| # taz.de -- AfD Berlin sagt Parteitag ab: Diesmal war’s nicht die Antifa | |
| > Erneut musste die AfD ihren Parteitag kurzfristig absagen. Diesmal waren | |
| > Brandschutzauflagen schuld. Bündnisse mobilisieren nun zur | |
| > Querdenken-Demo. | |
| Bild: Der Hund zeigt, was die Betreiberin der Eventlocation mit den Brandschutz… | |
| Berlin taz | Zum wiederholten Mal muss die AfD ihren seit mehr als einem | |
| Jahr überfälligen Parteitag verschieben. Der Grund diesmal: eine fehlende | |
| Brandschutzgenehmigung in der Eventlocation „La Festa“ in Kaulsdorf, einem | |
| Ortsteil von Marzahn-Hellersdorf. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle | |
| (Linke) bestätigte der taz, dass es „für das Objekt eine | |
| Untersagungsverfügung wegen der Nutzungsaufnahme ohne bauaufsichtliche | |
| Zulassung“ gebe. Demzufolge hat die Veranstalterin Tatjana G. nach | |
| Umbauarbeiten bereits ohne Genehmigung Veranstaltungen durchgeführt. | |
| Auch die AfD bestätigte, dass der für den Sonntag geplante Parteitag nicht | |
| stattfinden kann. Er würde auf den 7. und 8. November verschoben, sagte ein | |
| Sprecher der taz. Der [1][Tagesspiegel] hatte zuvor aus einer internen Mail | |
| zitiert, dass der ohnehin nur als Notvorstand agierende Nicolaus Fest nach | |
| der Absage sogar seinen Rücktritt angeboten hatte: „Als Sprecher des | |
| Notvorstands übernehme ich dafür die Verantwortung.“ Er würde sein Amt zur | |
| Verfügung stellen, wenn jemand der Ansicht sei, „er könne es besser als der | |
| amtierende Notvorstand“. Politische Gründe vermutete er hinter der Absage | |
| nicht. Die Mail liegt der taz mittlerweile auch vor. | |
| In der Mail greift Fest auch die Betreiberin an: Der Vertrag sei aufgrund | |
| der fehlenden Genehmigung nicht das Papier wert, auf das er gedruckt sei. | |
| Man versuche nun, die Termine am 7. und 8. in der Eventlocation zu retten. | |
| Fest klingt enttäuscht und schockiert. Er habe sich nicht vorstellen | |
| können, „dass der Vertragspartner 10 Wochen lang nicht auf das Risiko der | |
| fehlenden Genehmigung hinweist“. „Sehr, sehr viel Arbeit“ sei nun | |
| vergeblich – „aufgrund der Nonchalance einer Person“. | |
| Darüber hinaus scheint die AfD Berlin ihren lang herbeigesehnten Parteitag | |
| nicht sonderlich gut organisiert zu haben: Bezirksbürgermeisterin Pohle | |
| sagte der taz, dass dem Gesundheitsamt noch kein Hygieneplan der AfD | |
| vorliege, obwohl sie dazu aufgefordert worden ist. „Der Festsaal wäre | |
| ohnehin nur für 200 Personen zugelassen gewesen, die AfD wollte aber mit | |
| 287 Delegierten dort tagen.“ Dafür hätte es keine Genehmigung gegeben, so | |
| Pohle. | |
| ## Ausschlafen nach Sektparty | |
| Martin Lennert vom Bündnis „Kein Raum der AfD“ sagte der taz kurz nach der | |
| Absage: „Wir haben eine Riesenschadenfreude. Wir haben uns heute Abend | |
| verabredet, um uns mit Abstand bei Frischluft eine Sektflasche zu | |
| genehmigen.“ Es sei besonders erfreulich, dass es diesmal ein hausgemachtes | |
| Problem der Betreiberin und der AfD ist. „Sie haben ihren Parteitag diesmal | |
| selbst verhindert“, sagt Lennert. | |
