| # taz.de -- RWE gegen Niederlande: „Ein wichtiger Sieg für den Staat“ | |
| > Nach einem BGH-Urteil zieht RWE seine Milliardenklage gegen die | |
| > Niederlande zurück. Das ist ein großer Erfolg, gerade für die | |
| > Klimabewegung. | |
| Bild: RWE's Energiepark im niederländischen Eemshaven | |
| Amsterdam taz | Gute Nachrichten für die niederländische Regierung: Der | |
| [1][Energiekonzern RWE] hat seine 1,4 Milliarden Euro schwere Klage bei | |
| einem Weltbank-Schiedsgericht zurückgezogen. Diesen Betrag forderte RWE vom | |
| niederländischen Staat als Entschädigung für ein Verbot für die Nutzung von | |
| Kohle bei der Elektrizitätsproduktion. Dieses hatte Den Haag im Mai 2018 | |
| beschlossen. 2030 soll es in Kraft treten. RWE berief sich in seiner 2021 | |
| erhobenen Klage auf den [2][Energiecharta-Vertrag (ECT)]. | |
| Eine Sprecherin des Konzerns bestätigte am Donnerstag der taz, dass das | |
| Schiedsverfahren beim International Centre for Settlement of Investment | |
| Disputes (ICSID) beendigt wurde. Ausschlaggebend für den Sinneswandel ist | |
| ein Urteil des Bundesgerichtshofs, das im Juli in Berufung feststellte, | |
| nach Europäischem Recht biete der besagte Artikel 26 des ECT keine gültige | |
| Grundlage dafür. „RWE erkennt dieses Urteil an“, so die Sprecherin. Zuvor | |
| war bereits ein Gericht in Köln zu diesem Schluss gekommen. Seit Oktober | |
| 2022 war das Verfahren am Schiedsgericht in Abwartung des BGH-Urteils | |
| unterbrochen. | |
| Der niederländische Energie- und Klimaminister Rob Jetten, der nach dem | |
| Rücktritt der Mitte-rechts-Koalition in Den Haag im Juli nur noch | |
| kommissarisch tätig ist, sprach in einem Brief an die | |
| Parlaments-Vorsitzende von einem „wichtigen Sieg für den niederländischen | |
| Staat“. Demnach habe RWE am 16. Oktober die nach eigenen Angaben „weltweit | |
| führende Institution zur Beilegung internationaler | |
| Investment-Streitigkeiten“ ersucht, das Verfahren einzustellen. | |
| ## ECT-Vertrag stark kritisiert | |
| Zugleich schrieb Jetten, dieser Beschluss bedeute „nicht automatisch“ das | |
| Ende entsprechender Schiedsverfahren. Er bezog sich dabei auf das | |
| BGH-Urteil im Juli, das eine weitere Forderung des niederländischen Staats | |
| abgewiesen hatte: Demnach sollte die Feststellung, dass EU-Recht den | |
| ECT-Vertrag nicht als Grundlage entsprechender Klagen zulasse, auch für | |
| mögliche zukünftige Forderungen seitens RWE und Uniper gelten. | |
| Die Berliner NGO Powershift bezeichnete die Rücknahme der RWE-Klage als | |
| „riesigen Erfolg für die Klimabewegung“. Der Energiecharta-Vertrag müsse | |
| „endlich der Vergangenheit angehören“. Der besagte Vertrag, 1991 | |
| unterzeichnet, wird innerhalb der EU stark kritisiert, weil | |
| Energieproduzenten darauf basierend Schadensersatz für getätigte | |
| Investitionen fordern können. Nach einem vergeblichen Versuch, ihn zu | |
| modernisieren, forderte die EU-Kommission im Sommer ihre Mitgliedsstaaten | |
| zum geschlossenen Austritt auf. Wirtschaftsminister Jetten hatte diesen | |
| Schritt im Oktober bereits angekündigt. Die deutsche Regierung [3][folgte | |
| im November]. | |
| 2 Nov 2023 | |
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| [1] /RWE/!t5008132 | |
| [2] /Umstrittener-Vertrag-ueber-Energiecharta/!5847799 | |
| [3] /Umstrittener-Investitionsschutzvertrag/!5892002 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Müller | |
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