# taz.de -- Die Zukunft, wie sie RWE sieht: Nach der Kohle | |
> Der Energieriese RWE schmiedet heftig Pläne für die Zeit nach dem | |
> Braunkohletagebau. Dabei gibt sich der größte C02-Emittent Europas | |
> fortschrittlich. | |
Bild: Tagebau Inden: hier soll ein Ozean entstehen | |
Alle tragen Helm. Klar, muss auch so sein auf einer Baustelle. Die | |
RWE-Leute tun das vorbildlich. „RWE“ steht groß vorne drauf, Blau auf Wei�… | |
Auch alle anderen tragen diese Helme: Politiker und Forscherinnen, | |
Verwaltungs- und Presseleute. Niemand überklebt „RWE“ an diesem | |
Septembertag. Also kann RWE sich freuen: Alle sind RWE. | |
[1][Alles ist RWE], hier in den rheinischen Braunkohlerevieren zwischen | |
Köln, Aachen und Mönchengladbach. Dem Konzern gehört das halbe Rheinland | |
westlich des Rheins, zusammen viele hundert Quadratkilometer. | |
Bei dem Termin im September gibt sich RWE fortschrittlich. Während sich im | |
Hintergrund die Schaufelräder des Braunkohletagebaus Garzweiler drehen, | |
stellen seine Vertreter gut behelmt eine „Agri-PV-Anlage“ vor.,„Agri“ s… | |
für Agrikultur, zu Deutsch Landwirtschaft, „PV“ für Photovoltaik. Über d… | |
Ackerflächen sind erste Solarpaneele in einigen Metern Höhe platziert, | |
schrägen Dächern ähnlich. Das erlaubt Doppelnutzung: unten Pflanzenwuchs, | |
oben Energieerzeugung, der Landrat spricht von einem „Highlight im | |
rheinischen Revier“. | |
„Growing-Green“ nennt der Konzern seine neue Strategie. [2][Auf seiner | |
Website] ploppen feine Solarfelder auf und Offshore-Windparks mit dem | |
Hinweis, die Firma plane 50 Milliarden Euro bis 2030 zu investieren. Ein | |
anderes Bild zeigt ein mild dösendes Lämmlein vor weiten Feldern: „Sie | |
haben Nutzflächen? Wir haben Know-how!“ | |
Zugleich steckt RWE noch tief im Staying-Brown-Zeitalter. Seit Jahrzehnten | |
ist der Konzern Europas größter CO2-Emittent, und das soll auch so bleiben: | |
Bis mindestens 2030 darf RWE weitere 280 Millionen Tonnen Braunkohle | |
verfeuern, [3][beschlossen im Oktober 2022] von den grünen | |
Wirtschaftsministern Robert Habeck (Bund) und Mona Neubaur (NRW) mit | |
RWE-Chef Markus Krebber. | |
Nicht mal die Parlamente wussten von den Gesprächen. Vor allem gibt es, | |
sehr unüblich, keine Protokolle. „Die ganze grüne Partei war überrascht, | |
als dieser Deal mit RWE plötzlich auf dem Tisch lag“, sagt der | |
EU-Abgeordnete Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen und | |
maßgeblicher Verhandler zu den europäischen CO2-Zertifikaten. | |
## Eine Wüstenlandschaft | |
Spaziergang an der [4][Garzweiler Tagebaukante]. Loch, wohin man blickt, | |
von unfassbarer Weite und Tiefe, eine Wüstenlandschaft. Tief unten | |
zerfräsen die größten Baumaschinen der Welt (100 Meter hoch) das Terrain. | |
Von oben wirken sie wie unschuldige Spielzeuge. Nach der Auskohlung sollen | |
die endlosen Löcher zu riesigen künstlichen Seen werden, mit Wasser aus dem | |
Rhein. | |
Mehrere Milliarden Kubikmeter mögen durch 45 Kilometer unterirdische Röhren | |
von je zwei Metern Durchmesser angeflossen kommen. RWE plant längst die | |
