die Praxis zeigt: Das Gegenteil stimmt. | |
Neuer Vorstand der AfD Berlin: Rechtsaußen ist noch ein bisschen Platz | |
Der neue Landesvorstand der AfD ist radikal wie nie. Die Vorsitzende | |
Brinker sitzt fest im Sattel aufgrund ihres Bündnisses mit den Völkischen. | |
Völkische Plattform in der AfD Berlin: Fackel statt Flügel | |
Der AfD-Abgeordnete Thorsten Weiß hat in Berlin offenbar eine Plattform für | |
die völkische Strömung gegründet. Beim ersten Treffen war Höcke zu Gast. |