| # taz.de -- Schriftstellerin über Hexen: „Aus Rache, Neid, Eifersucht“ | |
| > Autorin Jarka Kubsova hat Romane über starke Bäuerinnen verfasst. Eine | |
| > davon wurde im 16. Jahrhundert bei Hamburg als angebliche „Hexe“ | |
| > verbrannt. | |
| Bild: „Ich war elektrisiert“, sagt Jarka Kubsova im Interview über ihre Re… | |
| wochentaz: Frau Kubsova, woher kannten Sie die „Hexe“ Abelke Bleken? | |
| Jarka Kubsova: Ich kannte sie nicht, und ich wusste auch nichts über das | |
| Dorf Ochsenwerder in den Vier- und Marschlanden bei Hamburg, wo sie 1583 | |
| auf dem Scheiterhaufen starb. Angefangen hat es mit einem Ausflug in die | |
| [1][Marschlande]. Ich habe gespürt: Das ist eine Kulturlandschaft, in der | |
| viel passiert ist, und das über lange Zeit. Schon die Anfahrt führt in eine | |
| andere Welt. Wenn man von Bergedorf aus über die Dörfer fährt, gerät man | |
| schnell auf krumme Straßen mit tief liegenden Reetdachhäusern. Man fährt | |
| auf den alten Deichen. Ich fand heraus, dass es das Urstromtal der Elbe | |
| ist, die hier mal 13 Kilometer breit war. Dann traten Flussinseln heraus, | |
| Menschen ließen sich nieder, deichten noch mehr Land ab, denn das ist sehr | |
| fruchtbarer Boden. | |
| Wie kam Abelke Bleken ins Spiel? | |
| Ich stieß im Zuge der Recherchen auf diese Bäuerin, die 1583 in | |
| [2][Ochsenwerder] als „Hexe“ verbrannt wurde. Ich war elektrisiert: Ich | |
| lebe seit mehr als 20 Jahren in Hamburg und wusste nicht, dass es hier | |
| Hexenprozesse gab. Mir war sofort klar: Das ist die Geschichte, die ich in | |
| einem Roman erzählen will. Ich war überrascht, weil das noch niemand getan | |
| hatte. | |
| Es gibt immerhin eine Sage über sie. | |
| Ja, und sie fängt sehr schön an mit einem verheißungsvollen Leben der | |
| Bauerntochter Abelke – dass alle sie lieben, weil sie so ein schönes Kind | |
| ist. Dann wendet sich das nach Art des klassischen Hexennarrativs. Abelke | |
| wird alt, verbittert, hat Freude daran, anderen zu schaden, und verliert | |
| deshalb ihren Hof. | |
| Wie war es wirklich? | |
| Das ist schwer herauszufinden, weil es kaum Aufzeichnungen gibt. Fest steht | |
| aber, dass der Deichabschnitt vor Abelkes Hof durch die Allerheiligenflut | |
| von 1570 schwer beschädigt wurde – und dass sie es nicht schaffte, ihre | |
| „Deichpflicht“ zu erfüllen und ihn zu reparieren. Diese Sage war für mich | |
| eine der ersten Informationen zu dieser Frau, die nicht weit vom Zentrum | |
| der Stadt gelebt hatte, wo ich wohne. Ihr Schicksal hat mich sehr bewegt – | |
| vielleicht, weil sie mich an Rosa aus meinem Roman „Bergland“ erinnerte: | |
| Auch Abelke war eine starke Bäuerin, die alles allein schaffte. Ich finde | |
| solche Frauen bewundernswert, und über sie wird viel zu wenig geredet. Da | |
| wollte ich genauer hinschauen und habe bemerkt, dass bis dahin einige | |
| wenige Wissenschaftlerinnen und Lokalhistorikerinnen – alles Frauen – über | |
| Abelke geforscht hatten. | |
| Die Sage erklärt nicht, warum Abelke verbittert wird? | |
| Kaum. Es wird zwar angedeutet, dass Unglück übers Land kam, dass Hagel | |
| Ernten zerstörte, dass es auf Abelkes Hof gebrannt hat. Ihre Enteignung | |
| wird als logische Folge ihrer problematischen Persönlichkeit dargestellt. | |
| Dabei war ein Hamburger Ratsherr begierig auf ihren großen Hof und betrieb | |