Details. Baubeginn: 2025; Schleusen auf: 2030, mit dem Ende des Tagebaus. | |
Über 200 Quadratkilometer Wasserfläche sind avisiert, fast der halbe | |
Bodensee. Das Hambacher Loch, eines von insgesamt vieren, soll zum tiefsten | |
See Deutschlands werden. | |
Im Jahr 2070 will man fertig sein, ein kühner Zeitplan. RWE glaubt: „Der | |
Rhein führt über das Jahr gesehen ausreichend Wasser.“ Die Landesregierung | |
sekundiert: 40 Jahre seien machbar als „überschaubarer Befüllungszeitraum“ | |
für einen „nachsorgefreien Wasserhaushalt“. | |
Aber es gibt auch Widerspruch: Der Bürgermeister der Entnahmegemeinde | |
Dormagen am Rhein hat Anwälte eingeschaltet: Wegen der Klimaerhitzung müsse | |
man mit einer heute nicht kalkulierbaren Verdunstung rechnen. Zudem drohe | |
Versauerung der Gewässer – notfalls müsse halt massiv gekalkt werden, heißt | |
es. Nur, wie reagieren Seefauna und -flora darauf? Welche entstehen | |
überhaupt? Die Hydrologin Lisa Graf vom Bundesverband Bürgerinitiativen | |
Umweltschutz schreibt, RWE und das Land Nordrhein-Westfalen seien dabei, | |
„eine neue Natur zu konstruieren“. | |
## Seegelboote weisen in die Zukunft | |
Wie so etwas aussehen könnte, lässt sich 40 Kilometer weiter bei den Plänen | |
für den [5][Tagebau Inden] sehen, der ebenfalls 2030 enden soll. Ein | |
„Indescher Ozean“ soll hier entstehen, die Pläne zeigen Lagunen, | |
Segelboote, Jachthafen, breite Sandstrände in südseeliger Pracht, | |
Spielzeughäuschen am See. | |
Nichts davon ist politisch beschlossen, aber es „vermittelt eine Anmutung, | |
wie es aussehen könnte“, sagt ein Sprecher der [6][Indeland GmbH] | |
(„ich.see.zukunft“), einem Strukturentwicklungsprojekt von sieben | |
Anrainerkommunen. Im Aufsichtsrat sitzen unter Vorsitz des Dürener | |
CDU-Landrates Wolfgang Spelthahn, einem kompromisslosen Kohlejünger, die | |
VertreterInnen der Gemeinden. | |
Und sie sind nicht allein: Zum Aufsichtsrat gehört auch ein Mann von RWE | |
als „beratendes Mitglied“. Auch im kommunalen „[7][Zweckverband Landfolge | |
Garzweiler]“ sitzen RWE-Leute, dort sogar im Lenkungsausschuss. Die | |
„[8][Perspektive.Struktur.Wandel GmbH]“, geschaffen, um „attraktive | |
Perspektiven“ für die Kohlestandorte zu finden, ist vom Land und RWE gleich | |
gemeinsam gegründet worden. | |
Die Seen sind in der „Leitentscheidung Braunkohle“ festgeschrieben, die | |
die schwarz-grüne Landesregierung [9][im September veröffentlicht hat]. | |
Darin wird festgelegt, was aus den Riesengruben wird, was aus den Dörfern | |
am Rand. Die Landesregierung lobt ihre Planungen als „einen Meilenstein für | |
den Klimaschutz“. | |
Doch die Leitentscheidung wurde erwartbar zwiespältig aufgenommen: Die | |
Kommunen vermissen Konkretisierungen, die Antikohle-Initiative „[10][Buirer | |
für Buir]“ sieht bei RWE zu viel „Spielraum zur Durchsetzung | |
privatwirtschaftlicher Interessen ohne Berücksichtigung von Naturschutz und | |
kommunaler Belange“. Alle Planungen sehen Gewerbeansiedlungen vor (gern | |
