| # taz.de -- Abholzung in Ghana: Waldraub für Europas Konsum | |
| > Die EU will mit einer Verordnung zu Lieferketten verhindern, dass | |
| > schützenswerte Wälder gerodet werden. Doch so richtig funktioniert das | |
| > nicht. | |
| Bild: Ohne teure Lizenz: Michael fällt im Asuadai-Urwald einen 200 Jahre alten… | |
| Kumasi/Accra/Makanso taz | Große Bäume ragen in den strahlend blauen | |
| Himmel. Abseits der Straße knattert ein Dreiradtransporter mit einem Fahrer | |
| und drei Passagieren mitten durch den Wald. Blätter peitschen bei der | |
| ruckeligen Fahrt ins Gesicht. Zwei der Männer sitzen auf dem Geländer des | |
| Fahrzeugs, einer links, einer rechts vom Fahrer. Auf der Ladefläche in der | |
| Mitte steht der Dritte, zu seinen Füßen liegt eine Kettensäge. | |
| Tief im Dschungel hält der Fahrer an. Dort, wo ein wuchtiger Baum gefällt | |
| auf dem Boden liegt. Sein Durchmesser beträgt an der dicksten Stelle gut 3 | |
| Meter. Michael – aus Gründen des Quellenschutzes stehen hier nur Vornamen – | |
| baut sich davor auf und erklärt stolz, wie er den Baum gefällt hat. Worauf | |
| es dabei ankomme, dass es bei dieser Größe nicht so leicht sei, er aber | |
| sehr erfahren sei: „Ich mache das schon seit 25 Jahren“, sagt er. Was er | |
| nicht erwähnt: Er macht sich damit strafbar. | |
| Damit ist er in diesem Teil Afrikas nicht allein. Wegen der schwierigen | |
| Wirtschaftslage ist das Fällen geschützter Bäume für viele Menschen in | |
| Ghana häufig die einzige Einkommensquelle. Das Land hat [1][die am | |
| schnellsten voranschreitende Entwaldungsrate weltweit]. Dabei war es einst | |
| Vorreiter des Kontinents beim Schutz seiner Wälder. Es gehörte zu den | |
| ersten, die ein [2][Voluntary Partnership Agreement] (VPA) mit Deutschland | |
| unterschrieben haben – eine Vereinbarung, die die Nachhaltigkeit und | |
| Legalität von Holz garantieren sollte. | |
| [3][Doch in den vergangenen 20 Jahren hat Ghana einen Großteil seiner | |
| Waldfläche verloren.] Laut einer aktuellen Studie werden 70 Prozent der | |
| Bäume illegal abgeholzt. Am stärksten betroffen ist die Ashanti-Region rund | |
| um die 3-Millionen-Stadt Kumasi in der Mitte des Landes, etwa 250 Kilometer | |
| nördlich der Hauptstadt Accra. Auch vor Naturschutzgebieten macht die | |
| Abholzung keinen Halt. | |
| Im Wald, etwa 100 Kilometer westlich von Kumasi, zieht Michael, in rotem | |
| Poloshirt und schwarzer Hose, jetzt seine Gummistiefel aus. Dann setzt er | |
| seine Kettensäge zusammen, wuchtet sie auf den Baumstamm und schwingt sich | |
| selbst hinauf. Er tränkt einen Strick in einer Flüssigkeit. Damit markiert | |
| er eine gerade Linie auf dem Baumstamm, um ihn in gleichmäßig große Stücke | |
| zerlegen zu können. Er bekreuzigt sich und startet die Kettensäge. Barfuß, | |
| ohne Schutzbrille oder Ohrenschützer. Die Säge heult laut auf, Späne und | |
| Holzstaub fliegen Michael entgegen. Mehrmals wischt er sich durchs Gesicht, | |
| um überhaupt noch etwas sehen zu können. Aber er sägt stoisch weiter. | |
| Er will ein Holzstück aus dem knapp 80 Meter langen Stamm heraustrennen, um | |
| es zu verkaufen. Für ein 40 Meter großes Stück, das er wegen des | |
| schwierigen Transports nicht als Ganzes, sondern nur zerstückelt liefern | |
| kann, bekommt er etwa 25 Cedi, das sind knapp 2 Euro. Davon geht noch Geld | |
| für die Kettensäge ab, die er gemeinsam mit anderen Holzfällern über Jahre | |
