| # taz.de -- Bericht zu VW-Werken in China: Volkswagen sieht sich reingewaschen | |
| > Ein Gutachten bescheinigt, dass der Autokonzern VW in China keine | |
| > Menschenrechtsverletzungen gegen Uiguren begeht. Doch am Bericht gibt es | |
| > Zweifel. | |
| Bild: Metallabsperrung vor dem VW Werk in Urumchi | |
| Berlin taz | Unter dem Titel „ESG Kontroversen“ [1][veröffentlichte der | |
| Autokonzern Volkswagen am Dienstag einen Auditbericht] zu dem viel | |
| kritisierten Urumqi-Werk in der Xinjiang-Region in China. Die Fabrik wurde | |
| seit der Errichtung 2013 immer wieder von Menschenrechtsorganisationen und | |
| [2][zuletzt auch VW-Investoren kritisiert], weil Zwangsarbeit und | |
| Menschenrechtsverletzungen an der Minderheit der Uiguren in der Region an | |
| der Tagesordnung sind und deswegen im Werk nicht auszuschließen seien. | |
| Mit dem Bericht will VW nun also die „Kontroversen“ beenden. Für eine | |
| unabhängige Untersuchung beauftragte der Wolfsburger Autokonzern die | |
| Beratungsfirma Löning Human Rights & Responsible Business. „Die eigentliche | |
| Durchführung des Audits“ habe aber eine Anwaltskanzlei in Shenzhen | |
| übernommen, die von Löning begleitet wurde, schreibt VW. | |
| Audit-Chef Markus Löning bescheinigte VW am Dienstag ein positives Bild vom | |
| Werk: „Wir konnten keine Hinweise auf oder Belege für Zwangsarbeit bei den | |
| Mitarbeitenden finden“, sagte er laut Deutscher Presse-Agentur am Dienstag | |
| in Wolfsburg bei der Vorlage einer gerade mal einseitigen Zusammenfassung | |
| seines Berichts. „Die Mitarbeitenden sind überdurchschnittlich bezahlt und | |
| haben wenig zu tun“, fügte er hinzu. | |
| Das Audit-Team habe vor Ort die Arbeitsverträge aller Mitarbeiter der | |
| letzten drei Jahre geprüft und Gespräche mit 40 selbst ausgewählten | |
| Beschäftigten geführt. „Die Situation in China und Xinjiang und die | |
| Herausforderungen bei der Datenerhebung für Audits sind bekannt“, sagte | |
| Löning, man habe sich aber beim Besuch vor Ort frei bewegen können. | |
| Tilman Massa, Co-Geschäftsführer Kritische Aktionär*innen, überzeugt | |
| das nicht. „Äußerungen der Mitarbeiter*innen können immer mit | |
| Repressionen verbunden sein“, sagt er der taz. Der politische Kontext, in | |
| dem die Untersuchung stattfinde, werde nicht genug beachtet und auf die | |
| „Probleme bei Audits“ nicht genug eingegangen. | |
| Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Audits hat auch der Berliner Direktor | |
| des Weltkongresses der Uiguren, Gheyyur Kuerban: „In einer Region, in der | |
| Millionen Uiguren umfassend überwacht werden und zeitlich unbegrenzt | |
| interniert, gefoltert und schwer misshandelt werden, ist ein glaubwürdiges, | |
| unabhängiges Audit schlicht nicht möglich“. | |
| Er kritisiert auch, dass das Audit nur in Absprache und mit Zustimmung der | |
| Werksleitung in Urumqi zustande gekommen sei. „Die staatlichen Behörden | |
| hatten viel Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass irgendwann ein paar | |
| Prüfer vorbeikommen.“ Kuerban hatte im Mai auf der VW-Aktionärsverhandlung | |
| eine Schließung des Werks gefordert. | |
| ## Bericht als „Feigenblatt“ | |
| Massa befürchtet außerdem, dass VW den Bericht nun als „Feigenblatt“ nutz… | |
| „Der Vorstand tut so, als wären damit alle Sorgen vom Tisch.“ Das Problem | |
| liege jedoch in der gesamten Lieferkette. Zwangsarbeit bei VWs Zulieferern | |
| in der Xinjiang Provinz belegen etwa mehrere Studien der britischen | |
| Sheffield-Hallam-Universität. Im letzten Bericht vom Dezember 2022 wurden | |
| [3][mehrere Lithiumfabriken in Zusammenhang mit Zwangsarbeit durch Uiguren | |
| genannt], die wiederum große Autokonzerne, darunter VW, beliefern. | |
| VW wies daraufhin in einer Stellungnahme Zwangsarbeit in seinem Werk von | |
| sich, ging allerdings nicht auf Probleme in der Lieferkette ein. Auch ein | |
| Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte bilanzierte der | |
| chinesischen Regierung schwerwiegende Menschenrechtsverstöße in der Region. | |
| Investoren forderten weitere Schritte bei der Überprüfung der Lieferketten | |
| und mehr Tansparenz. „In China dürfen Audits keine einmalige Übung | |
| bleiben“, sagte Henrik Pontzen von der Fondsgesellschaft Union Investment. | |
| Zudem müsse ein funktionierendes Beschwerdemanagement etabliert werden. | |
| 7 Dec 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.volkswagen-group.com/en/esg-controversies-15846 | |
| [2] /Kritischer-Aktionaer-ueber-Aktivismus/!5935742 | |
| [3] https://media.business-humanrights.org/media/documents/Driving_Force_Auto_S… | |
| ## AUTOREN | |
| Leila van Rinsum | |
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