ergänzt um „wissenschaftlich begleitet“) und Industriegelände. | |
„CDU und RWE haben sich mal wieder auf ganzer Linie durchgesetzt, während | |
die Ideen der Zivilgesellschaft vollständig ignoriert wurden. Eine grüne | |
Handschrift kann ich nicht erkennen“, schreibt Antje Bussberg vom Bündnis | |
„[11][Alle Dörfer bleiben]“. | |
Die grüne Landtagsabgeordnete Antje Grothus aus Buir, die „Buirer für Buir�… | |
einst mitgründete, erkennt dagegen „eine klare grüne Handschrift“. Die | |
Leitentscheidung sei ein Erfolg, „wenn man bedenkt, dass es auch politische | |
Kräfte gibt, die am liebsten fast alles abreißen wollten“. Der Hambi gehört | |
bis heute RWE. Der Wald solle, wünscht Grothus, „dem Land NRW oder einer | |
Stiftung mit Landesbeteiligung übertragen werden“. | |
## Erinnerungsspeicher als Traum | |
„Der schönste Traum“ von Antje Grothus: „Ein Museum in Buir, gleich einem | |
Erinnerungsspeicher zur 1.200-jährigen Geschichte des Hambacher | |
Bürgewaldes, vermittelt Menschen aller Generationen dessen bewegte | |
Geschichte und Gegenwart. Die Kirche in Manheim wird genutzt als Archiv, in | |
dem an alle Dörfer erinnert wird, die die Braunkohletagebaue vernichtet | |
haben. Der Hambacher Wald wird mit den umliegenden Wäldern großflächig | |
vernetzt …“ | |
Die Realität sieht anders aus. Für den ältesten östlichen Teil des Tagebaus | |
Garzweiler gab es [12][charmante Ideen für ein kleines Ökoparadies auf | |
sieben Quadratkilometern], das die Aachener Gutachterfirma ahu | |
ausgearbeitet hat: „Ein Mosaik aus Flachwasserbereichen“, mit „hoher | |
Biodiversität durch Lebensraum für Amphibien, Insekten, Schlangen, Vögel … | |
“ Jetzt legt die Leitentscheidung humorlos fest: „Garzweiler Ost ist | |
komplett zu verfüllen.“ Der zuständige CDU-Bürgermeister von Jüchen hatte | |
sich immer für Gewerbeparks eingesetzt. | |
RWE brilliert mit euphemistischem Wording: Ländereien, Dörfer, Denkmäler, | |
Friedhöfe und Kirchen hat man jahrzehntelang nicht etwa vernichtet, sondern | |
„bergbaulich in Anspruch genommen“. Abriss heißt immer: „Rückbau“, na… | |
Kulturzerstörung folgt die „Rekultivierung“. Vertreibung ist | |
„sozialverträgliche Umsiedlung“. Der Konzern hat nicht etwa Tausende | |
naturfeindliche Grundwasserpumpen installiert, sondern: „Brunnen“ – mit | |
Brunnen assoziiert man gemeinhin das Gewinnen von Wasser, nicht das | |
Abpumpen. | |
Wenn man heute den [13][Hambacher Wald] durchstreift oder vielmehr das, was | |
der Tagebau davon übrig gelassen hat, fällt das Siechtum überall ins Auge. | |
Bäume gehen reihenweise ein, weil RWE auch nach dem gerichtlichen | |
Rodungsstopp 2018 seine steilen Kanten bis 50 Meter an den Waldrand heran | |
gegraben hat. Die Folge: Wasser sickert seitlich weg, die Flora trocknet | |
aus. Und die Bäume am Rand sind den monatelang heißen Sommerwinden aus dem | |
tiefen Loch ausgesetzt, Feinstaubnebel gratis dazu. Der Wald stirbt. | |
Doch der Konzern zieht alle auf seine Seite. Im November 2017 hatte die | |
Stadt Kerpen, auf deren Gebiet ein großer Teil des Hambacher Waldes liegt, | |