| vermutlich die Enteignung. Denn da sie den Deich ohne Hilfe nicht repariert | |
| bekam, konnte sie ganz legal enteignet werden. So könnte es jedenfalls | |
| gewesen sein, es gibt Hinweise, die das nahelegen. | |
| Aber der Prozess gegen Abelke ist genauer dokumentiert? | |
| Ja. Abelkes Geständnisprotokoll, die „Urgicht“, ist das einzig erhaltene | |
| Schriftstück eines Hamburger Hexenprozesses. Dabei wurden unter Folter | |
| bestimmte Punkte abgefragt und abgehakt – Hexerei und Teufelsbuhlschaft zum | |
| Beispiel. Es ist ein Dokument aus Täterperspektive, das mehr über das | |
| Verfahren aussagt als über die Angeklagte. | |
| Was weiß man noch über ihr Leben? | |
| Sie war alleinstehend, denn ihr Hof war nur auf ihren Namen eingetragen. | |
| Unklar ist, ob sie – so die Sage – einen Liebhaber hatte, der von außerhalb | |
| kam. Wenn ja, wurde sie im Dorf sicher ausgegrenzt. Es wurde mir in den | |
| Marschlanden erzählt, dass man Liebschaften nach außerhalb lange Zeit nicht | |
| gerne sah. Wobei mit „außerhalb“ schon die benachbarten [3][Vierlanden] | |
| gemeint sind. Vieles deutet darauf hin, dass Abelke nicht verheiratet war. | |
| Auch das wäre im Dorf wohl nicht gut angekommen. | |
| Ist überhaupt sicher, dass die Allerheiligenflut Abelkes Deich traf? | |
| Ja, das hat eine Lokalhistorikerin bestätigt. Dort, wo einst die Deiche | |
| brachen, sind heute an vielen Stellen eine Art Teiche oder kleine Seen – | |
| sogenannte Bracks –, die man den einzelnen Fluten zuordnen kann. Ein | |
| solches Brack in Ochsenwerder kann besagter Allerheiligenflut von 1570 | |
| zugeordnet werden. | |
| War Abelkes Enteignung ein Einzelfall? | |
| Nein, und auch das finde ich spannend: dass man von ihrem Fall auf eine | |
| größere Geschichte schließen kann. Enteignungen von Bauern waren damals an | |
| der Tagesordnung, weil die Feudalklasse Land besitzen wollte. Es war der | |
| Übergang zum Kapitalismus: Bauern wurden von ihren kleineren Hofstellen | |
| vertrieben, diese Hofstellen zu großen Höfen zusammengelegt und | |
| profitorientiert betrieben. Aus den vertriebenen Bauern ist dann die neue | |
| Klasse der Arbeiter entstanden, die ihre Arbeitskraft verkaufen mussten. | |
| Wer waren die neuen Hofbesitzer? | |
| Gut Betuchte aus Kaufmannsfamilien der umliegenden Städte. Es war nicht | |
| einfach, an Land zu kommen. Das Besondere an den Marschlanden war, dass die | |
| Bauern das Land besaßen, sodass man sich bei Abelke vermutlich besagter | |
| List mit der gescheiterten Deichreparatur bediente. | |
| Wie war es anderswo? | |
| In Mecklenburg etwa waren die Bauern nur Pächter, und der Grundbesitzer | |
| konnte den Pachtvertrag jederzeit kündigen. Oft wurden die Bauern gewaltsam | |
| vertrieben. Die Philosophin Silvia Federici, die sich intensiv damit | |
| befasst hat, sagt: In der Neuzeit ist vor allem diese Land-Enteignung für | |
| eine neue Hexenprozesswelle verantwortlich. Denn die Vertriebenen waren | |
| verzweifelt, sprachen Flüche aus gegen Mensch oder Tier, und wenn dann mal | |
| wirklich jemand krank wurde oder starb, war das schnell ein Grund, der | |
| Hexerei bezichtigt zu werden. Es waren sehr oft soziale Konflikte – Rache, | |
| Neid, Eifersucht – die zur Hexerei-Anklage führten. Es reichte ja schon, | |
| wenn man anonym Anklage einreichte und sagte: Jemand sei eine Töversche – | |
