# taz.de -- AfD-Brandenburg hat neuen Fraktionschef: Wieder ein Rechtsextremist | |
> Hans-Christoph Berndt folgt auf Andreas Kalbitz als | |
> AfD-Fraktionsvorsitzender in Brandenburg. Ideologisch könnte er seinem | |
> Vorgänger nicht näherstehen. | |
Bild: Hans-Christoph Berndt während einer Pressekonferenz im Juni | |
BERLIN taz | Die Brandenburger AfD-Fraktion hat einen [1][Nachfolger] für | |
den Rechtsextremisten Andreas Kalbitz an der Spitze der Fraktion gefunden: | |
den Rechtsextremisten Hans-Christoph Berndt. Der Vorsitzende des vom | |
Verfassungsschutz beobachteten flüchtlingsfeindlichen Vereins [2][„Zukunft | |
Heimat“] setzte sich am Dienstag im dritten Wahlgang gegen den | |
Parlamentarischen Fraktionsgeschäftsführer Dennis Hohloch mit 11 zu 7 | |
Stimmen durch. Im zweiten Wahlgang war die stellvertretende | |
Landesvorsitzende Birgit Bessin ausgeschieden. | |
Schon vor seinem Eintritt in die AfD 2018 und seinem Einzug in den Landtag | |
2019 leistete Berndt jahrelange Vorfeldarbeit für die AfD. Als Mitbegründer | |
des 2015 im Spreewaldort Golßen ins Leben gerufenen Vereins „Zukunft | |
Heimat“ war Berndt maßgeblich mitverantwortlich für die rassistischen und | |
asylfeindlichen Mobilisierungen in Cottbus, die besonders 2017 und 2018 zu | |
andauernden Demonstrationen und wiederholten Angriffen auf Geflüchtete | |
führten. Die AfD nutzte diese Bühne, um als Stimme des Volkszorns ihre | |
Basis zu verbreitern. Bei der Landtagswahl im September 2019 wurde sie mit | |
26,8 Prozent stärkste Partei der Stadt. | |
Ähnlich wie Pegida in Dresden bot „Zukunft Heimat“ der gesammelten extremen | |
Rechten ein Podium. Auf den Kundgebungen vereinten sich Anhänger der Neuen | |
Rechten und Identitären Bewegung mit Cottbuser Hooligans und | |
radikalisierten „Wutbürgern“ – eine „geschlossene patriotische | |
Bürgerbewegung“, wie Berndt es nannte. Mit dieser befeure er die | |
ausgerufene „Auseinandersetzung zwischen Migranten und Deutschen“ – die | |
Cottbus zu einer Musterstadt der deutschen Naziszene machen sollten. | |
Als Anerkennung für die wichtige Parteiarbeit, die Berndt mit Bildung der | |
rechten Einheitsfront leistete, wurde er Anfang 2019 aus dem Stand heraus | |
an die Spitze der Landespartei befördert. Zwar scheiterte er in einer | |
Kampfkandidatur mit fünf Stimmen Abstand am damaligen Parteichef Kalbitz, | |
der zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt wurde, bekam jedoch | |
einen sicheren Listenplatz. Seinen Wahlkreis Dahme Spreewald III gewann | |
Berndt mit 28,9 Prozent der Stimmen direkt. | |
## Laut Verfassungsschutz „erwiesener Rechtsextremist“ | |
Der gelernter Zahnmediziner, der zuletzt als Labormediziner an der Berliner | |
Charité arbeitete, war bislang gesundheitspolitischer Sprecher der | |
AfD-Fraktion. Als solcher forderte er mehrfach die Aufhebung aller | |
Corona-Schutzmaßnahmen, insbesondere der Maskenpflicht in Läden oder im | |
öffentlichen Nahverkehr. Noch im Mai stellte sich für ihn sogar die Frage, | |
ob „überhaupt jemand an Corona gestorben ist“. | |
Berndt tritt die ideologische Nachfolge von Kalbitz an, dem im Mai wegen | |
seiner verschwiegenen Vergangenheit in rechtsextremen Organisationen die | |
[3][AfD-Mitgliedschaft entzogen wurde] und der Mitte August sein Amt als | |
Fraktionsvorsitzender niederlegte. Laut Landesverfassungsschutzchef sei | |
Berndt ebenso wie Kalbitz ein „erwiesener Rechtsextremist“. Rückendeckung | |
vor seiner Wahl hatte Berndt von der rechtsextremen Symbolfigur der Partei, | |
Bernd Höcke, erhalten. | |
27 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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