mit der RWE Power AG die „Rahmenvereinbarung für eine nachhaltige | |
Zusammenarbeit“ geschlossen. Im Sinne einer „gemeinsamen Verantwortung“ | |
habe sich „eine konstruktive Partnerschaft entwickelt“, heißt es darin. | |
RWE versicherte, man werde der Stadt bei Bedarf geeignete Grundstücke „zur | |
Verfügung stellen (Kauf oder Pacht)“ und sich weiterhin „im Masterplan | |
Hambach als verlässlicher Partner und Nachbar“ einbringen. Die Stadt | |
versprach im Gegenzug „die Weiterentwicklung des Tagebaus nicht infrage zu | |
stellen“. | |
Öffentlich bekannt wurde das Papier erst jetzt. Kerpens grüne | |
Ortsvorsitzende Annika Effertz nennt das Abkommen „Ausverkauf unserer | |
Heimat“ und „Kapitulation gegenüber RWE“. Derzeit laufen über „Frag d… | |
Staat“ Auskunftsbegehren an die Kommunen ringsum, ob es noch mehr solche | |
Geheimkontrakte gibt. | |
In der Kerpener Rahmenvereinbarung hatte RWE auch zugesagt, dass | |
Nachbarschaftshilfen und Sponsoring „grundsätzlich fortgesetzt werden“ | |
sollen. Solche Finanzspritzen sind seit Auftauchen der ersten Kohlebagger | |
wichtiges PR-Instrument des Konzerns. Da wurden Fußballplätze ausgebaut, | |
Kitas unterstützt, Vereinsheime renoviert, eine „breite Unterstützung“, so | |
RWE. Konkrete Summen will der Konzern auf taz-Anfrage nicht nennen. | |
Über Jahrzehnte arbeitete aus fast jeder Familie jemand für den Konzern, | |
viele lebenslang, obendrein vergleichsweise gut bezahlt. Zu Hochzeiten | |
waren mehrere Zehntausend im Braunkohlebusiness tätig. Heute sind es nach | |
Konzernangaben noch knapp 7.500. Immer hatte RWE auch die Gewerkschaft IG | |
Bergbau felsenfest auf seiner Seite. Umschulungen, Jobwechsel? Hätten immer | |
Einkommensverluste bedeutet. Also: am besten RWE forever. | |
Zurück nach Garzweiler. Fünf Orte neben dem Tagebau werden entgegen allen | |
Planungen nun doch nicht vernichtet. Fast komplett entsiedelt sind sie | |
trotzdem schon, weil die meisten verkauft haben und weggezogen sind. Etwa | |
[14][Keyenberg]: Ein Spaziergang durch den Ort ist in diesen Tagen ein | |
Eintauchen in tiefe Tristesse. Geschätzt neun von zehn Häusern sind leer. | |
Überall zugewucherte Vorgärten, kaputte Zäune, zugebretterte oder | |
-gemauerte Fenster. Der Keyenberger Hof ist verrammelt, kein Geschäft hat | |
mehr geöffnet außer Bäcker Laumanns, der hat noch stundenweise auf. Kaum | |
wer auf der Straße. Ein Trecker tuckert vorbei, als habe er sich verfahren. | |
Dann hört man wieder dieses brummende Summen. | |
Das sind die Bagger am Ortsrand. 400 Meter Abstand sind zwischen Grube und | |
der Dorfgrenze vorgeschrieben. RWE hält sich nicht daran. Nachgemessen sind | |
es bis zum Schutzwall noch gut 250 Meter. Es habe bislang noch keine | |
gesetzlich verbindliche Zahl 400 gegeben, nur eine vage Absichtserklärung, | |
meint RWE. Die in Keyenberg verbliebenen EinwohnerInnen leiden Tag und | |
Nacht unter Feinstaub und dem pausenlosen Surren der Baggermonster. | |
## „Zukunftsdörfer“ in einem „Innovation Valley“ | |
RWE hat mit der Gegend große Pläne: Keyenberg und die vier anderen | |
