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# taz.de -- PolitikerInnen im Fluteinsatz: Laschet kann Krise nicht
> Wenn es ernst wird, wirkt der Kandidat der Union ungelenk und
> überfordert. Das sind keine guten Voraussetzungen für das Kanzleramt.
Bild: Hat derzeit wirklich nichts mehr zu lachen: Armin Laschet
Wenn PolitikerInnen in Katastrophengebieten auftreten, ist das immer
zwiespältig. Sie betreiben, was sonst, immer auch Imagepflege. Sie können
Tatkraft ausstrahlen. Endlich gibt es mal andere Bilder als bloß Autotüren,
die sich öffnen. Könnte man auf diese Inszenierung nicht also verzichten?
Nein, kann man nicht. Wenn [1][Kleinstädte unter Schlamm verschwinden und
Existenzen vernichtet werden], müssen der Bundespräsident, die Kanzlerin
und die MinisterpräsidentInnen sowieso vor Ort sein. Eine dürre Erklärung
aus dem Homeoffice würde zu Recht als Zeichen der Geringschätzung
verstanden – doch nicht so wichtig.
Krisen sind wie ein Lackmustest. PolitikerInnen können dabei viel gewinnen.
Hannelore Kraft galt auch wegen ihres unprätentiösen, empathischen
Auftritts bei [2][der Loveparade-Katastrophe in Duisburg] 2010 lange als
fähige Ministerpräsidentin.
## Der Unterschied zwischen Laschet und Merkel
Olaf Scholz ließ sich nun knapp blicken und kündigte Hilfen an. Scholz’
Währung in der Krise ist Geld. Gefühle hätte man ihm sowieso nicht
geglaubt. Robert Habeck verzichtete darauf, Katastrophe und Klima zu
verkoppeln. Alle Vernünftigen wissen dies selbst. Es als Grüner zu betonen,
hätte wie Krisengewinnlerei ausgesehen.
Nur Armin Laschet macht mit untrüglichem Gespür alles falsch. In einem
[3][konfrontativ geführten WDR-Interview] ließ er sich zu dem Satz
verleiten, man könne ja wegen eines Tages „nicht die Politik ändern“. Am
Samstag [4][kicherte er im Hintergrund,] während Frank-Walter Steinmeier
eine, angesichts von mehr als 140 Toten, angemessen gravitätische Rede
hielt.
Mal einen schlechten Moment bei einem Interview, mal ein Lachen zur
falschen Zeit – das kann passieren. Merkel, der Selbstbeherrschten, sind in
16 Jahren solche Fehler allerdings fast nie unterlaufen.
Bei Laschet häufen sie sich. Nur deshalb entfalten sie eine so gewaltige
Wirkung. Sie sind keine dummen Zufälle, sondern bekräftigen ein Bild von
ihm. Er ist der Mann, der schon in der Coronakrise mit den Armen
fuchtelnd in Talkshows saß, und anstatt Souveränität auszustrahlen
entfesselt nervös wirkte.
Krisenauftritte von PolitikerInnen suggerieren oft eine Art falsche
Unmittelbarkeit. Die Bilder wirken oft stärker, als es für rationalen
politischen Diskurs gut ist. Gerhard Schröder, der sich in Regenkleidung
als Macher zu inszenieren verstand, war deshalb als Kanzler ja keinen Deut
besser.
Manchmal aber sind diese Bilder doch sprechend. Armin Laschet beherrscht
die Codes der Krisenkommunikation nicht. Er reagiert in Krisen beängstigend
überfordert. Will man wirklich einen im Kanzleramt, den schon ein
WDR-Interview aus der Fassung bringt?
18 Jul 2021
## LINKS
[1] /Hochwasser-in-Nordrhein-Westfalen/!5787352
[2] /Prozess-zum-Unglueck-bei-Musikfestival/!5682797
[3] https://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/alle-videos/video-studiogespr…
[4] https://www.youtube.com/watch?v=VpJPB3UGPZo
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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