| eine Zauberin. | |
| Wie ging die Nachwelt mit Abelkes Schicksal um? | |
| Das Interesse an der korrekten Darstellung dieser Fälle besteht meiner | |
| Wahrnehmung nach erst seit einigen Jahren. Für Abelke Bleken steht – | |
| repräsentativ für weitere ähnliche Schicksale – ein Gedenkstein auf dem | |
| Ohlsdorfer Friedhof. Und seit 2019 ist in Ochsenwerder eine Straße nach ihr | |
| benannt und soll so an sie erinnern. | |
| Fühlen Sie sich Abelke Bleken verpflichtet? | |
| Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann, dass mein Buch ein Korrektiv | |
| ihrer Geschichte sein kann und zum Nachdenken anregt: Wie geht man mit dem | |
| Hexenbegriff um? Ist es angemessen, Party-Events und Walpurgisfeste an den | |
| Orten zu veranstalten, wo einst Scheiterhaufen brannten? Problematisch | |
| finde ich auch die Tendenz, dass sich Frauen heute „Hexe“ nennen und sagen: | |
| „Das macht mich stark.“ | |
| Eine starke Bäuerin prägt auch Ihren vorigen [4][Roman „Bergland“]. Was | |
| verschlug Sie nach Südtirol? | |
| Als ich das erste Mal davon hörte, dass diese schwer zu bewirtschaftenden | |
| Berghöfe während des Zweiten Weltkriegs oft allein von Frauen geführt | |
| wurden, war ich fasziniert. Ich wollte wissen: Wieso leben dort Menschen, | |
| wieso haben sie sich ausgerechnet auf einem Bergrücken niedergelassen und | |
| ziehen das seit Jahrhunderten durch? Hinzu kam, dass ich damals als | |
| Journalistin einige Abgesänge auf die Landwirtschaft in Norddeutschland | |
| schrieb. Als ich von diesen Berghöfen erfuhr, dachte ich: Warum | |
| funktioniert dort, was bei uns in der Ebene nicht funktioniert? Später habe | |
| ich natürlich bemerkt, dass auch die Berghöfe großteils dank Subventionen | |
| und Tourismus funktionieren. | |
| Wieso sind Sie für die Recherche gleich 7 Monate auf einen Berghof gezogen? | |
| Weil ich dachte: Wenn ich mir schon anmaße, ein Buch über die Menschen dort | |
| zu schreiben, muss ich sie bestmöglich kennen lernen. Das geht nur, wenn | |
| man sich länger dort aufhält. Man muss das spüren, den Wechsel der | |
| Jahreszeiten, mit den Menschen reden. | |
| Hatten Sie ein Stipendium? | |
| Nein, es war eine private Investition. Außerdem wollte ich vor der | |
| Einschulung meines Sohnes gern längere Zeit mit ihm verbringen. So habe ich | |
| zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn ich wusste ja nicht, ob ich | |
| es schaffe, meinen ersten Roman zu schreiben. Falls nicht, hätte ich | |
| immerhin eine schöne Zeit mit meinem Sohn gehabt. Die hatten wir dann ja | |
| auch. | |
| Wie haben Sie gewohnt? | |
| Es war der hoch gelegene Hof einer Familie, die dort mit drei Generationen | |
| lebt. Sie haben uns sehr einbezogen. Es gab viele Kinder, und wir durften | |
| alles mitmachen. Wir haben im Stall und bei der Heuarbeit geholfen, waren | |
| beim Schlittenfahren am Berg dabei … Ich habe viel über die älteren | |
| Bäuerinnen erfahren, die sich abgerackert und die Höfe während des Zweiten | |
| Weltkriegs allein gehalten haben. | |
| Gibt es keine Abwanderung? | |
| Doch, aber ich habe den Eindruck, dass Nachfolgeregelungen auf dem Berg | |
| etwas besser funktionieren. Dort ist die Verantwortung für die Höfe oft | |
| noch stärker ausgeprägt. Das hat vermutlich mit der manuellen Tätigkeit zu | |
| tun – damit, dass man seinen Eltern noch bei ganz anderen Tätigkeiten | |