geretteten Garzweiler-Ortschaften sollen „Zukunftsdörfer“ werden in einem | |
„Innovation Valley“ – wie immer ein Tal in der pottflachen Gegend aussehen | |
mag. Details sind unklar. Rund 90 Prozent der ehemals 1.500 BewohnerInnen | |
sind weggezogen. Aber manche Vertriebene wollen ihre verkauften Häuser in | |
der alten Heimat zurückkaufen. | |
Die Landesregierung hat entschieden, dass die Kommunen bei Rückkaufwünschen | |
„ein Interessensbekundungsverfahren aufrufen und Anlaufstellen einrichten“ | |
müssen. Dann weiß man zentral, wer wo zurückwill. Das dauert. Fakten | |
schaffen sich derweil selbst: Der Verfall der Häuser, teils schon seit 2016 | |
leerstehend, geht weiter, eine Sanierung würde ständig teurer, bald nicht | |
mehr lohnend. Das schreckt ab. | |
Und was ist, wenn RWE für den Rückkauf Mondpreise aufruft? RWE hat kein | |
Interesse an den Fastruinen, sehr wohl aber am Grund und Boden. Das ist | |
auch der Grund, weshalb Ackerflächen nicht zurückgekauft werden können. | |
Ein Rückkauf soll nur zur Eigennutzung möglich sein, so soll Spekulation | |
verhindert werden. Doch schon heute, berichten Anwohner, cruisen Ortsfremde | |
in schicken Autos durch die Dörfer und fragen nach Kaufmöglichkeiten. Es | |
lockt das Invest in ein Haus am See. | |
Von der entweihten Kirche von Keyenberg mitten im Ort geht es über die | |
Holzweilerstraße nach Süden. Aber nach Holzweiler geht es nicht mehr: | |
Durchfahrt verboten. RWE hat auch hier schnell Fakten geschaffen. Die | |
Landstraße L12 ist, allen Protesten zum Trotz, seit August Stück um Stück | |
weggegraben, kein Durchkommen mehr, keine Busse, weite Umwege für alle. Die | |
Bagger sind längst vorgerückt. Damit ist Keyenberg von zwei Seiten | |
verhalbinselt. | |
Um Kohle geht es hier gar nicht mehr: RWE braucht viele Millionen Tonnen | |
Abraum zur Abflachung der bislang teils fast senkrechten Grubenränder | |
ringsum in allen Tagebauen. | |
Doch war bei dem, was in den Tagebaugebieten werden soll, von der Politik | |
nicht immer Bürgerbeteiligung versprochen worden? Eine [15][Studie der Uni | |
Bochum] kam jetzt zu ernüchternden Ergebnissen: Alle Beteiligungsangebote | |
seien „wenig inklusiv und transparent. Ambitionierte Methoden zur | |
Partizipation wurden bisher kaum angewandt.“ Auch in die Leitungsgremien | |
hätte verlässlich „die Vielfalt der Zivilgesellschaft eingebunden werden“ | |
sollen. Ist sie aber nicht. Und, so die Bochumer Forscher: Gerade junge | |
Leute seien fast gar nicht einbezogen worden. | |
Das haben die jetzt punktuell selbst gemacht, dank der | |
[16][Demokratiewerkstatt Rheinisches Revier]. Im Sommer interviewten | |
Jugendliche zwei Wochen lang Menschen aus der Region, wie sie leben wollen | |
nach den Baggern. Zwei Kameraprofis halfen und filmten, Marcus Belde ist | |
einer davon: „Die jungen Leute haben sich so was von reingeklemmt in die | |
Thematik, sich echt fit darauf eingelassen“, sagt er. Seine Premiere hatte | |
der Dokumentarfilm „[17][Nach der Kohle“] in der Kirche des geretteten | |
Dorfs Kuckum. | |