| abbezahlen muss. Ebenso für den Transporter. „Und Benzinkosten für beides�… | |
| sagt Michael. „Mir bleiben am Ende nur 7 Cedi“, etwa 50 Cent. | |
| ## Für Michael gibt es kaum Alternativen | |
| Begonnen hat Michael mit dem illegalen Fällen schon als Jugendlicher, um | |
| seine Schulausbildung zu finanzieren. Die war damals in Ghana noch nicht | |
| kostenlos. Später machte er weiter, um die Behandlung seines kranken Vaters | |
| zu bezahlen. Auch heute ist er auf das Geld angewiesen, sagt Michael. „Es | |
| gibt keine anderen Jobs hier.“ Deswegen holzen er und seine Kollegen „alles | |
| ab“, wie sie es selbst formulieren. „Wir haben keine Wahl, wir brauchen | |
| auch etwas zum Überleben“, sagt einer der Männer, die mit Michael in den | |
| Wald gefahren sind. | |
| Der Mann, der auf der Ladefläche stand, heißt Nana. Er trägt eine kleine | |
| Handtasche. Nana ist Gewerkschafter. Er arbeitet für die [4][Domestic | |
| Lumber Traders Association] (Dolta), die Gewerkschaft, die sich für die | |
| Rechte der Kettensägenholzfäller einsetzt. | |
| In Ghana gehört jeder Baum dem Staat. Wegen neuer Bestimmungen für Abnehmer | |
| aus der EU ist für das Fällen der Bäume nun eine kostenpflichtige Lizenz | |
| notwendig. „Deswegen sind die neuen EU-Bestimmungen auch sehr schlecht für | |
| uns“, sagt Nana. „Wir können uns die Lizenzen nicht leisten.“ Eine Lizenz | |
| kostet so viel wie der Betrag, den sie für ein 40 Meter großes Holzstück | |
| bekommen. Für Menschen in Europa sei das nicht viel, aber für die Menschen | |
| vor Ort stehe das in keinem Verhältnis. | |
| Nana fordert Fortbildungen darüber, welche Bäume wie abgeholzt werden | |
| können, so dass die Wälder keinen dauerhaften Schaden nehmen. Die | |
| Gewerkschaft Dolta findet das besser als Lizenzen. „Es wird ohnehin | |
| abgeholzt, und wir werden nur bestraft, weil wir nicht so viel Schmiergeld | |
| haben wie die Unternehmen, die mit bedrohten Hölzern große Profite | |
| einfahren“, sagt der Gewerkschafter. | |
| Der Holzhandel ist für Ghana ein Millionengeschäft. Das westafrikanische | |
| Land exportiert die Rohstoffe, westliche Unternehmen nehmen sie gern – und | |
| erzielen damit Gewinne in Milliardenhöhe. | |
| ## EU-Regelungen zählen hier nicht viel | |
| Seit Sommer 2023 gibt es [5][eine neue Verordnung der EU zu | |
| entwaldungsfreien Lieferketten]. Sie ersetzt die vorherige | |
| Holzhandelsverordnung, mit der 2010 erstmals der Import von illegalem Holz | |
| in die EU verboten wurde. Importeure wurden verpflichtet, Nachweise für das | |
| legal geschlagene Holz zu erbringen. Die neue EU-Regelung geht noch weiter: | |
| Sie verbietet den Handel von Rohstoffen, die Entwaldung und Waldschädigung | |
| verursachen. Damit soll nicht nur illegale Entwaldung verhindert werden, | |
| sondern auch solche, die im Produktionsland legal wäre, von der | |
| Europäischen Union aber als nicht nachhaltig eingestuft wird. | |
| Doch die Realität sieht anders aus: Zwar gibt es die EU-Regelungen, doch in | |
| Ghana werden sie weder von der Regierung noch den Unternehmen angewendet | |
| oder ernsthaft kontrolliert. Stattdessen wird Holz entweder mithilfe von | |
| gefälschten Lizenzen gehandelt – oder ganz ohne sie. | |
| Der Holzmarkt Sokoban Wood Village liegt am Rande Kumasis. 2004 wurde er | |
| von der ghanaischen Regierung angelegt, um die Holzindustrie | |
| anzukurbeln. Mit etwas mehr als 12 Hektar Fläche ist er der größte | |