| zugeschaut als dem Vater auf dem Traktor. Man sieht, wie sich Mutter, | |
| Vater, Großeltern an die Erde verausgaben. Wenn man das miterlebt hat, | |
| fällt es vielleicht schwerer, das Resultat dieser Mühen der Vorfahren | |
| aufzugeben. Man will nicht derjenige sein, der das vor die Wand fährt. | |
| Welche Arbeit ist am Berg schwerer als im Tal? | |
| Man muss das Heu von Hand mähen, weil man mit Trecker und Mähdrescher nicht | |
| am Steilhang langfahren kann. Auf dem Hof, wo ich wohnte, brauchen 10 | |
| Personen eine Woche, um den Bergrücken abzumähen und das Heu zu ernten: | |
| wenden, trocknen, zusammenkehren, einladen. In Niedersachsen erledigen | |
| Maschinen so was in wenigen Stunden. | |
| Sie haben schon zwei Romane über starke Bäuerinnen verfasst. Hat das auch | |
| biografische Gründe? | |
| Da gibt es tatsächlich eine Geschichte. Es hat lange gedauert, bis ich | |
| diesen Zusammenhang sah. Aber ich trage das Bild einer Bäuerin in mir, die | |
| allein wirtschaftet – meine Urgroßmutter. Ihr Mann war bei einem Unfall ums | |
| Leben gekommen, und seither hat sie alles allein gemanagt – und meine | |
| Mutter versorgt, die als Kind bei ihr lebte. Meine Mutter spricht bis heute | |
| voller Bewunderung über meine Urgroßmutter. | |
| Was war sie für ein Mensch? | |
| Ich habe ein Foto meiner Urgroßmutter. Da steht sie mit Kopftuch und | |
| Arbeitsschürze vor ihrem Bauernhof, allein auf ihrem Land. Das Bild strahlt | |
| Stärke aus, aber auch, dass es nicht einfach ist. Sie wirkt nicht glücklich | |
| und entspannt, sondern da ist eine gewisse Strenge. Man sieht, das ist ihr | |
| Land, dafür ist sie verantwortlich. Das hat mich immer fasziniert. | |
| Wie präsent ist das Bild? | |
| Es liegt in einer Kiste mit Fotografien, und wann immer man sie durchguckt | |
| – wir haben nicht viel, wir sind ja aus Tschechien geflohen –, stößt man | |
| darauf. Es ist die einzige und älteste Erinnerung an die Wurzeln meiner | |
| Familie. | |
| Wo lebte Ihre Urgroßmutter? | |
| Nicht weit von [5][Pilsen]. Ich selbst bin dort geboren und aufgewachsen. | |
| Ihr Bauernhof lag eine Autostunde südlich davon. In Pilsen lebten wir dann | |
| komplett konträr zum bäuerlichen Leben – im sozialistischen Plattenbau. | |
| Meine Eltern arbeiteten in einer Fabrik. | |
| Ihre Familie floh 1987 nach Deutschland. Da stand die Mauer noch. Erinnern | |
| Sie sich an die Flucht? | |
| Kaum. Ich war neuneinhalb und weiß einiges aus Erzählungen von Bekannten; | |
| in der Familie sprechen wir nie darüber. Jedenfalls hatte meine Familie | |
| 1987 ein Visum für Österreich bekommen, und wir Kinder dachten, wir würden | |
| in den Ski-Urlaub fahren. Stattdessen sind wir über die | |
| österreichisch-deutsche Grenze geflohen, hatten wohl die Grenzbeamten | |
| überrumpelt. | |
| Sie wussten nicht, dass es für immer sein würde? | |
| Nein. Das haben uns die Eltern erst an der Grenze gesagt. Ich glaube, das | |
| war nötig, weil wir Kinder es sonst ausgeplaudert hätten. Wie ich mich | |
| kenne, hätte ich es sicher meiner Freundin erzählt, und dann wäre alles | |
| aufgeflogen. Wir Kinder sind überrumpelt worden und mussten innerhalb einer | |
| Sekunde begreifen: Wir haben nichts mehr – nicht die Großmutter, nicht den | |
| Hund, nicht die Freundinnen, es ist ein anderes Land. Das war schwer zu | |
| verkraften. | |