Bei einem Infotreffen nebenan in Erkelenz klagten zahlreiche Anwohner, | |
nichts gehe voran. Man müsse die Pläne der Landesregierung abwarten, | |
erwiderte der junge CDU-Bürgermeister Stephan Muckel. Die Forderung die | |
Erdwälle an den Grubengrenzen mit jungen Bäumen zu bepflanzen, als | |
Sichtschutz und Lärmschutz und als psychologische Grenze, musste Muckel | |
leider abweisen. Die Idee sei gut, aber die rechtliche Grundlage fehle. Das | |
Land gehört RWE. | |
[18][Der Verein „Dörfergemeinschaft Kulturenergie“], ein Zusammenschluss | |
von rund 20 Familien in den fünf Garzweiler-Gemeinden, hat die Idee | |
Demenzdorf ausgearbeitet: in einem Viertel von Keyenberg würden Menschen | |
mit Orientierungsproblemen und ihre HelferInnen untergebracht. Die Idee | |
bekam sogar einen Preis vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt und | |
Raumforschung. | |
Von Umsetzungsplänen ist bislang nichts bekannt. Dabei sollte es am Geld | |
nicht scheitern: Zur Verfügung stehen bis 2030 fast 15 Milliarden Euro | |
Strukturhilfe für das Revier. | |
In Nordrhein-Westfalen haben RWE und Politik gleich welcher Couleur immer | |
blendend zusammengearbeitet, weshalb die links-grüne Szene schlicht von | |
NRWE spricht. Gregor Golland, der heutige CDU-Fraktionsvize im Landtag, ist | |
seit Jahren mit mindestens 90.000 Euro im Jahr auf der Payroll von RWE. | |
Warum ist er dem Konzern so viel wert ist? Golland sagt nur: „Ich arbeite | |
einfach mehr als der Normalverdiener. Ich mache beide Jobs gut, sonst hätte | |
ich sie nicht.“ Bundesweit bekannt wurde Golland als der Mann, der beim | |
Ahrtalbesuch 2021 [19][rechts hinter Armin Laschet so herzerfrischend | |
mitlachte]. | |
Dokumentiert ist auch der Fall eines SPD-Abgeordneten im Kerpener Stadtrat, | |
der seine Mailadresse mit @rwe.com anzugeben pflegte und das, wie sich eine | |
Zeugin gegenüber der taz erinnert, „ganz normal fand“. Warum auch nicht. | |
Wenn doch eh alle RWE sind. | |
3 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /RWE/!t5008132 | |
[2] https://www.rwe.com/unsere-energie/ | |
[3] /Energiepolitik-in-NRW/!5882363 | |
[4] https://www.rwe.com/der-konzern/laender-und-standorte/tagebau-garzweiler/ | |
[5] https://www.rwe.com/der-konzern/laender-und-standorte/tagebau-inden/ | |
[6] https://indeland.de/ | |
[7] https://landfolge.de/ | |
[8] https://perspektive-struktur-wandel.nrw/ | |
[9] https://landesplanung.nrw.de/leitentscheidung-braunkohle-0 | |
[10] https://www.buirerfuerbuir.de/ | |
[11] https://www.alle-doerfer-bleiben.de/ | |
[12] /Hydrogeologe-ueber-Luetzerath-Papier/!5907904 | |
[13] /Schwerpunkt-Hambacher-Forst/!t5013292 | |
[14] /Im-Nachbardorf-von-Luetzerath/!5915440 | |
[15] https://idw-online.de/en/news820687 | |
[16] https://demokratiewerkstatt-rheinisches-revier.de/start/ | |
[17] https://www.youtube.com/watch?v=0zITul2d4dI | |
[18] https://dgkulturenergie.de/wp-content/uploads/2022/11/Visionen-fuer-die-Zu… | |
[19] /PolitikerInnen-im-Fluteinsatz/!5781625 | |
## AUTOREN | |
Bernd Müllender | |
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