| Holzmarkt Westafrikas. Große Mengen werden hier jeden Tag verkauft, | |
| praktisch alle Arten, auch Tropenhölzer und jene, die den Bestimmungen des | |
| Washingtoner Artenschutzabkommens unterliegen und deren Ein- und Ausfuhr | |
| innerhalb der EU genehmigungspflichtig oder gar verboten sind. | |
| ## Wir machen den Selbstversuch | |
| Wie schwierig ist es, Holz, das unter diese Bestimmungen fällt, nach | |
| Deutschland zu bringen? Das wollen wir ausprobieren. Kaum haben wir den | |
| Markt betreten, werden wir von einem Händler angesprochen: „Was wollt ihr | |
| hier?“ – „Holz kaufen, für unseren Chef in Deutschland.“ – „Kein P… | |
| lautet die Antwort. Der Händler erkundigt sich, ob wir etwas Bestimmtes | |
| suchen. Wir fragen nach Teak. | |
| Wir laufen an großen Stapeln Holz entlang. Der Mann empfiehlt uns zwei | |
| Arten von Teak: Mansonia und Afrormosia. Letzteres ist eine gefährdete | |
| afrikanische Baumart, die häufig illegal abgeholzt wird, weswegen sie durch | |
| das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt ist und für die EU-Einfuhr | |
| einer Genehmigung bedarf. | |
| „Mit das Beste, was wir zu bieten haben“, sagt der Holzhändler und zeigt | |
| auf einen Stapel Afrormosia. „450 Cedi für 8 Fuß.“ Etwa 35 Euro für ein … | |
| Meter langes Stück. Wir streichen mit der Hand darüber, nicken und fragen: | |
| „Aber wie bekommen wir das nach Deutschland?“ Wieder lautet die Antwort: | |
| „Kein Problem.“ | |
| Der Händler bietet uns an, einen ganzen Container zu organisieren, um das | |
| Holz nach Deutschland zu verschiffen. „So viel wollten wir gar nicht“, | |
| sagen wir. Daraufhin schlägt er vor: „Wir können auch herausfinden, welcher | |
| Container als Nächstes nach Deutschland geht, dann könnt ihr euer Holz | |
| einfach dazulegen.“ Wir bedanken uns für das Angebot, aber erklären ihm, | |
| dass wir fürs Erste nur Muster brauchen und unser Chef am Ende entscheiden | |
| würde, ob er größere Mengen bestelle. Etwas enttäuscht lässt uns der | |
| Holzhändler Teak, Afrormosia und Mansonia in etwa 15 mal 8 Zentimeter große | |
| Stücke sägen, gibt uns seine Visitenkarte und sagt, wir sollen uns einfach | |
| melden, wenn wir noch mehr brauchen. | |
| Von Bescheinigungen über die Herkunft der Hölzer, die eine entwaldungsfreie | |
| Lieferkette nachweisen würden und laut EU-Bestimmungen notwendig für die | |
| Einfuhr nach Deutschland wären, ist keine Rede. Auch nicht von einer | |
| Genehmigung, die laut Washingtoner Artenschutzabkommen für Afrormosia | |
| notwendig wäre. Wir fragen allerdings auch nicht danach. | |
| ## Auch der deutsche Zoll kontrolliert zu lax | |
| Wir wollen sehen, ob das Holz auch ohne Kontrolle in Deutschland ankommt. | |
| Deswegen stecken wir die Holzstücke in einen großen Umschlag und gehen | |
| damit zur DHL-Stelle in Kumasi. Die DHL-Mitarbeiterin fragt uns, ob wir | |
| wüssten, dass es sich um Teak handelt. Wir nicken, machen aber keine | |
| genaueren Angaben. Die DHL-Mitarbeiterin möchte von uns auch keinen | |
| Nachweis über die Herkunft des Holzes sehen. Der Umschlag kommt ohne | |
| weitere Kontrollen bei unserer deutschen Adresse an. | |
| „Die Behörden hätten zumindest bei der geschützten Art Afrormosia | |
| aufmerksam sein und nach den Genehmigungen fragen müssen“, sagt der | |
| Wissenschaftler Gerald Koch. Er leitet in Hamburg am Thünen-Institut für | |
| Holzforschung den Arbeitsbereich Qualität von Holz und Holzprodukten. „Für | |