| Wie haben Sie sich eingelebt? | |
| Meine Familie ist mit dem Entschluss hergekommen, das tschechische Leben | |
| hinter sich zu lassen und ganz neu anzufangen. Meine Schwestern und ich | |
| wollten natürlich nicht weg. Auch dass ich meine Sprache verlor, war | |
| schlimm für mich. Ich musste hier ja erst mal Deutsch lernen. Aber wir | |
| haben dann sehr nach vorn gelebt, weil das der beste Weg ist, um akzeptiert | |
| zu werden. Meine Eltern wollten besonders vorbildliche Ausländer sein. Ich | |
| habe schon nach einem Jahr perfektes Deutsch gesprochen. | |
| Wie sehen Sie diese starke Anpassung heute? | |
| Ich beginne mich zum ersten Mal damit auseinanderzusetzen, zurückzublicken | |
| und zu reflektieren. Seltsamerweise hat mich ein neues Buchprojekt dazu | |
| gebracht. Ich wollte das gar nicht. Ich dachte immer: Ich bin eine, die | |
| sich nie mit Herkunft und Migrationsgeschichte befassen wird. Und mein | |
| nächster Roman sollte eigentlich nur in Tschechien spielen. Aber jetzt hat | |
| diese Geschichte eine Dynamik angenommen, gegen die ich nicht ankomme. Sie | |
| zieht mich immer tiefer hinein in die Befassung mit meinen ersten 10 | |
| Lebensjahren und einem Teil meiner Identität, die ich abzustreifen versucht | |
| habe. Jetzt merke ich, mir fehlt ein Teil davon. | |
| Welcher? | |
| Die Sprache. Und natürlich die dortigen Landschaften. Ich weiß nicht, ob | |
| man Plattenbauten als Landschaft bezeichnen kann. Und „vermissen“ wäre sehr | |
| nostalgisch formuliert, denn es war nicht schön, da zu wohnen. Es war eng, | |
| anonym … Trotzdem berührt es mich, wenn ich heute durch so eine Siedlung | |
| laufe. Dann kommt mir alles bekannt vor: die Geräusche, die Gerüche, eine | |
| bestimmte Atmosphäre, wenn man in so einem Haus die Treppe hochläuft – wie | |
| es dort hallt und so weiter. Es kommt alles zurück. | |
| Es wirkt vertraut? | |
| Ja. Und ich hatte mir das alles wirklich brutal abgestreift. Jetzt möchte | |
| ich es wieder einfangen, gebe dem zu ersten Mal Raum. Vielleicht hat es | |
| auch damit zu tun, dass ich bei Lesungen hierzulande immer wieder mit | |
| meiner tschechischen Identität konfrontiert werde. | |
| Inwiefern? | |
| Menschen aus dem Publikum sagen mir oft: „Sie sprechen wirklich gut | |
| Deutsch!“ Das ist in der Regel nett gemeint, erinnert mich aber jedes Mal | |
| daran, dass ich allein wegen meines Namens als nicht ganz zugehörig | |
| wahrgenommen werde. Man fragt mich auch: „Warum interessieren Sie als | |
| Tschechin sich für die Marschlande?“ In solchen Momenten denke ich: Meine | |
| 30-jährigen Integrationsbemühungen sind komplett weggefegt oder als dürfte | |
| ich keine anderen Themen haben. | |
| Wie fließend ist Ihr Tschechisch heute? | |
| Es ist leider sehr schlecht. Das Deutsch ist bei mir sehr schnell dominant | |
| geworden. Das war am Anfang ja beabsichtigt, meine Eltern wollten, dass wir | |
| schnell Deutsch lernen, und wir sprechen schon lange Deutsch in der | |
| Familie. Ich kann Tschechisch verstehen und mit großer Mühe lesen. Sprechen | |
| fällt mir unfassbar schwer. Das bedauere ich heute, und deswegen lerne ich | |
| gerade Tschechisch, ich lerne jetzt meine Muttersprache noch mal neu. | |
| 15 Dec 2023 | |
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| Petra Schellen | |
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