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# taz.de -- AfD im Brandenburger Landtag: Rechter Nachfolger gesucht
> Die Brandenburger AfD-Fraktion wählt einen neuen Vorsitzenden. Ein
> Rechtsextremist und zwei Vertraute des rechtsextremen Kalbitz stehen zur
> Wahl.
Bild: Der frühere Fraktionsvorsitzende Andreas Kalbitz und Dennis Hohloch wäh…
Berlin taz | Mehr als zwei Monate hat die Brandenburger Landtagsfraktion
der [1][AfD] schon keinen richtigen Vorsitzenden mehr. Mitte August legte
der Rechtsextremist Andreas Kalbitz den Posten nieder, nachdem er ihn zuvor
bereits hatte ruhen lassen – wegen juristischer Streitigkeiten um seinen
Ausschluss aus der Partei und [2][der sogenannten Milzrissaffäre], von der
später noch die Rede sein wird. Am Dienstagvormittag nun will die Fraktion
einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin wählen.
Drei KandidatInnen gibt es bislang. Relevant ist dabei nicht nur die Frage,
wie extrem rechts die drei jeweils sind – schließlich wird der gesamte
Landesverband der AfD als rechtsextremer Verdachtsfall vom
Verfassungsschutz beobachtet. Interessant ist auch, wie eng sie mit Kalbitz
verbandelt sind. Der ehemalige „Flügel“-Anführer und begnadeter
Strippenzieher ist zwar [3][kein Parteimitglied mehr], aber weiterhin Teil
der Potsdamer Landtagsfraktion. Und dass er weiter mitmischen will,
bezweifelt niemand.
Zuerst hatte Christoph Berndt seine Kandidatur erklärt. Er arbeitete lange
als Labormediziner an der Berliner Charité und war dort Personalrat. Erst
seit 2018 ist er Mitglied der AfD, seit 2019 sitzt er im Landtag. Bei der
Wahl zum Spitzenkandidaten für die Brandenburger Wahl hätte er Kalbitz fast
geschlagen. Der 64-Jährige ist Vorsitzender des Vereins „Zukunft Heimat“
aus Cottbus, der laut Verfassungsschutz „nationalsozialistisch beeinflusst“
und „erwiesen rechtsextremistisch“ ist.
Nach einem Vermerk der Landesbehörde, aus dem jüngst [4][der Spiegel
zitiert hat], wird er von Neonazis der „Spreelichter“ unterwandert.
Insbesondere deren ehemaliger Kopf sei offensichtlich im Hintergrund tätig
und nehme Einfluss auf den Verein „Zukunft Heimat“. Das Brandenburger
Innenministerium hatte die „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“, die
auch als „Spreelichter“ bekannt war, 2012 wegen verfassungsfeindlicher
Aktivitäten verboten. Laut Spiegel soll Berndt sein Mandat und seine
Funktion bei dem Verein offensiv zur Verbreitung seiner extremistischen
Agenda nutzen.
## Kalbitz, Hohloch und die Milzrissaffäre
Berndt werden durchaus Chancen eingeräumt, die Wahl zu gewinnen. Das könnte
auch daran liegen, dass er den Ruf hat, relativ unabhängig von Kalbitz zu
sein. Von dessen autoritärem Führungsstil und seiner Strippenzieherei haben
auch manche die Nase voll, die inhaltlich mit ihm nicht wirklich Probleme
hatten. Als Kalbitz-Vertraute dagegen gelten die beiden anderen
KandidatInnen, die stellvertretende Fraktionschefin Birgit Bessin und der
Parlamentarische Geschäftsführer Dennis Hohloch.
Hohloch, 31, Lehrer, war Mitglied der SPD, bevor er 2014 in die AfD
eintrat. Jahrelang war er Vorsitzender der Jungen Alternative (JA) in
Brandenburg, die sich eng an Kalbitz gebunden hat. Hohloch soll laut
Verfassungsschutz, wie viele Brandenburger JAler, Kontakte zur
rechtsextremen „Identitären Bewegung“ haben.
Auch persönlich soll Hohloch dem Rechtsextremisten Kalbitz verbunden
gewesen sein. In einer jüngst ausgestrahlten TV-Dokumentation erzählt
Hohloch, dass Kalbitz bei seiner Hochzeit zu Gast gewesen sei. Noch nach
Kalbitz' Parteiausschluss durch den Bundesvorstand eröffnete Hohloch ein
gemeinsames Wahlkreisbüro mit Kalbitz, was man durchaus als
Solidaritätsbekundung verstehen konnte.
Allerdings könnte das Verhältnis der beiden Männer seit Mitte August
getrübt sein. Kalbitz verpasste Hohloch da nämlich einen derart heftigen
Fausthieb in die Seite, dass dieser mit einem Milzriss ins Krankenhaus
musste. Die Ursache für diese sogenannte Milzrissaffäre ist öffentlich
nicht wirklich bekannt.
Eine mögliche, vorsichtige Distanzierung Hohlochs von Kalbitz könnte der
Grund sein, warum Birgit Bessin als dritte KandidatIn am Ende doch noch
ihren Hut in den Ring geworfen hat. Bessin, 42, die wie Kalbitz aus dem
Westen kommt, hatte zunächst angekündigt, nicht kandidieren zu wollen.
Bessin gilt als besonders eng mit Kalbitz verbunden, auch wenn sie sich am
Ende für seinen Verzicht vom Fraktionsvorsitz ausgesprochen hatte.
Wie Kalbitz ist Bessin eine der ErstunterzeichnerInnen der „Erfurter
Resolution“ und überzeugte Flügelianerin. Wird sie gewählt, so hört man a…
der Brandenburger AfD, sei Kalbitz' Einfluss in der Fraktionsspitze weiter
gesichert. Für wen sich die 23 Mitglieder der AfD-Fraktion am Dienstag
mehrheitlich entscheiden werden, gilt als offen.
27 Oct 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296
[2] /Ermittlungen-gegen-Kalbitz/!5708518
[3] /AfD-Streit-um-Andreas-Kalbitz/!5708908
[4] https://www.sueddeutsche.de/politik/landtag-potsdam-spiegel-verfassungsschu…
## AUTOREN
Sabine am Orde
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Brandenburg
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