| die Einfuhr in die EU müssten genaue Angaben zu Art und Herkunft der Hölzer | |
| gemacht werden“, sagt er. | |
| Der deutsche Zoll hätte das bei der Einfuhr eigentlich kontrollieren | |
| müssen. Wir fragen den Experten vom Thünen-Institut, ob die importierten | |
| Mengen vielleicht zu klein waren und deswegen nicht kontrolliert wurden? | |
| Gerald Koch weist darauf hin, dass in den Artenschutzrichtlinien kein | |
| Gewicht angegeben ist: Jedes Gramm unterliegt den EU-Richtlinien. | |
| „Selbst wir als Thünen-Institut benötigen für den wissenschaftlichen | |
| Austausch von geschützten Hölzern eine Anmeldung beziehungsweise | |
| Genehmigung“, sagt Koch. „Ihre Recherchen zeigen insgesamt, dass | |
| sorgfältigere Kontrollen erforderlich sind und dafür geschultes Personal | |
| und Prüfeinrichtungen zur Verfügung stehen müssen.“ Mit der Umsetzung der | |
| neuen EU-Regelungen würden die Anforderungen an Kontrollen noch weiter | |
| steigen. | |
| ## Hinhaltetaktik seitens der Behörden | |
| Hinzu kommt: Wenn die staatliche Seite nicht richtig kontrolliert, steigt | |
| auch die Chance, mit gefälschten Bescheinigungen durchzukommen. Deutsche | |
| Unternehmen wissen womöglich nicht, woher ihr ghanaisches Holz genau kommt, | |
| weil sie sich darauf verlassen, dass die Papiere, die sie mit der Lieferung | |
| erhalten, nicht gefälscht sind. Und es nachhaltig geschlagen wurde. Das ist | |
| aber nicht immer der Fall. | |
| Eine Undercoverrecherche der Nichtregierungsorganisation [6][Environmental | |
| Investigation Agency] (EIA) ergab, dass Beamte sich bestechen lassen, beim | |
| Holzhandel nicht zu genau hinzuschauen. „Korruption ist weit verbreitet, | |
| auf höchster Ebene der Forstbehörde“, heißt es in dem EIA-Bericht. So | |
| würden Beamte teils rückwirkend Genehmigungen ausstellen oder an | |
| Checkpoints innerhalb des Landes Bestechungsgeld annehmen. Mit diesen | |
| Checkpoints soll der Holzhandel engmaschig kontrolliert werden. Die | |
| Ergebnisse der EIA-Recherche werden uns in Ghana von mehreren | |
| Gesprächspartnern bestätigt. Allerdings möchte niemand namentlich genannt | |
| werden. | |
| Die ghanaische Forstbehörde, die dem Ministerium für Land und natürliche | |
| Ressourcen untersteht, will sich nicht äußern. Unsere Interviewanfragen | |
| werden nicht beantwortet. Beim Versuch, in der Hauptstadt Accra mit | |
| jemandem von der Forstbehörde zu sprechen, erleben wir eine | |
| Hinhaltetaktik. Am Ende spricht ein Behördenmitarbeiter mit uns, der | |
| anstatt unsere Fragen zu beantworten selbst welche stellt. | |
| Er verweist zudem immer wieder auf den Green Ghana Day. Um die geschädigten | |
| Waldlandschaften wiederherzustellen und den Klimawandel zu bekämpfen, | |
| sollten am 9. Juni 2023 – wir waren zu dieser Zeit im Land – mindestens 10 | |
| Millionen Baumsetzlinge gepflanzt werden. Verschiedene Akteure sowohl aus | |
| der Zivilgesellschaft als auch aus der Holzwirtschaft kritisierten die | |
| Aktion als Greenwashing. Es sollen gar nicht ausreichend viele | |
| Baumsetzlinge zur Verfügung gestanden haben. Das deckt sich mit unserem | |
| Eindruck. | |
| ## „Wem gehört der Wald?“ | |
| Die Nichtregierungsorganisation [7][Civic Response] versucht lokale | |
| Communitys über ihre Rechte und die Probleme der großflächigen illegalen | |
| Abholzung aufzuklären. Ihre Mitarbeitenden besuchen regelmäßig Dörfer und | |
