# taz.de -- Tipps für die Haushaltsführung: Nicht ohne Emotionen | |
> Wer seine Wohnung nicht zu einem Dreckloch verkommen lassen will, muss | |
> sich an fünf Regeln halten. Aber Vorsicht, Konflikte im Paarbereich sind | |
> vorprogrammiert. | |
Bild: Gegen den Ekelfaktor hilft: Geschirr wegräumen | |
Klar, lassen wir die Dinge einfach mal laufen, so ganz entspannt, so hatten | |
wir uns das gedacht, das wird bestimmt super, so easy going stehen | |
gelassen, das passt dann schon so. Tun wir einfach nichts oder immer was | |
anderes, Wichtigeres, werden wir aktiv nur beim Wegsehen. | |
Bis wir dann merken, dass, wer im eigenen Zuhause nicht regelmäßig | |
aufräumt, halt irgendwann nicht einfach eine unaufgeräumte Wohnung bekommt, | |
sondern eine – je nach Unordnungstoleranz früher oder später – | |
Nichtwohnung, gar keine Wohnung, kein Zuhause, etwas, vor dem wir fliehen, | |
anstatt Geborgenheit oder gar Zuflucht zu finden, ein Gebilde, auf das wir | |
nicht stolz sind, sondern [1][dessen wir uns vor anderen schämen,] und | |
nicht mehr wagen, sie einzuladen, die uns doch eigentlich gewogen sind oder | |
zumindest gern wüssten, wo wir herkommen, damit sie wissen, woran sie mit | |
uns sind. | |
Wenn wir uns nicht kümmern, dann bekommen wir ein Zuhause, das nicht mehr | |
uns dient, sondern dem wir unterworfen sind. Das fiel mir ein in diesen | |
bewegten Wochen nach der Lektüre eines [2][Aufräumratgebers des | |
US-amerikanischen Radiosenders NPR], der in fünf Schritten erklärt, wie und | |
vor allem in welcher Reihenfolge wir Ordnung schaffen können. | |
Die fünf Schritte sind: Müll; Geschirr; Wäsche; Dinge, die einen Platz | |
haben; Dinge, die keinen Platz haben. Den Müll soll man aufsammeln und zur | |
Tür, aber noch nicht raus in die Tonne bringen, weil das eine Ablenkung | |
bedeuten könnte und einen Motivationsverlust, die Gefahr, das Schlachtfeld | |
zu verlassen, ohne den Sieg errungen zu haben. | |
## Persönliche Cancel Culture | |
Aber was ist eigentlich Müll? Herrscht da Einigkeit? Bei mir zu Hause ist | |
klar: Der Windelmüll ist Müll, der dringlichste. Eine Wohnung, die | |
schrecklich unordentlich ist, ist immer noch eine Wohnung, es lässt sich | |
möglicherweise die eine oder andere Schneise bahnen zu einem Plätzchen | |
intakter Heimeligkeit; aber eine Wohnung, in der es nach Fäkalien riecht, | |
ist ein Dreckloch beziehungsweise das Eingeständnis, [3][dass den sie | |
Bewohnenden die Dinge entglitten sind.] Kaum harmloser ist die gerade im | |
Paarbereich relevante Vorfangfrage „Das kann weg, oder?“ respektive das | |
schon Vollzug verkündende „Das? Hab ich schon vor Wochen weggeschmissen.“ | |
Müll ist in diesem Fall, was bereits gecancelt ist beziehungsweise | |
unhinterfragt unter das, was gecancelt gehört, eingeordnet wurde. | |
Konflikte sind da wohl unvermeidlich, erörtert und gelöst werden müssen sie | |
aber eigentlich unter den Unterpunkten „Dinge, die einen Platz haben – | |
Dinge, die keinen Platz haben“. Denn was für Person A einen Platz im Herzen | |
hat, ist für Person B an allen anderen Orten als der Mülltonne fehl am | |
Platz. | |
Auch beim Geschirr wird es nicht ohne Emotionen gehen, spielt doch der | |
Ekelfaktor eine Rolle, dem zufolge wir wünschen, die Entsorgung möge an uns | |
vorübergehen. Geschirr mit Speisen oder Flüssigkeiten versehen, von | |
mindestens halbwüchsig Haftbarzumachenden an einen zum Verzehr nicht | |
normgerechten Ort getragen (Bett, Schreibtisch, Bad) und dort sich | |
dynamisch entwickelnden Aggregatszuständen überlassen, kann zu | |
Trotzreaktionen führen, die wir uns beim Leeren des Windeleimers nicht | |
erlauben, weil wir uns hier als Erwachsene dem Bewusstsein unserer | |
Verantwortung für das, was andere verrichtet haben, nicht entziehen können. | |
Fortsetzung folgt. | |
30 Oct 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Hamas-Unterstuetzer-in-Berlin/!5962283 | |
[2] https://www.npr.org/2023/04/19/1170846100/how-to-keep-house-clean?utm_campa… | |
[3] /Nach-den-Wahlen-in-Bayern-und-Hessen/!5964429 | |
## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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