| Das Bündnis mobilisiert nun für den Sonntag zur Querdenken-Demo vom | |
| Alexanderplatz zum Collosseum. Ausschlafen kann man dann auch: Statt um 8 | |
| Uhr früh am Sonntag am U-Bahnhof Kaulsdorf aufzuschlagen, ist der Protest | |
| für 12 Uhr am Alexanderplatz angesetzt. Zum Protest gegen den Parteitag | |
| hatten auch die Bündnisse „Aufstehen gegen Rassismus“, „Bündnis für | |
| Demokratie und Toleranz Marzahn-Hellersdorf“ sowie die Grünen | |
| Marzahn-Hellersdorf, Linke/SDS und die Jusos aufgerufen. | |
| Die Mobilisierung gegen den AfD-Parteitag konzentriere man nun auf das | |
| Wochenende am 7. und 8. November. Selbst wenn die Veranstaltung wieder | |
| abgesagt werden soll, wolle man vor die Eventlocation ziehen und dagegen | |
| demonstrieren, dass dort der AfD Räume zur Verfügung gestellt werden | |
| sollten. | |
| Die AfD Berlin versucht seit über einem Jahr vergeblich, einen Parteitag | |
| abzuhalten. Aufgrund starker Mobilisierung gegen etwaige Betreiber:innen | |
| haben laut AfD deutlich über 100 Vermieter:innen abgesagt. Zuletzt war im | |
| Frühjahr ein Parteitag im Ballhaus Pankow gescheitert. | |
| ## Konfetti und kurzer Draht zu Russia Today | |
| Auch in Kaulsdorf gab es Proteste: Neben Demos vor einem mit der | |
| Betreiberin geschäftlich zusammenhängenden Hotel und geplanten Demos am | |
| eigentlichen Parteitag hatten Aktivist:innen sich zum Veranstaltungsraum im | |
| Rahmen einer Besichtigung Zugang verschafft und dort mit Konfetti | |
| geschmissen, „Kein Raum der AfD“ skandiert und Stühle von einem Tisch | |
| gestoßen. Erstaunlicherweise ist unverpixeltes Bildmaterial von dem Vorfall | |
| an Russia Today und die AfD gelangt, deren Berichte über einen Überfall von | |
| Maskierten fanden sich kurz darauf auch in der Springer-Presse wieder. | |
| Die erneute Absage ist für die AfD ein großer Rückschlag. Sie wollte auf | |
| dem Parteitag ihren Vorstand und ihr Schiedsgericht neu wählen. Kandidieren | |
| wollte der Notvorstand Nicolaus Fest selbst für das Amt. Bekannt ist der | |
| für rassistische und islamfeindliche Thesen. Spitzenkandidat für die | |
| Abgeordnetenhauswahl 2021 will der autoritäre Ex-Militär und ehemalige | |
| Vorstand Georg Pazderski werden. Gegenkandidaturen gibt es noch nicht. | |
| Insbesondere die Fraktion der AfD im Abgeordnetenhaus ist tief zerstritten. | |
| Aus Fraktionskreisen heißt es, dass die Situation „eine Katastrophe“ sei. | |
| Mitarbeiter:innen berichteten von einem autoritären Führungsstil Pazderskis | |
| und Mobbing. Eine Spaltung der Fraktion stehe indes nicht bevor, weil die | |
| das katastrophale Bild nach außen noch verschlimmern würde. Deswegen halte | |
| man die Spannungen bis zum Ende der Legislatur aus. Es sei allerdings | |
| höchste Zeit, dass die Partei endlich einen regulären Landesvorstand | |
| bekomme. Fest sei dabei besser als kein Vorstand, heißt es. Problematisch | |
| sei allerdings, dass Fest als Europa-Abgeordneter in Brüssel sitze. | |
| 22 Oct 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/keine-genehmigung-parteitag-der-berliner… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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