| kleine Gemeinden in Gegenden, die besonders von der Entwaldung betroffen | |
| sind. Wir begleiten den Civic-Mitarbeiter Elvis Oppong-Mensah nach Makanso, | |
| eine kleine Siedlung am Rand des Krokosua-Naturschutzwalds, etwa 200 | |
| Kilometer westlich von Kumasi. Circa 400 Menschen leben hier. Einige von | |
| ihnen kommen, um sich mit Oppong-Mensah auszutauschen. Er fragt als Erstes: | |
| „Wem gehört der Wald?“ Einige antworten: „Der Regierung.“ Doch die mei… | |
| sagen: „Er ist für alle da.“ | |
| Dann fragt ein Bauer, ob es erlaubt sei, dass Fremde einfach so einen Baum | |
| fällen und mitnehmen. „Nein“, antwortet Oppong-Mensah. Nur die wenigsten | |
| würden sich hier mit der Gesetzeslage auskennen. „Es ist euer gutes Recht, | |
| euch dagegen zu wehren“, sagt er der Dorfgemeinde. Auch, dass ihnen | |
| Kompensationen für illegale Fällungen zustehen. Erstaunte Gesichter. | |
| Dieser Artikel ist mit Unterstützung des [8][Journalismfund Europe] | |
| entstanden. | |
| Neugierig fragen die Menschen nach: „Was bedeuten die neuen EU-Richtlinien | |
| eigentlich für uns?“ Oppong-Mensah erklärt es möglichst einfach, die Leute | |
| hören aufmerksam zu. „Es ist gut, wenn jemand uns die Dinge so erklärt“, | |
| sagt eine Frau. „Ja, aber wieso bekommen wir nie mehr Geld?“, fragt der | |
| Dorfchef. Darauf hat Oppong-Mensah auch keine Antwort. | |
| Nacheinander erzählen die Menschen aus dem Dorf von ihren persönlichen | |
| Schicksalen. Da ist etwa Adoma Joyce: Jemand bot ihr 150 Cedi, knapp 12 | |
| Euro, für einen Urwaldbaum, der auf ihrer Kakaoplantage stand. Die | |
| dreifache Mutter nahm das Geld. Doch dann fällten sie dort nicht nur einen | |
| Baum, sondern weitaus mehr. „Als ich versucht habe, dagegen vorzugehen, | |
| drohten sie mir“, berichtet Joyce. „Sie würden die Polizei rufen.“ Und | |
| damit nicht genug: „Beim Abtransport zerstörten sie meine komplette | |
| Kakaoplantage und somit meine Lebensgrundlage“, erzählt die 43-Jährige mit | |
| Tränen in den Augen. | |
| Joyce hat ihre Haare zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, sie trägt ein | |
| gelbes Kleid mit buntem Muster. Sie führt uns zum Ort des Geschehens, einen | |
| kurzen Fußmarsch vom Dorfzentrum entfernt. Es ist ein Feld der Verwüstung: | |
| tiefe Spuren von großen, schweren Fahrzeugen im Waldboden, alles übersät | |
| mit Holzresten. Ein Tragschlepper parkt am Rand. Daneben abgeholzte Bäume, | |
| zerlegt und in etwa gleich großen Stammteilen nebeneinander aufgereiht. | |
| „Wenn es so weitergeht, ist die sattgrüne blühende Landschaft hier bald | |
| eine Wüste“, sagt Elvis Oppong-Mensah. Die Auswirkungen der exzessiven | |
| Holzwirtschaft in Ghana seien verheerend. „Uns liegt die Natur am Herzen“, | |
| sagt Joyce. Dann klettert sie auf einen der Baumstämme. Es wirkt wie ein | |
| Protest. So, als wolle sie dadurch nun die Bäume beschützen, die gefällt | |
| auf den Abtransport warten. Dann sagt sie nichts mehr. Sie schaut in die | |
| Ferne. | |
| 27 Jan 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://research.wri.org/gfr/latest-analysis-deforestation-trends | |
| [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Voluntary_Partnership_Agreement | |
| [3] https://www.globalforestwatch.org/dashboards/country/GHA/ | |
| [4] https://www.globalwood.org/company/mgodetail.asp?id=23087 | |
| [5] https://www.bmel.de/DE/themen/wald/waelder-weltweit/entwaldungsfreie-Liefer… | |
