# taz.de -- Wahlrecht ab 16: Erst schießen, dann wählen? | |
> Im Zuge der geplanten Senkung des Wahlalters drängt die CDU auf | |
> politische Bildung von Jugendlichen. Auch Schulbesuche der Bundeswehr | |
> stehen im Raum. | |
Bild: Eine ganz normale Unterrichtsstunde bei der Bundeswehr? | |
Berlin taz | [1][Berliner Jugendliche ab 16 sollen zukünftig an den Wahlen | |
zum Berliner Abgeordnetenhaus teilnehmen dürfen.] Das steht im | |
Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU; ein entsprechender Antrag hätte | |
eigentlich noch vor der Sommerpause ins Abgeordnetenhaus eingebracht werden | |
sollen. Wenn da nicht ein paar Extrawünsche der CDU gewesen wären. Denn die | |
will die Chance nutzen, eigene Anliegen mit anzustoßen. | |
Begleitend zur verfassungsändernden Absenkung des Wahlalters stellen CDU | |
und SPD auf Drängen der CDU drei weitere Anträge unter dem Titel | |
„Demokratie bei Jugendlichen stärken“. Diese sollen laut Aussagen von | |
Sprechern der beiden Parteien im September im Abgeordnetenhaus beraten | |
werden. In den Anträgen, die der taz vorliegen, geht es um politische | |
Bildung von jungen Menschen. „Wenn sie wählen gehen, dann wünsche ich mir | |
auch, dass sie wissen, wie ein Parlament funktioniert, weil sie Zugang | |
haben“, sagt Danny Freymark, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende. | |
Für Aufregung sorgten am Dienstag die Aussagen von Freymark, der mit der | |
Berliner Zeitung über mögliche [2][Schulbesuche der Bundeswehr] sprach – | |
quasi als Bedingung für die Zustimmung der Absenkung des Wahlalters. Im | |
ursprünglichen Antrag wurden Polizei und Bundeswehr als Beispiele der | |
„Vertreter demokratischer Institutionen“ genannt, die zukünftig in Schulen | |
präsenter sein sollen. Auf taz-Anfrage möchte Alexander Freier-Winterwerb, | |
Sprecher für Jugend der SPD, die Aufregung beruhigen: „Die Schulen | |
entscheiden selbst, wer kommen darf.“ Daran werde sich nichts ändern „und | |
das ist auch gut so“. | |
In Gesprächen mit der CDU sei man zu der Einigung gekommen, den Nebensatz, | |
in dem Polizei und Bundeswehr als Beispiele genannt werden, zu streichen, | |
so Freier-Winterwerb. Die Bundeswehr sei sowieso in der Auflistung der | |
„Repräsentanten der Legislative, der Exekutive und der Judikative“ | |
enthalten, aus denen Vertreter an Schulen kommen können, wenn die jeweilige | |
Leitung zustimmt. | |
Kritik an den CDU-Bedingungen kam von Klara Schedlich, der Sprecherin für | |
Jugendpolitik der Grünen. [3][„Es ist an der Zeit, endlich das Wahlalter | |
auf 16 Jahre abzusenken, ohne Wenn und Aber.“] Das an Bedingungen zu | |
knüpfen, zeige Misstrauen gegenüber einer Generation, die sich massenhaft | |
für Klimagerechtigkeit und eine gerechtere Gesellschaft einsetze. Franziska | |
Brychcy, Chefin der Berliner Linken, schrieb auf Twitter: „Die Bundeswehr | |
braucht es ganz sicher nicht, um Schüler*innen politische Bildung | |
näherzubringen.“ | |
8 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Kajo Roscher | |
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