| [6] https://eia-international.org/ | |
| [7] https://civicresponsegh.org/wp/ | |
| [8] https://www.journalismfund.eu/ | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Finke | |
| ## TAGS | |
| Abholzung | |
| Lieferketten | |
| Europäische Union | |
| Ghana | |
| Holzindustrie | |
| Holz | |
| GNS | |
| Abholzung | |
| Wald | |
| Wald | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Abholzung | |
| wochentaz | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Lieferketten | |
| Lieferketten | |
| Lieferketten | |
| Lieferketten | |
| Lieferketten | |
| Regenwald | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Biodiversität in Kolumbien: Krieg und Frieden mit der Natur | |
| In Kolumbien tagt die UN-Konferenz zur Biodiversität, während dort die | |
| Wälder abgeholzt werden. Das begann ausgerechnet mit dem Ausbruch des | |
| Friedens. | |
| EU-Gesetz gegen Abholzung: Waldschutz kommt später | |
| Die EU-Kommission hat den Start der Entwaldungsverordnung verschoben. | |
| Umweltschützer kritisieren das angesichts der weltweiten Waldzerstörung. | |
| Entwaldungsverordnung der EU: Waldschutz soll warten | |
| Neue Regeln sollen verbieten, dass Wälder für Warenproduktion gerodet | |
| werden. Doch Minister Özdemir will die Verordnung verschieben. | |
| Umsetzung der EU-Entwaldungsrichtlinie: Kaffee unter Bäumen | |
| Wer bestimmte Agrarprodukte anbaut, muss bald nachweisen, dass dafür kein | |
| Wald weichen muss. Für Kooperativen ist das eine Herausforderung. | |
| Abholzung von Urwäldern in Schweden: Bis zum letzten Baum | |
| Schweden vermarktet sich als nachhaltiges Land, dabei werden dort die | |
| letzten Urwälder Europas zerstört. Auch wegen unseres Verpackungswahns. | |
| Kinder fragen, die taz antwortet: Wie entsteht Holz? | |
| Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche | |
| beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Mio, 6 Jahre alt. | |
| Internationale Kakao-Konferenz: Kakao ist so teuer wie noch nie | |
| Nachhaltigkeit und Menschenrechte sind nicht umsonst. Die wichtigste | |
| internationale Konferenz im Kakaogeschäft berät über faire Preise für | |
| Schokolade. | |
| Entscheidende Abstimmung in der EU: Letzter Anlauf für die Lieferkette | |
| Auch wenn die FDP blockiert: Zahlreiche Unternehmen plädieren für die | |
| europäische Richtlinie, die sie zum Schutz der Menschenrechte verpflichtet. | |
| EU-Lieferkettengesetz blockiert: FDP will Ketten sprengen | |
| Finanzminister Lindner und Justizminister Buschmann blockieren die | |
| EU-Lieferketten-Richtlinie. Damit könnten sie das Gesetz stoppen. | |
| EU-Lieferkettengesetz: Unternehmen wollen Regeln | |
| Wirtschaftsverbände laufen Sturm gegen das EU-Lieferkettengesetz, die FDP | |
| will es verhindern. Dabei sind viele Unternehmen für ein starkes Gesetz. | |
| EU-Einigung zu Lieferkettengesetz: Import ohne Abholzung | |
| Die EU hat sich auf ein Gesetz für rodungsfreie Lieferketten geeinigt – | |
| gerade rechtzeitig vor Beginn der Weltnaturkonferenz COP 15 in Montreal. | |
| Unternehmen sollen in die Pflicht: Hin zu fairen Lieferketten | |
| Die EU nimmt eine wichtige Hürde hin zu einem Lieferkettengesetz. So | |
| mancher sieht die Bundesregierung unter Zugzwang. | |
| Ölpreis gefährdet Regenwald: Ghanaer vergrillen ihre Bäume | |
| Weil die Kosten für Öl steigen, kaufen die Menschen in Ghana immer häufiger | |
| Holzkohle. Den Preis zahlt nicht nur die Umwelt. |